Kapitel 3

16 3 0
                                    

Seine Sicht

Ich bekam nur noch mit, wie Thyra völlig aus der Bahn geworfen aus der Halle stürmte. Wenig später kam Leif kopfschüttelnd auf mich zu.

"Ich dachte wirklich, dass dieses Mädchen das Zeug zu einer großen Läuferin hat. Aber da habe ich mich wohl getäuscht." enttäuscht sieht er in meine Richtung.

"Meinst du nicht wir waren zu hart zu ihr?" ich sehe Leif fragend an.

Dieser Gedanke war mir schon nach meiner kurzen Auseinandersetzung mit ihr gekommen. Sie konnte ja nun wirklich nichts dafür.

"Was meinst du mit wir?" Leif sieht mich skeptisch an.

"Ich habe ihr vorhin etwas ähnliches an den Kopf geworfen. Aber vielleicht hat sie Recht damit zu sagen, dass sie keine andere Wahl hat. Sie hat keine Sponsorings. Sie bekommt lediglich Geld vom Verband. Und wir wissen beide, dass das nicht der große Reichtum ist. Wo wir gerade dabei sind. Weißt du warum sie keine Sponsorings hat? Sie ist doch gar nicht so schlecht, oder?" ich sehe meinen Trainer an.

"Sie ist wirklich gut. Sie ist Juniorenweltmeisterin in Fünfkampf. Aber nach ihrem Erfolg ist sie tief gefallen. Depressionen und über zwei Jahre kein Training. Sie ist ein Risiko für jede Marke." erklärt er.

Bestürzt sehe ich ihn an. Ich hatte mit allem gerechnet nur nicht damit, dass sie so gelitten hatte.

"Wir waren zu hart Leif. Wir sollten ihr helfen. Niemand sollte auf Grund einer psychischen Erkrankung so benachteiligt sein." gebe ich zu bedenken.

"Vielleicht hast du recht. Aber ich wüsste auch nicht, wie wir ihr helfen sollen. Ohne ein Angebot einer Firma haben wir keine Chance." stellt Leif fest.

"Ich habe eine Idee. Ich spreche mit meinem zuständigen Marketing Agent bei RedBull. Eigentlich lieben sie solche Geschichten von kämpfenden Menschen und so viel Hingebung." überlege ich.

"Und wir müssen ja keinen Millionendeal abschließen, aber vielleicht schaffen wir es so viel Geld zu bekommen, dass sie alle ihre laufenden Kosten decken kann." überlege ich weiter.

"Und ich werde mal bei ihrer Uni nachfragen, ob wir sie irgendwie in das Leistungssportler Profil bekommen. Dann hat sie im Studium nicht mehr so viel Stress." fügt Leif an.

"Ich glaube das sollten wir auf jeden Fall tun. Soweit ich von Amalie gehört habe, ist sie gerade mal im dritten Semester. Sie hat schon mit 17 angefangen zu studieren." erkläre ich.

"Dann suche ich auch nach einer neuen Wohnung für sie. Sie kann nicht ewig im Wohnheim leben." zustimmend Nicke ich auf seinen Vorschlag.

Gesagt, getan mache ich mich kurze Zeit später auf den Weg zu meiner Mutter.

"Hei Mamma." rufe ich durch die offene Tür des Büros meiner Mutter, dass im Haus meiner Eltern liegt.

"Karsten. Wie war dein Training?" sie sieht mich erwartend an.

"Ehrlich gesagt nicht so gut." gebe ich zu.

"Ich habe mich gegenüber Thyra wie ein Arschloch benommen. Ich wusste nicht, wie schwer sie es hat. Gott ich fühle mich so furchtbar." spreche ich weiter.

"Ich kann mir vorstellen worum es geht. Ich habe einige Nachforschungen zu Thyra angestellt. Und wie ich dich kenne, willst du ihr helfen, nicht wahr?" sie sieht mich leicht lächelnd an.

"Du kennst mich zu gut. Denkst du wir können bei RedBull oder bei irgendeinem meiner Sponsoren etwas erreichen?" stelle ich die Frage nach dem Elefanten im Raum.

"Nun, ich denke bei RedBull könnten wir gute Chancen haben. Und glücklicherweise haben wir heute eh einen Termin." schmunzelt sie.

Ich bin ziemlich dankbar, dass meine Mama ein so herzensguter Mensch ist. Sie versucht immer allen Menschen etwas Gutes zu tun. Und ich glaube, dass sie, ohne Thyra richtig zu kennen, viel auf sie hält.

Zwei Stunden später sitzen wir dann im Büro von RedBull Norge. Uns gegenüber Thorge Larsen. Er ist schon seit dem Beginn meiner Kooperation mit RedBul für mich zuständig.

"Okay. Wenn ich das richtig verstehe, dann wollt ihr, dass wir in eine mehr als risikobehaftete Sportlerin investieren, die noch keine großen Erfolge vorzuweisen hat?" Thorge sieht mich an.

"Ja. Das hast du völlig richtig zusammengefasst." gebe ich zurück.

"Du weißt, dass wir das nicht machen werden, oder? Das Geld ist mit großer Wahrscheinlichkeit mehr als verloren." so unsympathisch war mir Thorge noch nie.

"Dir ist aber schon Bewusst, dass sie Juniorenweltmeisterin im Fünfkampf war, oder? Und außerdem steht RedBull dafür viele scheinbar unlösbare Aufgaben anzugehen. Und es wäre doch sicher werbungstechnisch mehr als gut für euch, wenn sie dann Erfolge feiern würde. Sie würde euer Motto leben." Ich sehe ihn an.

Und ich merke auch, wie er innerlich langsam mit sich hadert.

"Gut. Ich kann nichts versprechen, aber ich werde sie bei den Chefs vorschlagen. Aber ich mache euch keine Zusagen. Ich rufe euch an, wenn ich etwas Genaues weiß. Soll ich dich Kristine als Managerin eintragen?" er sieht meine Mutter an.

"Ja. Mach das ruhig." genehmigt meine Mutter.

Dankbar sehe ich sie an.

Vor dem Büro sehe ich meine Mutter an.

"Und? Was glaubst du? Werden sie Sie sponsoren?" frage ich.

"Ich denke schon. Thorge hat ziemlich mit sich gehadert. Ich glaube sie werden ihr ein kleines Sponsoring geben und alle Vertragsverlängerungen an die WM in London knüpfen. Sie wird hart arbeiten müssen, wenn sie den Vertrag halten möchte." gibt sie zu bedenken.

"Das ist mir klar. Aber immerhin können wir ihr das Leben eventuell ein kleines bisschen erleichtern." erkläre ich.

"Da wirst du schon Recht haben. Ich werde noch bei Puma fragen, ob sie sich vorstellen könne ihre Schuhe zu stellen. Das würde sicher auch helfen. Aber an euerer Stelle würde ich ihr noch nichts sagen. Wir können für nichts garantieren." ihr Blick warnt mich. Und ich weiß genau, dass sie sehr wohl Recht hat.

"Ich weiß, aber trotzdem danke, dass du dich auch darum kümmerst." sage ich.

"Kein Problem. Ich will nicht dafür verantwortlich sein, dass eine so hart arbeitende Frau keine Chance bekommt." stellt sie klar.

Dankbar nicke ich und ziehe sie anschließend fest in die Arme. Sie ist einfach die Beste.

„Ach und Karsten. Ich habe dich zu einem netten und guten Jungen erzogen. Wag es dir nicht noch einmal ein unschuldiges Mädchen so anzugehen." Ihr warnender Blick durchbohrt mich beinahe.

Aber ich weiß auch, dass sie recht hat.


Den gylne KjaerlighetenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt