Kapitel 14

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Ihre Sicht

Am Silvesterabend stand ich zögernd vor meinem Spiegel im Schlafzimmer. Ich hatte einfach ein schwarzes Kleid gewählt und mir mit etwas Schmuck noch ein glitzern auf den Körper gezaubert. Trotzdem war ich mir nicht sicher, ob das Outfit angebracht war. Und ich war mir noch weniger darüber sicher, ob es überhaupt eine gute Idee war zu Karstens Party zu gehen. Immerhin war es seit Weihnachten zwischen uns irgendwie komisch. Dennoch wollte ich mir davon nicht die Stimmung versauen lassen. Vielleicht würde sich heute Abend ja einiges klären.

Bevor ich mich auf den Weg in das unter mir liegende Stockwerk machte, checkte ich noch mein Handy um sicherzugehen, dass Amalie schon da war.

Nachdem ich an der Tür geklopft hatte, öffnete mir ein schon gut angetrunkener Mann, den ich noch nie gesehen hatte.

"Hei. Ich bin Thyra." stellte ich mich trotzdem vor.

"Du bist also die berühmte Thyra. Freut mich dich kennen zu lernen. Ich bin Erlend. Einer von Karstens Freunden." stellt er sich ebenfalls vor.

Danach zieht er mich in die Wohnung und brüllt mich über die Musik weg an.

"Karsten und die anderen Jungs sind auch schon hier. Aber ich denke, du suchst eher nach Amalie, oder?" er sieht mich an.

"Ähm ja. Amalie wäre schön." antworte ich.

Ich hatte sie schon eine Weile nicht mehr gesehen, weil sie über die Feiertage nur einen Tag da gewesen war. Ausgerechnet an diesem Tag war ich dann nicht da gewesen. Deshalb musste ich jetzt mit ihr aufholen.

Lächelnd setzte mich Erlend kurze Zeit später neben Amalie auf dem Sofa ab.

"Hei. Thyra. Warum so spät?" auch Amalie ist schon gut angetrunken.

"Ich hatte noch was zu tun." weiche ich aus. ich will sie nicht mit meinen Unsicherheiten langweilen.

"Und es liegt nicht manchmal daran, dass du und Karsten seit Weihnachten nicht mehr mit einander redet?" sie sieht mich durchdringend an.

Verflucht. Woher weiß sie das denn jetzt schon wieder?

"Wie kommst du denn da drauf?" stelle ich die Gegenfrage.

"Karsten hat es mir erzählt. Auch das ihr euch geküsst habt. Also lüg mich nicht an Cherrie!" maßregelt mich Amalie.

"Okay, Okay." abwehrend hebe ich meine Arme.

"Also meine Liebe. Erzähl mir alles." fordert sie mich auf.

Und so fange ich an zu erzählen und Amalie saugt begierig jedes Wort auf.

"Dann würde ich sagen, dass du die Chance heute nutzen solltest, um das mit ihm wieder zu klären." lautet ihre Schlussfolgerung.

"Ich glaube kaum, dass heute der richtige Moment dafür ist." stelle ich meine Zweifel dar.

"Wenn nicht heute, wann dann? Du musst immer daran denken, Betrunkene und Kinder sagen immer die Wahrheit. Also ist es heute ein guter Zeitpunkt, wenn du Karsten auf den Zahn fühlen willst. Die Jungs haben schon ein Trinkspiel hinter sich." lacht sie.

Bevor ich noch etwas erwidern kann, steht Karsten auf einmal neben uns.

"Thyra! Du bist da. Ich dachte schon, dass du gar nicht mehr auftauchst." lacht er.

"Tut mir wirklich leid. Ich hatte noch etwas zu tun. Aber jetzt bin ich ja da." lache ich zurück.

"Das ist auch sehr gut. Ich brauche nämlich eine Partnerin für die nächste Runde Schnapspong." führt er aus.

"Schnapspong?" skeptisch sehe ich ihn an.

"Ja. Es gibt auch den guten Bacardi." versucht er mich zu überzeugen.

Unsicher sehe ich zu Amalie. Sie nickt mir jedoch nur aufmunternd zu.

"Okay. Lass uns gehen. Wer sind unsere Gegner?" versuche ich die Lage zu analysieren.

"Erlend. Den kennst du ja schon. Und William. Einer meiner anderen Freunde. Beide leider sehr trinkfest." erklärt er.

"Oh ja. Das habe ich bei Erlend schon mitbekommen." stelle ich fest.

Als wir am Tisch ankommen stehen schon 10 Becher auf jeder Seite. Zudem liegen 2 kleine PingPong Bälle auf dem Tisch.

"da sind also unsere würdigen Gegner." Erlend sieht uns ausgelassen an.

"Sieht ganz so aus Erlend. Kleine Wette gefällig?" er sieht ihn an.

"Auf jeden Fall. William und ich haben auch schon einen Einsatz für euch. Wenn ihr verliert, dann musst du Thyra zu Neujahr küssen." legt Erlend fest.

Innerlich stöhne ich auf.

"Gut. Wenn ihr beide verliert, dann möchte ich euch bei den Bislett Games als Cheerleader. Und zwar in voller Cheerleader Montur. Mit PomPoms." legt Karsten den zweiten Teil der Wette fest.

Ein ziemlich guter Einsatz. ich würde alles dafür geben Erlend als Cheerleader zu sehen.

Also beginnen wir das Spiel. Zunächst Erlend. Kein Treffer. Auch Karsten trifft nicht. Dann ist William an der Reihe. Auch er trifft nicht. Und dann bin ich an der Reihe. Konzentriert lasse ich meinen Ball mehrfach auf den Tisch klacken und sehe völlig überfordert dabei zu, wie der Ball im ersten Becher landet.

"Halleluja. Bist du geübt oder ein Naturtalent?" Erlend sieht mich ungläubig an.

"Leider geübt." gebe ich zu.

"Studentenparties sind nicht ohne." lache ich.

Man sieht William und Erlend den Schock an.

"Na super. Ist das dein Ernst Karsten? Wusstest du davon?" William ist offensichtlich etwas schockiert.

"Nein. Wirklich nicht. Aber das Glück muss ja auch mal auf meiner Seite sein." lacht er und sieht anschließend Erlend bei seinem nächsten Versuch zu. Beide treffen wieder nicht.

William hingegen schon.

Mit einem Ruck kippe ich den ersten Schnapsbecher nach unten. Immerhin mit Himbeergeschmack.

Danach wird das Spiel immer ausgeglichener. Alle treffen. Und so stehen am Ende noch zwei Becher. Auf jeder Seite einer.

„Ich finde ihr solltet es spannender machen." Karstens Freunde haben sich mittlerweile am Tisch versammelt.

Es ist Halvdan, der spricht.

„Thyra und William sollten gleichzeitig werfen. Wer zuerst trifft, der gewinnt.

Ich kenne diese Variante des Spiels. An der Uni war es auch eine beliebte Art gewesen solche Spiele spannender zu machen. Was William jedoch nicht wusste, war das ich zumeist gewählt wurde um diese letzte Runde zu spielen. Ich war wirklich gut darin.

Doch diesmal lief alles anders. Beide Bälle prallten auf den Tisch und beide Bälle landeten auch noch gleichzeitig im jeweils gegenüberliegenden Becher.

Schockiert sah ich William an. Und dann huschte mein Blick zu Karsten. Dieser sah genauso schockiert aus wie wir.

Erlend fand zuerst die Sprache wieder.

„Und Halvdan? Was machen wir jetzt?" er sieht seinen Freund an.

Das frage ich mich auch.


Den gylne KjaerlighetenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt