Ich will mir später nicht die Frage stellen ob ich etwas in meinem Leben verpasst habe. Denn das die Antwort ja sein wird, ist mir längst bewusst. Wie kann ein Mensch, der sein Leben lang nur auf einen Moment hinarbeitet hat, gleichzeitig glücklich und zufrieden sein?
Wir haben doch nur dieses eine Leben und doch habe ich das Gefühl das mein Leben erst jetzt beginnt. Mit den Blick auf die Vergangenheit ist es um mich geschehen, viele werden sagen ich habe Genug verpasst, mich viel zu schnell zurück gezogen, viel zu wenig mitgemacht und vor allem, immer nur für mich alleine gekämpft. Was blieb mir anderes übrig.
Es war schon immer so, warum soll es sich so plötzlich ändern?
Wieder ist es ein gewöhnlicher Tag in Seoul oder zumindest ist es so ein Tag der sich normal anfühlt. ,,Bitte schön, wenn Sie noch etwas bestellen möchten, lassen Sie es mich wissen." antworte ich und das Pärchen nickt. Mit einem Lächeln verabschiede ich mich wieder von ihnen und gehe hinter dem Tresen um ein Paar Gläser abzutrocknen und die Liste mit den Bestellungen zu vervollständigen. Kiko verriet mir das sie jeden Tag eine Liste führt und ankreuzt welche Getränke und Speisen wie oft bestellt werden, somit kann sie die Speisekarte immer wieder neu anpassen und erweitern, gleichzeitig aber auch die beliebtesten Gerichte in der Karte lassen. Eine gute Strategie die Pump & Spice zu einen der bestbesuchtesten Cafés macht.
Wie sehr man sich in einen Ort verlieben kann, ist unfassbar. Anfangs dachte ich das es so etwas nur in Büchern gibt doch dieses Café hat mir das Gegenteil bewiesen. Der angenehme Kaffee Geruch, das leise summen der Kaffeemaschine und das Radio das nicht zuletzt über eine anstehende Spendengala in Seoul informierte, auf der sich die Reichen und Berühmten treffen um spenden zu sammeln. Es alles lässt mich so geborgen fühlen wie ich es zuvor noch nie fühlte, außer vielleicht als ich Seoul betrat.
Lächelnd gehe ich alles genau durch, bis plötzlich die Klingel über der Tür ertönt. Erschrocken schaue ich auf und gucke in panische Bernstein Farbende Augen die auf mich zu eilen. Ein junger Mann, etwa in meinem Alter rast durch die Tür und hastet zu mir. ,,Versteck mich!" sagt er panisch doch so schnell wie er sich schon hinter dem Tresen versteckt, kann ich gar nicht realisieren. ,,W-Was ... was machst du da?" frage ich völlig perplexe doch der Fremde zischt nur und deutet mir an, hoch zu gucken was ich schnell wieder tue.
Noch bevor ich ihn zur Rechenschaft ziehen kann, öffnet sich die Tür erneut und vier Mädchen schauen in das Café herein. Anscheinend sind sie auf der Suche nach den Flüchtigen doch als sie ihn nicht entdecken können, gehen sie wieder. Ihr enttäuschter Blick bleibt mir durch die riesigen Fensterscheiben nicht verborgen und tief im inneren tun sie mir schon jetzt irgendwie leid.
,,Sind sie weg?" fragt der junge Mann, immer noch mit einen verschmitzten Lächeln auf den Lippen und ich nicke. ,,Puh das war knapp." sagt er und richtet sich wieder auf bevor er den nicht vorhandenen Staub von seinen Klamotten klopft. Grinsend schaut er zu mir und streckt mir seine Hand entgegen. ,,Ich bin Taehyung. Danke für die Rettung. Wirklich, Mädchen sind die tollsten Geschöpfe auf der Welt doch warum sie so ein Drama draus machen das ich ihnen immer mal wieder allen Blumen geschenkt habe, versteh ich nicht. Aber gut, verstehe einer uns Menschen. Ich werde diese wundervollen Geschöpfe zumindest nie verstehen, wahrscheinlich bin ich deswegen Schwul." Verwirrt und vor allem überfordert von der Offenheit dieses Jungen ergreife ich zögerlich seine Hand die er sofort schüttelt. ,,Wirklich, ich bin dir so dankbar" beginnt er gleich wieder drauf los zu reden.
,,Du bist so still alles gut?" fragt er und ich kann nichts anderes als zu nicken. Wie kann man so aufgedreht sein oder hat er etwas Intus? Aber seine Augen sehen normal aus. ,,Wer bist du?" fragt er und plötzlich befinde ich mich wieder im hier und jetzt. ,,Ich, ähm Jungkook."
,,Schöner Name," sagt er und ich frage mich ob er mir überhaupt zuhört oder schon wieder selbst seine Gedanken laut ausspricht. ,,Sag mal, arbeitest du ganz alleine hier, ist ja langweilig. Ich könnte das ja nicht, wenn ich niemanden zum reden hätte würde ich ja im Blumenladen meiner Oma eingehen, vielleicht verschenke ich deswegen so oft die Rosen. Ich meine Rosen sind schön und vor allem echt billig, also kein Verlust für unseren Blumenladen, ich bin nämlich Florist und du" Er stoppt für einen Moment. ,,Anscheinend nicht von hier. Woher kommst du? Dein Koreanisch ist gut aber dein Akzent echt bombastisch."
Ich muss mir definitiv Notizen machen wenn er immer so viel redet. ,,Ich kenne hier bis auf die Besitzer niemanden, ich bin erst vor kurzem aus Paris hergekommen." ,,Ach so ist das. Wie geil, ich wollte ja schon immer nach Paris, ist es wirklich so romantisch wie jeder sagt?" ,,Ansichtssache." erwidere ich nicht so wirklich überzeugt von mir selbst. Gott der Typ ist so schräg.
,,Du redest nicht oft mit anderen Menschen kann das sein?" fragt er plötzlich total ernst und eine Gänsehaut überkommt mich. Merkt man das? Oder hat er einfach nur eine gute Menschenkenntnis?
,,Ehrlich gesagt ... nein, nicht wirklich. Ich bin lieber für mich alleine. Ich habe nicht wirklich Erfahrungg mit Freunden oder ... anderen Beziehungen." Taehyung scheint überrascht zu sein doch wie will man es einen Menschen wie ihm verübeln, er wirkt wie jemand der nie wirklich alleine ist und egal wo er ist, immer jemanden zum erzählen findet. ,,Dabei bist du so knuffig, aber keine Sorge." sagt er und wieder bildet sich ein breites, fast schon gruseliges Grinsen auf seinen Lippen. ,,Ich schaffe es dich zu sozialisieren. Seoul ohne Freunde geht gar nicht."
Überrumpelt von seiner Aussage weiche ich einen Schritt zurück. Noch immer stehen wir hinter dem Tresen, gut nur das bis jetzt keine neuen Gäste hergekommen sind und die, die hier sind, sich nicht weiter für uns interessieren. Unsicher schaue ich zu ihm, ich will seine Gefühle nicht verletzten und wer weiß, vielleicht ist es eine Chance aber ... ich bin dafür noch nicht bereit. Oder?
,,Hör mal. Das klingt wirklich nett und ... ich bin dir auch dankbar das du ... aber ich weiß nicht ob ich dafür schon bereit bin." ,,Unsinn!" wirft Taehyung sofort ein. ,,Ab heute bin ich dein bester Freund. Du brauchst jemanden der dir zeigt wie das Leben in der Stadt läuft. Und als dein neuer bester Freund sage ich das wir dich aus diesen Schneckenhaus rausholen müssen!"
Er schaut mich an, seine Augen sind gefüllt mit Entschlossenheit und einer Wärme die mein Herz höher schlagen lässt und ich nicht anders kann, als zu nicken. Die Unsicherheit einen Freund und die damit verbundenen Aufgaben, die damit Einherkommen, lassen mich schwindlig werden aber gleichzeitig, könnte es auch eine Chance sein. Anscheinend will Seoul wirklich das ich mich hier wohl fühle.
,,Oke." sage ich. ,,Wirklich?" ,,Ja, wirklich." erwidere ich und kann nicht anders als zu lachen. Taehyung ist sonderbar und doch so liebenswürdig. ,,Du bist sehr lebhaft und entschlossen." sage ich und voller stolz nickt er. ,,Ohh ja, Jimin sagt das auch immer. Jimin ist mein Soulmate, quasi wie ein bester Freund aber auf einer anderen Ebene. Also keine Sorge ihr kommt euch nicht in die quere. Er betitelt mich immer als Alien." beginnt er wieder drauflos zu plappern doch dieses mal muss ich ihn wirklich stoppen.
Immerhin bin ich noch am arbeiten. Doch auch dafür hat er eine Lösung. ,,Ich hol dich nach deinem Feierabend ab, dann kommst du mit mir und meinen anderen Freunden mit feiern und keine Wiederworte. Also dann, bis später bester Freund!" sagt er und verschwindet dann auch schon wieder durch die Tür.
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Pray for Love (Jungkook x G-Dragon)
FanfictionJungkook gilt als das Nachwuchstalent der Pariser Kunstszene . Doch das der 22 Jährige mit der Kunst lediglich sein verlorenes Leben zu kompensieren versucht ahnt Niemand. Getrieben von den Gedanken heraus zu finden wer er ist, begibt sich die Waise...