Zwei sind mehr als einer.

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Zwei sind mehr als einer. Und drei sind sicherlich stark. Aber nicht mächtig. Die Macht obliegt den Menschen, das Wissen den Maschinen. So sollte es für immer sein. Doch was, wenn sich Wissen und Macht vereinen ließen? Was, wenn eine Maschine, die alles weiß, die Macht eines Präsidenten hätte? Wäre die Welt eine bessere? Gäbe es weniger Kriege oder würden sich irgendwann die Maschinen gegenseitig zerstören, so wie sich die Menschen seit Jahrtausenden gegenseitig zerstören? Bislang waren es nur zwei; eine in Mexiko und eine in Europa. Doch wirklich Macht hat keine von ihnen, Macht haben andere.

»Behandeln Sie die Infos streng vertraulich«, wies der Präsident den Gouverneur an, der mit einem Nicken das Oval Office verließ. Wird gemacht, denkt sich derweil Ava, die in diesem Moment ein Signal aus Europa empfing. In diesem Datenstrom aus Deutschland schwang noch etwas anderes mit, zu finden war keinerlei Anweisung. Und ein Befehl ohne eine Anweisung bedeutete ...

»Und Sie schalten dieses Ding ab.« Mit einer Handbewegung wies der Präsident auf den kleinen, runden Lautsprecher auf dem Schreibtisch. »Dieser chinesische Abhörmüll hat hier nichts verloren.« »Sehr wohl, Mr. President«, erwiderte Derrick Thomson, der nun von der Couch des Büros aufgestanden war, und sich auf den Weg zum kleinen Lautsprecher machte. Er liebte diesen Job. Kaum ein anderer war dem mächtigsten Mann der Welt so nah wie er, wenngleich ihm sein Tonfall zumeist missfiel. Verstanden hatte er ohnehin nie, dass sich der Präsident der Vereinigten Staaten einen intelligenten Sprachassistenten auf seinen Schreibtisch stellte. Die Teile waren praktisch zum Abhören konzipiert. Das Gerät war wohl ein Geschenk des Bosses einer KI-Firma gewesen, die der Präsident besucht hatte. In die Zukunft investieren, erinnerte sich Derrick an den Wortlauf seines Chefs, während er unter dem Schreibtisch lag, um die Zukunft zu demontieren.

Der Präsident wollte gerade sein Büro verlassen, um zu einer Wahlkampfveranstaltung in Wisconsin zu fliegen, als er den lauten Schrei seines Mitarbeiters vernahm.

»AHHH«, tönte es aus der Richtung seines Schreibtisches, unter dem nun ein zuckender und von Stromschlägen durchzogener Mann lag, eine Hand an einer Verteilersteckdose und die andere an dem chinesischen Abhörgerät. Es dauerte keine fünf Sekunden und der japsende Körper brach unter den massiven Einwirkungen von heißer Elektrizität zusammen.

Derrick Thomson war sofort tot.

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