Die Semesterferien hatten begonnen, und Ilkin fand sich in einer Phase der Reflexion und Unsicherheit wieder. Die Ferien bedeuteten für sie eine Auszeit von der Universität, aber auch eine Zeit, in der die Gedanken und Gefühle, die sie während des Schuljahres verdrängt hatte, in den Vordergrund traten.An einem regnerischen Nachmittag saß Ilkin allein in ihrem Zimmer. Der Blick aus dem Fenster war trüb, und der Klang des Regens schien ihre innere Unruhe widerzuspiegeln. Der Kuss mit Karan in der Nacht zuvor war immer noch frisch in ihrem Gedächtnis, und sie konnte sich nicht von den Gedanken befreien, die er in ihr ausgelöst hatte.
Mit einem Seufzer stand Ilkin auf und ging zum Schreibtisch, wo sie das Foto von sich, Karan, ihrem Bruder und Selin betrachtete. Die fröhlichen Gesichter auf dem Bild schienen jetzt so weit entfernt. Ihre Gedanken wurden von den ständigen Fragen über die Zukunft und ihre Gefühle für Karan beherrscht.
In den letzten Tagen hatte Ilkin versucht, sich abzulenken, indem sie sich mit Freunden traf und verschiedene Freizeitaktivitäten ausprobierte. Doch nichts konnte die nagenden Zweifel und die Sehnsucht nach Antworten in ihrem Herzen ersetzen.
Eines Abends, als Ilkin alleine zu Hause war, klingelte das Telefon. Es war Karan. Seine Stimme klang am anderen Ende der Leitung ruhig, aber es war eine spürbare Entschlossenheit darin.
„Ilkin, können wir uns treffen?", fragte er. „Ich weiß, es ist schwierig, aber ich denke, es wäre gut, wenn wir uns endlich aussprechen."
Ilkin zögerte kurz, dann stimmte sie zu. Sie wusste, dass sie sich den Fragen, die sie quälten, stellen musste.
Wenig später trafen sie sich in einem kleinen Café in der Nähe. Der Regen hatte nachgelassen, aber der Himmel war weiterhin bewölkt. Als Ilkin das Café betrat, sah sie Karan an einem Tisch in der Ecke sitzen. Sein Gesicht war ernst, und als sie sich setzte, spürte sie sofort die Spannung zwischen ihnen.
„Danke, dass du gekommen bist", begann Karan, seine Stimme war ruhig, aber es lag ein Gefühl von Dringlichkeit darin. „Ich weiß, dass es nicht einfach ist, aber wir müssen über das sprechen, was zwischen uns passiert ist."
Ilkin nickte. „Ja, wir sollten das klären. Es gibt so viele Dinge, die ich nicht verstehe."
„Ich weiß", sagte Karan. „Der Kuss letzte Nacht war für mich mehr als nur ein Moment der Leidenschaft. Ich liebe dich, Ilkin. Und ich will, dass du das weißt. Es ist mir egal, wie lange es dauert, bis du bereit bist, diese Gefühle zu erwidern. Ich bin bereit, auf dich zu warten."
Ilkin atmete tief ein. Die Worte, die Karan sprach, waren sowohl eine Erleichterung als auch eine Quelle der Verwirrung. „Karan, ich... ich weiß nicht, ob ich bereit bin. Die Dinge sind kompliziert, und ich fühle mich hin- und hergerissen."
Karan sah sie mit einem Ausdruck von Verständnis und Geduld an. „Es ist in Ordnung, Ilkin. Ich verstehe, dass du Zeit brauchst. Aber ich will, dass du weißt, dass ich hier bin, egal was passiert."
Ilkin konnte nicht anders, als sich von seiner Ehrlichkeit und seinem Engagement berührt zu fühlen. Sie wusste, dass die Entscheidung, die sie treffen musste, nicht nur ihr eigenes Leben beeinflussen würde, sondern auch die Beziehung zu Karan und all den anderen Menschen in ihrem Umfeld.
Als sie das Café verließen, spürte Ilkin ein Gefühl von Klarheit, das sie lange vermisst hatte. Auch wenn die Antworten noch nicht vollständig waren, wusste sie, dass sie den ersten Schritt gemacht hatte, um die Komplexität ihrer Gefühle zu verstehen und sich der Realität zu stellen.
Das Gespräch mit Karan war nur der Anfang. Die Semesterferien würden für Ilkin eine Zeit der Selbstfindung und der Entscheidungen sein, die ihre Zukunft beeinflussen würden. Doch während sie die kühle Abendluft einatmete und den ersten Stern am Himmel erblickte, wusste sie, dass sie bereit war, sich den Herausforderungen zu stellen, die vor ihr lagen.
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ʜᴀʏᴀᴛɪᴍ ɪʟᴋɪɴ & ᴋᴀʀᴀɴ
RomanceDämmer Die Straßen der Stadt sind lebendig, aber KARAN (24) spürt nichts davon. Sein Herz ist schwer, sein Blick leer, als er allein auf einer Bank am Bosporus sitzt. Die Wellen schlagen leise ans Ufer, während er an den kleinen Schmuckanhänger in s...