☆ Kapitel 9 ☆

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Die Verlegenheit, die ich empfinde, ist fast greifbar. Und schon spüre ich  wieder einmal wie sich langsam Tränen in meinen Augen bilden.
Schnell versuche ich unbemerkt durch die Haustür zu verschwinden, ohne dass er merkt das ich weine. Ich will nicht, dass er Mitleid mit mir hat. Oder das er den Eindruck hat, das ich nicht alleine zurechtkomme. Ich habe es immer irgendwie geschafft, und heute Abend ist es nicht anders.

Als ich die Haustür öffne, um zu gehen, ergreift Neo jedoch sanft meinen Arm.
"Guck mal, ich weiß nichts über dein Leben, oder die Menschen mit denen du aufgewachsen bist. Aber wir machen hier die Dinge ein bisschen anders. Ich habe dir einen Platz zum Übernachten angeboten. Das bedeutet, dass ich keine Art von Bezahlung erwarte."
Seine Stimme ist so sanft, während er mit mir spricht, doch ich stehe nur wie erstarrt da.
Warum ist er so nett zu mir? Niemand tut heutzutage mehr etwas umsonst. Also was erwartet er von mir?
Ich versuche, ein paar vereinzelte Tränen wegzuwischen, doch ohne Erfolg.

Gott, was ist denn nur mit mir los! Ich schwöre, seitdem ich diesen Mann getroffen habe, bin ich ständig kurz davor zu weinen! Ich bin nicht jemand, der vor Leuten, besonders Männern, weint.
Neo dreht mich langsam zu sich um.
"Rede bitte mit mir."
Sagt er leise, während er mir vorsichtig die Tränen wegwischt. Ich schüttel leicht den Kopf,
"Warum zum Teufel bist du so nett zu mir? Du kennst mich doch gar nicht?"
Doch er lächelte nur.
"Ich denke gern, dass ich ein netter Mensch bin, und wie ich dir schon gesagt habe… du bist meine Gefährtin… es gibt absolut nichts, was ich nicht für dich tun würde."
Innerlich stöhne ich auf. Seine Finger  hinterlassen eine Spur von Funken auf meinem Gesicht. Sein Lächeln ist so faszinierend. Doch dann kehre ich in die Realität zurück… Gefährtin… dieses verdammte Wort schon wieder.
"Okay, hör mal, ich muss wissen, was das bedeutet."
Ich sehe ihn an, versuche, mich auf irgendetwas zu konzentrieren. Was anderes als auf seinen himmlischen Duft, der mich zu umschwirren scheint.

Leise seufzt er
"Okay, wie wäre es damit. Du bleibst hier über Nacht und morgen früh kommen meine Mama und ich zu dir, um beim Frühstück mit dir über alles zu reden? Wenn du dich danach entscheidest zu gehen, bringe ich dich natürlich zu deinem Auto. Obwohl ich ja hoffe, dass du dich dazu entscheidest hier zu bleiben."
Zustimmend nicke ich. Dann gehe ich zu der großen Couch und lasse mich darauf fallen. 
"Fühl dich ganz wie zu Hause. Der Kühlschrank ist voll, nimm dir einfach was du möchtest. Wenn du irgendetwas brauchst, mach einfach das Verandalicht an, dann komme ich gleich her. Okay?"
Er sieht mich an, oder besser gesagt, er starrt regelrecht in meine Seele. Ich könnte mich doch glatt in seine Augen verlieren.
Leicht lächel ich ihn an und bedanke mich bei ihm. Dann verschwindet er auch schon durch die Haustür.

Nach ein paar Minuten beschließe ich das Haus zu erkunden. Jeder Raum ist genauso atemberaubend wie das Wohnzimmer. Dieser Ort ist einfach riesig. Und es ist so ruhig hier draußen.
Normalerweise genieße ich die Stille ja, aber das hier ist einfach zu ruhig. Es gibt drei Gästezimmer und ein Hauptschlafzimmer, sowie insgesamt zwei Badezimmer. Ich hole meine Tasche aus dem Wohnzimmer und gehe ins eines der Bäder. Eine Badewanne klingt, bei der ganzen Scheiße die mir gerade passiert, wie das reinste Paradies.

Nachdem ich den Wasserhahn der Wanne aufdrehe, sehe ich, dass jemand neue Shampooflaschen, Pflegespülung, Schaumbad, Badeöl, Badesalz und Lotionen in einem Korb neben der Wanne gelegt hat.
Ich nehme den Badeschaum heraus und gebe einen kleinen Spritzer in die Badewanne. Kurz darauf duftet der ganze Raum nach warmen Äpfeln mit einem leichten Hauch von Zimt und Vanille.

Kaum liege ich in der Badewanne höre ich auch schon ein knurren das vom Fenster kommt. Sofort halte ich den Atem an. Mein Herz rast nur so vor lauter Angst.
Dann wird es wieder still.
Einen Moment lang warte ich noch, doch es ist nichts weiter zu hören. Ob ich wohl langsam wirklich verrückt werde? Bei allem was hier passiert ist das doch möglich oder?
Schwanger und auf der Flucht von einem angeblichen Wolf, renne ich auch schon in den nächsten der auch noch behauptet das ich seine Gefährtin bin. Das ist doch verrückt oder? Komplett verrückt. Vielleicht sollte ich mich auch einweisen lassen. Sobald ich diese Story jemanden erzähle Sperren sie mich garantiert weg. Doch dann nehmen sie mir wahrscheinlich auch mein Kind weg und das will ich nicht.
Seufzend versuche ich mich noch einmal zu entspannen. Doch schon ertönt ein weiteres knurren, noch lauter als das erste.
"Ich werde langsam verrückt. Das muss es sein. Was auch sonst. Ich werde zu einer Verrückten. Ganz klasse."
Murmel ich leise und beschließe dass mein Bad wohl nun vorbei ist.
Schnell steige ich aus der Wanne, trockne mich ab, ziehe mich an und mache mich auf den Weg ins Schlafzimmer.

Seufzend lasse ich mich auf das Bett fallen. Ich kuschel mich in ein flauschige Kissen und murmel mich in die weiche Decke ein.
Dieses Bett ist so weich, dass es sich anfühlt, als hätte ich mich gerade auf eine verdammte Wolke gelegt. Ich liebe es, und auch mein schmerzender Körper liebt es.
Plötzlich knurrt mein Magen und ich frage mich wann ich überhaupt das letzte mal was gegessen habe. Es ist wohl schon etwas länger her. Aufstehen will ich trotzdem nicht. Erstens ist dieses Bett unbeschreiblich bequem und zweitens habe ich ein bisschen Angst, nachdem ich das Knurren draußen gehört habe.

Ein Heulen in der Ferne holt mich blitzartig aus meinen Gedanken. Okay, bequem oder nicht, ich kann hier einfach nicht bleiben. Ich gebe zu, dass ich leicht erschrocken bin und ja, ich habe vielleicht auch Angst vor der Dunkelheit. Ich weiß das es dumm ist. Aber was solls?
Ich verstecke mich unter der Decke und überlege, was ich tun soll. Soll ich das Licht auf der Veranda anmachen und darauf bestehen, dass er mich zu meinem Auto bringt, oder soll ich versuchen, im Wohnzimmer zu schlafen, wenn das Licht an ist? Wenn etwas versuchen würde, mich zu fressen, könnte ich wenigstens versuchen, durch die Vordertür zu entkommen.

Langsam setze ich mich auf und wickel die Decke um meinen Körper. Dann greife ich mir noch ein Kissen, bevor ich so schnell wie möglich den Flur hinunter zum Wohnzimmer renne. Ich schalte schnell das Licht ein und lege mich auf die Couch. Komplett in der Decke eingemurnelt das nur noch meine Augen zu sehen sind.
Die Couch ist zwar nicht so bequem wie das Bett, aber sie ist immer noch besser als mein eigenes. Gerade als ich die Augen schließen wil, höre ich draußen auf der Veranda ein Schlurfen.
Okay, das reicht. Ich muss hier weg. Ich bin eindeutig nicht dafür gemacht, am Ende der Welt zu leben.

♡Die ungewollte Braut des Alphas♡Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt