Die Vernissage

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Ich musste einfach die Strecke auf mich nehmen, um die Ausstellung dieses begnadeten Künstlers zu sehen. Voller Vorfreude und Aufregung stand ich in der Schlange vor dem barocken Gebäude in der Innenstadt.
Es war ein kühler Herbsttag und um mich etwas aufzuwärmen, trat ich von einem Bein auf das andere. Als der Wind durch die Straße fegte, stellte ich den Kragen meines schwarzen Wollmantels auf und vergrub meine Hände tief in dessen Taschen. Die Wartezeit zog sich ewig dahin und ich ließ derweilen meinen Blick über die beleuchteten Plakate der Außenfassade des Hauses wandern. Dort waren einige der neuen Kunstwerke von Andy Veruso abgebildet. Ich betrachtete sie voller Ehrfurcht, denn in meinen Augen war er besser denn je. Schon einige Jahre verfolgte ich seine Kunst, so dass ich dem heutigen Tag regelrecht entgegen fieberte. Darauf hatte ich sehr lange gewartet, dass eine seiner Ausstellungen in einer Großstadt in meiner Nähe statt finden würde.
Heute war also der große Tag. Über Beziehungen meines Vaters landete ich kurzfristig auf der Gästeliste. Welch unfassbares Glück ich hatte.
Die Schlange wurde allmählich kürzer und ehe ich mich versah, gab ich meinen Mantel an der Garderobe ab und stöckelte in meinen schwarzen High-Heels mit einem Glas Champagner in der Hand durch die Menge. Angezogen von einem riesigen bunten Gemälde, das sowohl klare kühle Farben, als auch Neon-Akzente hatte, blieb ich davor stehen und betrachtete es minutenlang, ohne meinen Blick abzuwenden. Die Pinselführung war energisch und wild, dennoch strahlte das Bild Ruhe und Kraft aus. Ich nippte an meinem Champagnerglas und ging dann in Gedanken vertieft weiter, denn ich fragte mich immer, was dem Künstler wohl durch den Kopf ging, wenn er das erschuf, was alle so fasziniert anstarrten. Die Beschreibung unterhalb des nächsten Bildes verkündete mir, dass es "Natural Power" hieß. Es war eines, das dem davor in den Farben ähnlich war, aber wesentlich weniger abstrakt. Man konnte Pflanzenteile und Blätter erkennen. Nachdem ich noch ein paar dieser Werke bewundert hatte, betrat ich den Raum dahinter und las das an der Decke baumelnde Schild, auf dem "Naked&Natural" stand. Jetzt wurde es interessant, denn anstelle von abstrakter Kunst, waren hier Portraits von Menschen in unterschiedlichen Alltags-Situationen gezeichnet, die in ihrer schlichten Nacktheit ihre Tätigkeiten ausführten. Ein muskulöser Mann bei der Arbeit, dessen Laptop geradeso seine Körpermitte bedeckte, eine reifere, kurvige Frau von hinten, die ihre Fenster putzte und deren langes Haar fast bis zu ihrem Gesäß reichte, sowie eine junge, zierliche Frau, die gerade dabei war, hinter einem Tisch Teig auf dessen Platte zu kneten und deren Körper mit Mehl eingestäubt war. Ich war völlig von der Rolle vor Begeisterung und stand nun mit offenem Mund vor einem Gemälde, dass eine weitere nackte Frau beim Bügeln zeigte, hinter ihr ein Mann, der sie genüsslich mit seiner Hand in ihrem Schritt befriedigte. Sie hielt das Bügeleisen, aus dem Dampf austrat, aufrecht in ihrer Hand, ihre Augen waren geschlossen und ihr Hinterkopf an den Hals ihres Liebhabers geschmiegt. Mich fesselte total die Sinnlichkeit der Hitze dieses Bildes und ich sog jedes Detail in mich auf. Um mich herum nahm ich nichts richtig wahr, bis auf einen unheimlich guten Duft, der mir irgendwann in die Nase stieg. Ich erschrak schon fast, als jemand hinter mich trat und zu reden begann.

"Dieses Werk ist pure Erotik, finden Sie nicht auch?"

Vor Schreck ließ ich beinahe mein Glas fallen, dann drehte ich mich vorsichtig zu der Stimme um.

"Pardon, ich wollte Sie nicht erschrecken. Darf ich Ihnen noch ein Getränk bringen?" wollte der Unbekannte von mir wissen.

Da er in meinen Augen unheimlich attraktiv war und ich leichtes Herzklopfen bekam, nickte ich ihm höflich grinsend zu, ohne eine seiner Fragen wirklich zu beantworten. Mehr um nichts Falsches zu sagen, als um ihn abzuwimmeln. Er verschwand kurz und kam dann mit zwei Gläsern Champagner zurück. Er reichte mir eines davon und ich bedankte mich wieder mit einem Nicken.

"Sie sind sehr geheimnisvoll" sagte er.

Unsere Blicke trafen sich kurz und innig, dann drehte ich mich wieder zu dem Bild, um es mir weiter genau anzusehen. Der Unbekannte kapierte schnell, dass ich nicht auf ein Gespräch aus war und so stellte er sich einfach neben mich und sah sich mit mir zusammen das sich, während der Hausarbeit liebende Paar an. Wir tranken von unseren Gläsern, warfen uns ab und an einen seitlichen Blick mit einem Grinsen zu und liefen zum nächsten Gemälde der Nackt-Serie. Auf diesem Bild sah man eine Frau mit prallem Hintern, wie sie auf den Knien, mitten in einer Menge Schaum, den Boden wischte und sich hinter ihr ein Mann an ihren Hüften festhielt und in sie eindrang.

So langsam sprang die Erregung des Künstlers, die er beim Zeichnen offensichtlich gehabt haben muss, auf mich über. Unbewusst biss ich mir auf die Lippen und auch mein unverhoffter Begleiter fuhr sich mit dem Daumen über seine Unterlippe. Es lag auf einmal Leidenschaft in der Luft, welche bei dem nächsten Bild nicht weniger wurde: darauf zu sehen war ein muskelbepackter Mann, dessen Körper mit schwarzem, öligen Schmutz bedeckte war. Er lag mit dem Oberkörper auf einem Rollwagen unter einem Auto und reparierte anscheinend dort irgend etwas. Zwischen seinen Beinen kniete eine dralle Blondine und befriedigte ihn mit ihrem Mund. Was für ein krasses Szenario. Für diese Serie hatte es sich mehr als gelohnt, die Ausstellung zu besuchen.

Ich fächerte mir mit einer Hand Luft zu, denn mir wurde auf einmal richtig heiß, ohne zu wissen von was genau. Ob vom Champagner oder der Erotik in der Luft, die von den Gemälden aus ging, ich glühte förmlich.

"Ich glaube, ich brauche kurz frische Luft" sagte ich zu dem Unbekannten. Nun war er es, der mir zunickte. Er nahm mir das Glas ab, stellte es auf ein vorbei schwebendes Tablett eines Kellners und führte mich an der Hand Richtung eines Balkons. Draußen angekommen, stützte ich mich auf dem Geländer ab und atmete tief durch.

"Besser?" fragte er mich besorgt.

"Ja" antwortete ich. Die frische Luft tat gut und ich merkte, wie sich meine Körpertemperatur normalisierte. Wir gingen bald zurück nach drinnen und schnappten uns ein paar Canapés vom Tablett einer Kellnerin.

Die Zeit schritt rasend schnell dahin und die Vernissage leerte sich abrupt, nachdem Andy Veruso uns mit seiner kurzen Anwesenheit beehrte. Leider war er sehr schüchtern und mochte es im Vergleich zu seinen Werken überhaupt nicht, im Mittelpunkt zu stehen. Wortlos standen wir nun erneut in Mitten der alltäglichen Nacktheit und ließen sie auf uns wirken. Der Duft des Unbekannten stieg mir wieder in die Nase. Zu der Erregung, die die Bilder bei mir auslösten, kam nun noch dieser betörende Geruch.

Wir gingen gemächlich weiter und kamen an einer kleinen Nische vorbei, in die er mich plötzlich hineinschob, gegen die Wand drückte und mich zu küssen begann. Ohne Widerwillen begab ich mich in die Hände des Fremden und willigte direkt in den Kuss ein, in dem ich mich auf das Zungenspiel einließ. Unsere Körper reagierten miteinander: ich wurde sofort noch ein wenig feuchter und seine Mitte verhärtete sich. Mein Verlangen mit ihm hier und jetzt Sex zu haben, wuchs ins Unermessliche. Das Fremde war der große Reiz. Er löste sich kurz aus unserem Kuss und drückte eine Türklinke neben uns nach unten. Erst jetzt nahm ich wahr, dass es in der Nische auch eine Tür gab. Uns weiter leidenschaftlich küssend, betraten wir den Raum, in dem ein paar Tische und Stühle aufeinander gestapelt gelagert waren. Weiter konnte ich nichts erkennen, denn die Lust, mein Gegenüber zu spüren, überschattete alles andere. Die Tür fiel hinter uns ins Schloss. Der attraktive Mann hob mich spielend leicht auf drei ineinander gestapelte Stühle, schob mein Kleid nach oben und meinen Spitzenhöschen beiseite, während ich ihm seine Hose öffnete und ein Stück hinunter zog, so dass seine Härte heraussprang. Er nestelte ein Kondom aus einer seiner Hosentaschen hervor, riss die Verpackung mit den Zähnen auf und zog es sich über. Ich saß genau auf einer Höhe, auf der er problemlos in mich eindringen konnte. Doch das tat er nicht. Noch nicht. Zuerst vergrub er sein Gesicht zwischen meinen Beinen, um mich zu lecken und an meiner Klitoris zu saugen. Ich stöhnte laut auf, als er seine Zunge, während des Saugens schnell über meine Klit gleiten ließ. Anschließend drang er mit zwei seiner Finger in mich ein, zog sie wieder raus, um meine Feuchte von ihnen zu lecken. Wir küssten uns daraufhin wieder energisch und ich schmeckte meinen eigenen Saft auf seiner Zunge. Jetzt drückte ich ihm meinen Unterleib entgegen und er schob sich vorsichtig in mich hinein. Keuchend und stöhnend gaben wir uns unserer Lust hin. Ich kam zum Höhepunkt, als er zusätzlich mit dem Daumen meine Klit stimulierte. Das Pulsieren, das mein Orgasmus mit sich brachte, ließ auch ihn kommen.

Etwas unbehaglich über diese Spontanität, zogen wir uns eilig wieder unser Kleidung zurecht. Er zwinkerte mir zu. Ich quittierte dies mit einem breiten Grinsen.

"Danke. Miss Geheimnisvoll" schmunzelte er und gab mir erneut einen Kuss, bei dem sich unsere Zungen nochmals miteinander verschlangen, bevor sie sich endgültig voneinander trennten.

Wir verabschiedeten uns auf der Treppe am Ausgang, nachdem wir unsere Mäntel von der Garderobe geholt hatten.

"Bis bald" sagte der Unbekannte lächelnd.

"Bis bald" erwiderte ich.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 10 ⏰

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