Kapitel 20

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Den gesamten Tag verbrachten wir gemeinsam im Bett. Der weiche Stoff der Bettdecke hatte uns vor der Außenwelt beschützt. Für einen Augenblick hatte ich vergessen, welch Gefahren uns umgaben.

Ich war überglücklich, dass Leano all seine Verpflichtungen und Termine für einen Tag ruhen ließ. Die Zweisamkeit hatten wir beide gebraucht. Ich fühlte mich glücklich.

Seine Berührungen waren zärtlich, seine Küsse fordernd, doch mein Herz blieb schwer. Mein Blick wanderte zur Zimmerdecke. Meine Gedanken an Valentina ließen mich nicht los.

Seitdem sie von Leano und Emilio hierhergebracht worden war, hatten wir kaum ein Wort miteinander gewechselt. Ich wollte ihr zunächst ihren Freiraum lassen, doch nun belastete es mich, dass sie mir aus dem Weg ging. Wir waren unzertrennlich gewesen, beste Freundinnen, fast wie Schwestern. Doch jetzt... jetzt herrschte Distanz und eisige Kälte zwischen uns.

Sie ging mir aus dem Weg, mied meine Nähe, als wäre ich es gewesen, die sie verraten hätte. Doch ich wusste nichts von Leanos Plan, sie hierherzubringen. Ich war genauso überrascht wie sie, als sie mich erkannte.

Ich spürte, wie mein Herz schwerer wurde, und wusste, dass ich handeln musste, bevor der Abstand zwischen uns zu groß wird. Ich wollte Valentina zurück, den Menschen, der mir neben Leano am wichtigsten war.

Vorsichtig löste ich mich aus Leanos Armen, zog mir einen Pullover und eine Jogginghose über und verließ leise das Zimmer. Zwischen meinen Beinen fühlte ich mich wund, nach der langen Nacht, die ich mit Leano verbracht hatte.

Der Flur war mit Stille getränkt. Die ersten Sonnenstrahlen erhellten den Gang. Leise suchte ich Valentinas Zimmer auf, welches am Ende des Flures lag. Ich erhob meine Hand, zögerte kurz, bevor ich entschlossen anklopfte. Sekunden vergingen, die mir wie eine Ewigkeit vorkamen, bis ich schließlich ihre Stimme hörte.

„Ja?"

Zögernd öffnete ich die Tür und trat ein. Valentina saß auf ihrem Bett, ihre Knie angezogen, ihre Augen kühl und abweisend, als sie mich ansah. Der Anblick schmerzte, doch ich ließ es mir nicht anmerken.

„Wir müssen reden", begann ich, meine Stimme leiser, als ich es wollte. Ihre Augen verengten sich.

„Worüber?", fragte sie scharf.

Ich atmete tief durch und setzte mich auf den Stuhl neben dem Fenster. „Seitdem du hier bist, haben wir kaum gesprochen. Ich... ich vermisse dich, Valentina. Ich verstehe nicht, warum du mich meidest. Wir waren immer füreinander da."

Sie lachte bitter. „Füreinander da? Seit wann, Milena? Seitdem ich gegen meinen Willen hier festgehalten werde? Oder seitdem es dich überhaupt nicht interessiert, wie es mir geht, weil du ein glückliches Leben führst?"

Ihre Worte trafen mich wie ein Schlag. „Das ist nicht wahr", protestierte ich, doch meine Stimme klang schwach. „Ich interessiere mich für dich! Du weißt doch, dass ich..."

„Dass du was?" Ihre Augen blitzten auf, und sie stand auf, ihre Arme vor der Brust verschränkt. „Dass du nichts tun kannst? Dass du nur Opfer der Umstände bist? Milena, wach auf! Ich bin hier gefangen, und du... du lebst dieses Leben, als wäre es normal!"

Ich schluckte hart. „Es ist nicht normal", flüsterte ich. „Aber es ist das Einzige, was ich habe. Leano..."

„Leano, Leano, immer nur Leano", unterbrach sie mich wütend. „Und was ist mit mir? Was ist mit unserer Freundschaft? Hast du sie völlig vergessen?"

Tränen brannten in meinen Augen, aber ich zwang mich, sie zurückzuhalten. „Nein, natürlich nicht! Ich habe dich nicht vergessen. Deshalb bin ich hier, Val. Ich will, dass wir wieder zueinanderfinden."

Pain of the Mafia BossWo Geschichten leben. Entdecke jetzt