So gingen wir nebeneinander durch die Straßen - ich, ein übermüdetes Mädchen mit einem Stapel Merch Artikeln in den Händen, der beinahe schon den Kopf bedeckte, Ben, ein gutaussehender, gut gelaunter Mann. Wir legten die Sachen schnell im Hotel ab, ich zog mir einen der Pullis über und dann gingen wir noch mal in die Stadt. Ben schlug vor, dass wir doch was essen gehen könnten. »Wie's aussieht hast du aber vergessen, dass ich keine Kohle hab!«, lachte ich ihn halb sarkastisch und halb bedrückt an. »Und wie's aussieht hast DU vergessen, dass man als Mann die Frau zum Essen einlädt.« Er zwinkerte mir mit glänzenden Augen zu. »Nein! Auf auf gar keinen Fall! Du hast schon viel zu viel für mich getan...« Ich schlug ihn leicht auf den Arm, was er mit einem gespielten schmerzverzerrten Gesicht konterte. Er legte seinen Arm fest um meine Schulter und zog mich fast schon in Richtung eines italienischen Restaurants. Widerstand zwecklos. Übertrieben beleidigt stemmte ich meine Arme in die Hüften und funkelte ihn an. Die Leute schauten schon. Wäre ich nicht vollkommen auf Ben konzentriert, wär mir das Ganze äußerst peinlich. Ich fiel ihn um den Hals und flüsterte ein ersticktes »Danke« in den Kragen seiner Jacke. Anstatt einer Antwort drückte er mich nur fester und ging dann mit mir zu einem freien Tisch. Wir setzten uns, bestellten Essen und Getränke. Als Ben plötzlich etwas sagte, bildete sich ein Kloß in meinem Hals. »Ich reise am Freitag ab. Das ist schon übermorgen. Wie soll es dann mit dir weiter gehen?« Darauf hatte ich keine Antwort. Vielleicht würde ich einfach versuche, per Anhalter noch weiter weg zu kommen. Ganz weit weg von dem ganzen Chaos. Von meiner Familie. Ich versuchte bedacht ruhig zu wirken, doch innerlich schwirrten mir jegliche Gedanken durch den Kopf. Ben, bitte sag, du nimmst mich mit nach Berlin! Bitte sag, du wirst einen Weg finden, mich nachzuholen. Bitte! Er sagte nichts. Starrte nur eisern vor sich hin.