Wie war dein Flug?

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Die Sonne stand bereits tief, als ich Zayn's Wagen, den ich mir für heute ausgeliehen hatte, auf dem Parkplatz abstellte und ausstieg. Es war milder geworden, ungewöhnlich mild sogar für Oktober und ich atmete tief durch, um meine Nervosität in den Griff zu bekommen. 
Die Luft roch nach Kerosin und Auspuffgasen, der Parkplatz war überfüllt und im Hintergrund waren die unruhigen Geräusche des Flughafens zu hören. Nicht gerade ein romantischer Ort, so viel stand fest. 
Mit dem To Go Becher in der Hand lief ich in die Ankunftshalle des Manchester Airport und blickte auf die Tafel, die riesig über den Rolltreppen emporragte. Harry hatte einen Zwischenstopp in Stockholm gehabt, also suchte ich den entsprechenden Flug und lächelte, als ich ihn fand und erkannte, dass er bereits im Landeanflug war. Eilig lief ich weiter hinein zu den Glastüren, die sich in hoffentlich wenigen Minuten öffnen würden, um die Anreisenden herauszulassen. Und Harry zu mir bringen würden. 

Es dauerte noch weitere zwanzig Minuten und als ich hinter dem Milchglas Bewegungen wahrnahm, begann mein Herz schneller zu schlagen. Nervös stand ich auf, spürte die wackeligen Knie und zupfte noch einmal an meinen Haaren herum, dann öffneten sich die Türen und ein Schwall an Menschen lief hindurch. Ungeduldig sah ich suchend durch die Menge, doch von Harry keine Spur. Ich biss mir auf die Lippe, dem nervösen Flattern in meinem Magen folgte ein ungutes Gefühl, als die Türen sich wieder schlossen. Minutenlang starrte ich auf die Tür, als ob ich sie per Gedanken dazu zwingen wollte, sich zu öffnen. Doch es tat sich nichts. 

In meinem Unterbewusstsein machten sich Zweifel breit und ich ließ die Schultern sinken, setzte mich auf die Wartebank und zog mein Handy hervor, doch auch keine Nachricht war eingegangen. Hatte er mich versetzt? 
Ich schluckte leicht und verbat mir selbst, jetzt hier zwei Stunden zu warten auf den nächsten Flieger, denn hätte er ihn verpasst, hätte er mir mit Sicherheit geschrieben. Ich blickte nach oben und in diesem Moment öffneten sich die Türen erneut. Und da war er endlich. 

Sofort sprang ich auf, als der Lockenkopf in einem grauen Wollpullover daraus hervortrat, mit einer schwarzen Dufflebag, die er geschultert hatte. Seine Locken hatte er wieder in dem Dutt vergraben und er hatte seine Sonnenbrille in seine Haare geschoben, sah sich um und als er mich entdeckte, fing er an zu strahlen.
Ich strahlte ebenso und ging ein paar Schritte in seine Richtung, während er das Tempo erhöhte und zu mir eilte. 
"Lou!" rief er und hielt die Hand hoch, in der er einen Blumenstrauß hatte. Mein Herz hüpfte sofort und ich musste mich zusammenreißen, nicht zu quietschen. "Es tut mir so leid, dass du warten musstest, aber ich wollte dir unbedingt Blumen kaufen", sagte er, als er auf mich zukam und sobald er mich erreichte schlang er die Arme um mich und drückte mich an sich. Erleichtert atmete ich aus und umarmte ihn fest, sog einen Moment seinen Duft ein und schloss die Augen. Er roch himmlisch, eine herbe Note mit einem Hauch Minze und Vanille. 

"Ich dachte, du kommst nicht", flüsterte ich und er löste sich und sah mir in die Augen. "Das wäre ziemlich bescheuert, oder? Dann würde ich ja gar nicht in diese herrlich blauen Augen blicken können", sagte er sanft. 
Wieder wurden mir die Knie weich und ich atmete tief durch, lächelte ihn breit an. "Willkommen zurück", wisperte ich.
Harry schmunzelte und küsste mich, was ich sofort erwiderte. Wieder konnten wir nicht aufhören und ich legte meine Hand an seine Wange, lehnte mich gegen ihn und genoss das Gefühl, dass er in mir auslöste. Es fühlte sich an, als wäre er nach Hause gekommen und ich spürte, wie die Sehnsucht in mir einem ganz anderen Empfinden wich. Behaglichkeit. 

Harry überreichte mir die Blumen, als wir uns lösten und ich nahm sie dankbar an, hielt ihm dafür den To Go Becher vor die Nase. "Matcha Latte", sagte ich auf seinen fragenden Blick hin. Er fing an zu grinsen und biss sich auf die Lippe.
"Du weißt wie man mich glücklich macht!" sagte er und griff nach meiner Hand. Ich verschränkte unsere Finger miteinander und zog ihn sanft mit mir mit, um zum Auto zu gehen. "Wie war dein Flug?" fragte ich ihn.
"Viel zu lang. Ich habe gearbeitet und geschlafen, immer im Wechsel." 
"Kein Film?" Erstaunt sich ihn an. Tat man so etwas nicht normalerweise auf Langstreckenflügen? Vermutlich würde ich die ganze Videothek durchgucken, so gelangweilt wäre ich. 
Er grinste. "Nicht, wenn man Bearbeitungen für das letzte Shooting morgen abgeben muss. Ich habe eine Deadline und ich plane nicht, morgen auch nur einen Finger zu rühren, so lange ich bei dir bin", antwortete er und küsste meine Wange. 

Voller Glücksgefühle in mir startete ich den Wagen und wir fuhren los, er griff nach meiner Hand und drückte sie, während er nach draußen blickte. "Wieso ist es eigentlich so warm? Ich habe nur Pullis mit", sagte er lachend. 
Ich schmunzelte. "Abends wird es frisch, da kannst du sie gebrauchen." 
Er sah zu mir. "Ist es für dich wirklich okay, dass ich drei Tage bei dir unterkomme?" fragte er. Verwirrt sah ich zu ihm. "Wieso sollte es nicht okay sein?" 
Er zuckte mit den Schultern. "Weil wir uns kaum kennen. Ich könnte ein Serienkiller sein, der sich dich als nächstes Opfer ausgewählt hat." 
Lachend nickte ich. "Und bist du einer?" 
"Nein!" Er lachte ebenso und ich nickte. "Na also! Dann haben wir das geklärt." 

Die Fahrt über erzählte er von der Anreise und was er zuvor in New York gemacht hatte, außerdem von dem Shooting, dass er durchgeführt hatte für ein großes Modelabel. Ich hing förmlich an seinen Lippen, nicht zuletzt weil seine Stimme perfekt wäre für Hörbücher, er klang einfach himmlisch. 
Als wir nur wenig später die Wohnung betraten, war ich beinahe erleichtert, dass wir endlich allein waren. 
"Komm erstmal an", sagte ich lächelnd zu ihm, denn ich war mir sicher, er wollte sich frisch machen nach der langen Reise. Mit einem Lächeln im Gesicht kramte ich eine Vase hervor, füllte Wasser hinein und nahm Harry's Blumen. Als auch diese den Weg in die Vase fanden, stellte ich das Arrangement auf den Tisch und biss mir fest auf die Lippe, um mein Grinsen in Schach zu halten. Er hatte mir Blumen mitgebracht, echte Blumen. Mein Herz quoll über. 

"Wenn du weiter drauf beißt, gehen sie kaputt", hörte ich seine Stimme und er fuhr mit dem Daumen über meine Lippe. Sofort blickte ich zu ihm und öffnete den Mund leicht, hielt für eine Sekunde die Luft an. 
"Das wäre schade darum. Sie sind so schön", sagte Harry leise und kam mir näher, so nah, dass sich unsere Oberkörper beinahe berührten. Sein Daumen blieb an meiner Lippe, ließ meinen Puls in die Höhe schnellen. Er musterte mich intensiv, seine Augen waren dunkler geworden. Zwischen uns schien die Luft sich aufzuheizen. 
"H-Hast du...hast du Hunger?" fragte ich ihn unbeholfen. Sofort ärgerte ich mich über mich selbst. Ich war so nervös und der Mann vor mir strahlte eine solche Energie aus, dass ich mich kaum konzentrieren konnte. Ich wollte ihn. 
Harry lächelte sanft. "Ein bisschen." 

Ich nickte, bewegte mich jedoch keinen Millimeter von ihm weg, starrte weiter in seine Augen und dann verselbstständigte sich meine Hand, legte sich auf seine Taille und strich über seine Seite. Ich erkannte die entstehende Gänsehaut auf seinem Hals, während seine Finger von meiner Lippe über meine Wange fuhren und er dort seine Hand platzierte. 
"Dann sollten wir bestellen", hauchte ich, zog ihn minimal zu mir und erntete ein Nicken. Harry's Mund öffnete sich leicht und er blickte für eine Sekunde auf meine Lippen, dann wieder in meine Augen. "Das sollten wir", raunte er. 
Ich bewegte die Hand weiter nach vorn, strich über seinen Bauch und schließlich glitten meine Finger unter den weichen Pullover, berührten seine Haut und er keuchte leise. 
"Vielleicht machen wir das aber auch später", sagte er rau. 

Aus meinem Mund fanden keine Worte mehr den Weg nach draußen. Ich befand mich wie in Trance, in meinem Unterleib machte sich ein verlangendes Ziehen breit und mein Herz pochte wie verrückt gegen meine Brust, während Harry's andere Hand über meinen Nacken glitt und er die Fingernägel leicht darin versenkte. 
"Normalerweise mache ich so etwas nicht bei Date Nummer zwei", sagte er leise, doch machte nicht den Anschein, als wollte er aufhören. Seine ganze Körpersprache drückte aus, dass er ebenso wie ich kurz vorm Nachgeben zu sein schien. 
"Wenn du den nächtlichen Besuch vor deine Abreise mitzählst, sind wir bei Date drei", sagte ich und blickte unschuldig zu ihm hoch. 
Er keuchte leise, als er die Veränderung in meinem Blick sah. "Oh du hast keine Ahnung, was du mit mir machst", hauchte er und dann schnellte sein Kopf nach vorn und er küsste mich verlangend. 

Ich erwiderte sofort und die vorher so vorsichtigen Berührungen verwandelten sich in forschere, ich zog ihn an seinem Pullover an mich heran, während seine Hände sich in meine Haut krallten und er seine Zunge tief in meinen Mund schob. 
Er drängte sich näher an mich heran, so dass ich gegen die Tischkante stieß. Harry schob sein Bein zwischen meine, drückte seinen Oberschenkel gegen meine Mitte und ich stöhnte auf, griff in seinen Nacken, zog ihn so nur noch näher an mich. 
Seine Hand glitt unter meine Shirt, strich über meine Brust, er löste seine Lippen, legte sie nur Augenblicke später auf meinen Hals und küsste die Haut, berührte meine empfindliche Stelle, ließ mich lauter stöhnen.
Er sah zu mir, der Blick war dunkel und lustgetränkt. "Ich will dich", flüsterte er und seine Stimme war noch rauer geworden, wenn das überhaupt möglich war, während sich seine Brust schnell hob und senkte. Seine Hand ruhte auf meinem Oberschenkel, abwartend, ob er die Erlaubnis bekommen würde, die er sich augenscheinlich wünschte.
Ich nickte sofort. "Dann nimm mich."  

The Love It Takes | L.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt