Ich gehöre dir, so wie du mir

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Ich hatte mich schon häufiger gefragt, wie es sich anfühlte, wenn man auf etwas wartete, dass man sich nie in den wildesten Träumen hätte vorstellen können. Wie lang war eine Woche, wenn man den Tag im Kalender vor sich sah? Ging es schnell vorüber, dauerte es ewig? Ich wusste es nie. Bis zum heutigen Tag. Denn die Woche vor der Hochzeit, diese sieben Tage, sie hatten sich angefühlt wie eine Unendlichkeit. Zäh wie Kaugummi waren die Tage, nie enden wollende Abende, die ich zu einem Großteil allein auf der Couch verbrachte, weil Harry eine Dienstreise hatte, die er vorher noch machen musste. New York Fashion Week, ein Termin, der sich nun mal schlecht verschieben ließ. 
"Von dem Geld, was ich verdiene, machen wir die schönste Reise, die du dir vorstellen kannst", hatte er gesagt, bevor er sich von mir verabschiedet hatte.  

Und nun stand ich vor all unseren Freunden in der kleinen Kirche, die vor wenigen Wochen noch Schauplatz unserer Zankereien gewesen war. In der ersten Reihe saßen meine Geschwister, meine Mom und Harry's Familie. Sie alle strahlten mich glücklich an, während ich nervös mit meinen Fingern spielte. 
Eine warme Hand legte sich auf meine Schulter und ich sah zu Niall, der neben mir stand. "Entspann dich, ja? Heute ist euer Tag, bleib ruhig", flüsterte er. Ich lächelte leicht. "Wie soll das gehen? Ich heirate die Liebe meines Lebens, Niall. Wie soll ich ruhig bleiben?" flüsterte ich zurück und atmete tief durch. Die Klänge der Klavierspielerin beruhigten mich genauso wenig, wie die beruhigen Worte von Niall. Als sich die Tür öffnete und Harry hineintrat, fühlte ich mich, als würde ich umfallen. 

Zu unserem großen Unglück war sein Flieger aufgrund des Wetters ausgefallen, sodass er wirklich erst heute Morgen gelandet war und ich so, ganz nach Brauch, die Nacht und den Morgen vor unserer Hochzeit ohne ihn verbracht hatte. Ihn jetzt zu sehen und ihn nicht sofort küssen zu dürfen, war die Hölle auf Erden. Harry trug einen beigen Anzug mit floralen Applikationen, darunter ein weißes Seidenhemd. Das Einstecktuch hatte er gegen rote Rosen getauscht, die sich von dem hellen Stoff abzeichneten. Mir wurde schwindelig als er auf mich zukam, mit einem strahlenden Lächeln und definitiv hastigem Schritt. Ein paar der Gäste lachten leise, dann kam er endlich bei mir an und ergriff meine Hände. 
"Hallo, mein Darling", sagte er sanft und ich nickte lächelnd, zitterte bereits. 
"Ich dachte schon, du kommst nicht", hauchte ich und wiederholte so die Worte, die ich damals am Flughafen zu ihm gesagt hatte, als er für ein Date zu mir geflogen war.
Harry schmunzelte. "Als ob ich das verpassen würde, immerhin heirate ich den Mann meiner Träume!" 

Lächelnd sah ich ihn an und erlaubte es mir, ihm über die Wange zu streicheln. Er war ganz kalt und ich schmunzelte. "Du bist so blass, bist du etwa nervös?" fragte ich ihn scherzhaft, auch wenn ein klein wenig Sorge in meinen Worten steckte. 
Er lächelte mich an. "Ich bin nervös, ja", sprach er lächelnd. Tief atmeten wir beide durch und er verschränkte unsere Finger miteinander.

Noch immer zitternd hörten wir dem Pfarrer zu, der eine kleine Rede hielt, ehe es ernst wurde. Alle in der kleinen Kirche schienen den Atem anzuhalten, als wir aufgefordert wurden, unsere Gelübde aufzusagen. Harry räusperte sich, sah mir tief in die Augen. 
"Ich muss gestehen, als du damals in mein Leben getreten bist, wusste ich es bereits. Ich habe dich angesehen und ich wusste es einfach", fing er an und seine Augen glänzten bereits jetzt. "Louis, ich liebe dich. Ich gehöre ganz dir, wenn du mich lässt. Am Ende des Tages zählt nur eines, dass es du und ich sind. Ich will deine Morgenstunden, deine späten Nächte, ich will deine guten und schlechten Tage. Ich will alles von dir und ich will dir alles von mir geben. Ich habe noch nie einen Menschen so sehr verehrt, wie ich dich verehre und ich verspreche dir hier und heute, dass ich, solange ich darf, an deiner Seite stehen werde. Ich werde dich lieben und werde dich ehren, deine Hand halten und dir das wundervolle Leben schenken, dass du verdienst." 

Ich schluchzte leise auf und wischte mir über die Augen, sah ihn an und schüttelte leicht den Kopf. "Ich hätte anfangen müssen. Das ist nicht zu toppen", scherzte ich kichernd und drückte seine Hände fest, während mir die Tränen die Wangen entlang liefen. 

The Love It Takes | L.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt