War das ein Nicken?

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"Und, wie schlimm habt ihr euch gestritten?" fragte Niall mich mit einem amüsierten Grinsen am nächsten Tag, als wir beide hinter dem Tresen standen und die kommenden Bestellungen durchgingen. Ich schmunzelte. 
"So, dass ich kurzzeitig die Hochzeit abgesagt habe", antwortete ich ruhig.
"Schon wieder?!" fragte er lachend und schüttelte den Kopf, blätterte auf die nächste Seite und sah dann zu mir. 
"Naja, für etwa fünf Minuten. Du weißt, wir kriegen uns immer wieder ein. Aber er ist einfach so eine Dramaqueen manchmal, das kann einen doch nur wahnsinnig machen", antwortete ich seufzend, grinste Niall aber an. "Aber ich liebe ihn abgöttisch, egal, wie oft er unzufrieden mit Kleinigkeiten ist." 

"Kein Mensch ist einfach, Lou. Du auch nicht!" entgegnete Niall schulterzuckend und ich sah ihn schmollend an, woraufhin er lachte. "Guck nicht so, du flippst auch aus, wenn deine Haare falsch sitzen und es dir niemand sagt!" 
Ergeben nickte ich und sah zur Tür, als die Glocke erklang. Es war Harry, der den Laden betrat und in der Hand seinen Fotokoffer hatte. Er sah sich kurz um, dann fand er meinen Blick und lächelte breit. Automatisch schlug mein Herz schneller.
"Bist du schon fertig mit der Arbeit?!" fragte ich ihn überrascht und sah auf die Uhr, lief um den Tresen herum zu ihm und küsste ihn zärtlich, als ich ihn erreicht hatte.
"Ja", antwortete er lächelnd. "Ich habe mir frei genommen, denn ich wollte dich überraschen." 
Fragend sah ich ihn an. "Mit was denn?" 
"Lou, wenn ich es dir sage, ist es ja keine Überraschung, oder?!" fragte er lachend und zog mich in seine Arme, küsste mich ebenso liebevoll und stupste meine Nase mit seiner an. "Hast du Zeit?" 

"Ja, hat er!" rief Niall dazwischen, ehe er zu uns kam und Harry begrüßte. Ich sah Niall dankbar an. "Bist du sicher?" 
Er nickte und klopfte mir auf die Schulter. "Natürlich. Ich bekomme gleich Hilfe, denn Amelia kommt vorbei." 
"Ach, wie cool. Dann viel Spaß!" sagte ich und verabschiedete mich von Niall, ehe ich mit Harry das Café wieder verließ. 
Amelia war Niall's Freundin, die hin und wieder im Café aushalf. Er hatte sie vor einem halben Jahr kennengelernt und seitdem war er völlig verschossen in die junge Frau, die sich bereits gut in unsere kleine Gruppe eingefügt hatte. Es war alles nicht mehr ganz so wie früher, dennoch schafften wir es, den Kontakt zu behalten und uns oft zu sehen. 

"Wo gehen wir diesmal hin?" fragte ich Harry neugierig. Er sah mich lächelnd an. "Zu uns nach Hause." 
Ich zog eine Augenbraue hoch und sah ihn kritisch an. "Hast du mich von Arbeit weggeholt, um mit mir Sex zu haben?" fragte ich ihn misstrauisch, hörte gleich darauf ein kehliges Lachen. "Nein, Darling. Ich habe etwas vorbereitet und nach der Sache gestern möchte ich mit dir allein sein und ein wenig Zweisamkeit genießen." 
Er legte den Arm um mich und ich lehnte mich beim Gehen an ihn, sah hoch zu ihm. "Hast du ein schlechtes Gewissen?" fragte ich ihn schmunzelnd.
"Ja", gab er ehrlich zu, woraufhin ich auf dem Gehweg stoppte. Er sah fragend zu mir und ich nahm seine Hände. "Hazza, das brauchst du nicht. Es ist nicht so, als gehörten Streitereien nicht zu einer Beziehung dazu, oder?" 
Harry seufzte leise. "Ja, aber das war einfach albern und ich weiß gar nicht, was mit mir los war. Du hast etwas Besseres verdient, Lou." 

Sofort schlang ich die Arme um ihn und zog ihn fest an mich heran. "Hör auf, so etwas zu sagen, Haz", hauchte ich. Er umarmte mich ebenso und atmete tief durch. "Du bist mit Abstand das Beste, was mir je passiert ist. Ich liebe dich so sehr und du machst mich täglich glücklich, okay? Glaub mir bitte", fügte ich leise hinzu und küsste seine Wange. Ein kleines Lächeln schlich sich auf sein sonst bedrücktes Gesicht und er nickte leicht. 
"Ich kann sehr froh sein, dass du dich in mich verliebt hast", flüsterte er.
Lächelnd nickte ich. "Ich kann auch froh sein, dass du es getan hast. Und jetzt komm, zeig mir deine Überraschung, ja?" forderte ich ihn sanft auf und küsste seine Lippen. Er erwiderte sofort, nickte schließlich und wirkte deutlich befreiter, als wir unseren Weg zur Wohnung fortsetzten. 

Angekommen sah er mich im Treppenhaus an und stoppte mich auf halbem Weg. "Du müsstest zwei Minuten warten, ja? Ich muss noch eine Sache machen. Ich hole dich, okay?" 
Lächelnd nickte ich und lehnte mich gegen die Wand, während er nach oben sprintete und hinter unserer Wohnungstür verschwand. Ungeduldig wartend scrollte ich durch Social Media, interagierte mit Kommentaren und Nachrichten auf dem Kanal des Cafés und schlug so die Zeit tot, die sich nach weit mehr als zwei Minuten anfühlte. 
Und fünfzehn Minuten später steckte Harry den Kopf durch den Türspalt und ich sah schmunzelnd zu ihm.
"Last Minute Änderungen?" fragte ich amüsiert. 
Er nickte leicht, was mich leise lachen ließ. Langsam kam ich die Treppe nach oben und küsste die Wange meiner großen Liebe. "Mein Perfektionist", sagte ich kichernd, woraufhin er lachte und die Tür vollständig öffnete. 

Und vor mir tat sich ein Meer aus Kerzen auf. Auf dem Boden, auf den Regalen und Kommoden, überall waren Kerzen, die sanft leuchteten und die Wohnung in ein gemütliches, romantisches Licht tauchten. Mit großen Augen trat ich ein paar Schritte hinein und sah ihn an. "Wie beim Antrag", hauchte ich leise. Er nickte und biss sich lächelnd auf die Lippe. "Nicht, dass wir vergessen, wieso wir all das hier tun", sagte er leise und küsste meine Wange. Meine Augen leuchteten auf bei dem Gedanken an den Tag, an dem er vor mir auf die Knie gegangen war.  

~~~

"Harry?!" rief ich nervös, spät abends war ich noch nie gern allein im Park gewesen und als er mir seinen Standort geschickt hatte, mit der Bitte zu ihm zu kommen, war mir fast unwohl gewesen. Ich konnte nicht gut allein im Dunklen sein, das konnte ich noch nie. 
"Hier, Darling!" hörte ich seine Stimme in naher Entfernung und folgte ihr durch den Waldabschnitt. Als ich noch ein paar Schritte ging, erhellte sich plötzlich alles um mich herum. Verblüfft blickte ich mich um, sah hunderte Lichterketten in den Bäumen und als ich nach vorn blickte, sah ich Harry auf der Lichtung stehen, um ihn herum ein Meer aus Kerzen, während er dort stand mit einem Strauß roter Rosen in den Händen. 
Mit einem sanften Lächeln wartete er auf mich. 

"Was..." setzte ich an, doch die Worte blieben mir im Hals stecken. Stattdessen ging ich einfach auf ihn zu, während mein Herz heftig klopfte und der Kloß in meinem Hals zu wachsen schien. Als ich vor ihm zum Stehen kam, lächelte er mehr, atmete tief durch und dann kniete er sich vor mich. Erschrocken riss ich die Augen auf. "Haz", hauchte ich.
"Mein Engel", sprach er leise und räusperte sich, sah zu mir hoch und fixierte meinen Blick. "Ich liebe dich, Lou, das als erstes. Ich liebe dich mehr als mein Leben, ehrlich. Du bist ohne jeden Zweifel die Person, mit der ich mein Leben teilen will. Mit dir kann ich mir alles vorstellen. Heiraten, Kinder, das Haus am See wenn wir alt und grau sind...ich sehe ein ganzes Leben mit dir, Lou. Ich glaube, dass wir beide etwas ganz Besonderes haben und ich sehe ehrlich gesagt keinen Grund, wieso wir warten sollten. Und deshalb möchte ich dich gern fragen, ob du mich heiraten willst?" 

Tränen trieben in meine Augen und ich schluchzte auf, mein Körper fühlte sich an, als würden darin eine Million Ameisen herumwandern und mein Nervensystem durcheinander bringen. Mein rasendes Herz stolperte und ich nickte kaum sichtbar. 
Harry fing an zu lächeln. "War das ein Nicken?" flüsterte er.
"Ja", hauchte ich und schluchzte noch einmal, ehe ich vor ihm auf die Knie sank und kräftig nickte. "Ja, ja und ja!" rief ich und fiel ihm um den Hals, so dass wir beide zu Boden fielen. Lachend schlang er die Arme um mich und zog mich an sich, ich blieb einfach auf ihm liegen und küsste ihn intensiv. 
Als wir uns lösten, hielt er eine Ringschachtel hoch und öffnete sie. Mit Tränen in den Augen sah ich auf den goldenen Ring, ehe er ihn hervorholte und ich ihm augenblicklich meine Hand hinhielt. Leise lachend steckte er ihn mir an und küsste den Ring, ehe er mir verliebt in die Augen sah. "Wir beide für immer?" fragte er sanft.
Ich nickte sofort. "Für immer und ewig." 

~~~

Ich ging zu Harry und umarmte ihn. "Das sieht ganz wunderbar aus", sagte ich leise, blickte hoch zu ihm. "Vielen Dank für diese tolle Überraschung, mein Engel." 
Der Lockenkopf lächelte und strich mir die Haare aus der Stirn, küsste die Stelle zwischen meinen Augenbrauen und atmete tief durch.
"Willst du mich also wirklich noch heiraten?" fragte er ein wenig unsicher, legte den Kopf leicht schief und sah mich an.
Lächelnd nickte ich ohne zu zögern. "Ich würde dich auch heiraten, wenn du dich zum schlimmsten Brautzilla der Welt verwandeln würdest, verstehst du? Wir sind füreinander geschaffen worden." 
Ein breites Lächeln entstand auf seinem Gesicht und er seufzte erleichtert auf. "Ich habe Thailändisch bestellt, wie bei unserer ersten Nacht. Wollen wir es uns gemütlich machen und essen?" 

Sofort nickte ich begeistert. "Und wie wir das machen, Hazza", antwortete ich, ehe ich die Tür ins Schloss fallen ließ und ihn in einen fordernden, tiefen Kuss zog, während sich meine Arme fest um seinen Körper schlangen. 

The Love It Takes | L.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt