Emotional überladen

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Noch immer hing ich mit meinen Gedanken am gestrigen Abend. Während meiner gesamten Schicht im Café konnte ich an nichts anderes denken, als an Harry und dieses Date mit ihm. Auch als ich abends die Buchhaltung erledigt hatte und nach Hause lief,  konnte ich mir ein glückliches Lächeln nicht verkneifen. Irgendetwas hatte dieser Mann an sich, dass er mich einfach so umgehauen hatte. 
Nach dem Schlüssel in meinem Rucksack kramend lief ich die kleine Treppe zur Eingangstür hoch und stieß gegen jemanden. 
"Oh, sorry!" sagte ich sofort und blickte nach oben, direkt in die hellblauen Augen meines besten Freundes. Neben ihm standen Zayn und Liam und ich fing an zu strahlen. 
"Was macht ihr denn hier?!" rief ich glücklich und umarmte sie alle drei. 

"Wir wollten mit dir anstoßen!" sagte Zayn lächelnd und ich blickte ihn fragend an. "Auf was denn?" fragte ich ihn neugierig. 
Liam legte den Arm um Zayn's Schultern und küsste seine Wange, ehe er mich ansah. "Wir haben gestern den Adoptionsantrag abgeben und sind nun offiziell auf der Warteliste!" verkündete er stolz. 
Strahlend klatschte ich in die Hände. "Oh mein Gott, Leute!" rief ich aus und fiel ihnen um den Hals. "Das ist wunderbar! Und definitiv ein triftiger Grund zum Anstoßen! Kommt mit hoch, ich habe genug im Kühlschrank!" forderte ich sie auf und schloss eilig die Tür auf und wartete, bis sie in den Hausflur traten. 

Gemeinsam gingen wir nach oben und Niall stieß mir in die Seite und sah mich abwartend an. "Also? Wie war's?" fragte er leise und ich biss mir grinsend auf die Lippe. 
"Wie war was?" fragte nun Zayn neugierig, auch Liam's Blick wurde fragend und sie alle blickten mich an, während ich in meiner Wohnung die Schuhe auszog. 
"Louis hatte gestern Abend ein Date!" plauderte Niall heraus, kassierte dafür von mir einen strafenden Blick, der sich jedoch sofort, ohne dass ich etwas tun konnte, in ein glückliches Grinsen zurück verwandelte. 
"Es war unglaublich!" rief ich aus und musste kichern, konnte mit meiner Freude nicht hinter dem Berg halten. Und weil ich so glücklich war, erzählte ich meinen drei Freunden sofort alles, während wir gemeinsam meine Küche betraten und ich Bier für aus dem Kühlschrank holte. Plappernd öffnete ich die Flaschen, gab jedem eine in die Hand und nahm dann meine eigene, ehe ich mich gegen die Küchentheke lehnte und sie alle drei ansah. 
"Und am Ende hat er mir den perfektesten Kuss gegeben, den ich je bekommen habe!" schloss ich meine Erzählung. 

"Wow! Der klingt ja wie der perfekte Kerl für dich!" sagte Liam beeindruckt, woraufhin ihm Zayn zustimmend zunickte und zu mir sah. 
"Aber er wohnt in New York", warf Niall ein.
Ich sah ihn genervt an. "Du bist ein Spielverderber", maulte ich ihn an, was ihn zum Lachen brachte. "Ich weiß. Aber da du in deinen Luftschlössern wohnst, brauchst du mich als den Realisten an deiner Seite", antwortete er schlicht.
Ich nickte leicht. "Ich weiß. Aber ich will gerne noch ein wenig im Luftschloss bleiben. Der Abend war zu schön, ich möchte nicht darüber nachdenken, wann und ob wir uns wiedersehen", gab ich ehrlich zu und lächelte. 

Niall hob seine Flasche und sah zwischen uns hin und her. "Auf Luftschlösser, scharfe Kerle und ein baldiges Baby in unserer Familie!" sagte er und wir lachten, ehe wir miteinander anstießen und die Flaschen gegeneinander klirren ließen. Im Kreise meiner besten Freunde hatte ich mich schon immer am Wohlsten gefühlt. Es brauchte nicht mehr als in der Küche zu sitzen und ein paar Bier zu trinken, um mich mit ihnen heimisch zu fühlen. Zayn und Liam standen nah beieinander, Liam's Hand strich über Zayn's Seite. Ein Teil von mir hatte die beiden schon immer beneidet, denn ich wollte auch so etwas. Sie hatten eine tiefe Verbundenheit, ihre Liebe war über all die Jahre unerschütterlich gewesen und dass sie nun eine Familie gründeten, war für mich nur absolut logisch. Sie waren perfekt, wie geschaffen füreinander. Ich konnte nur hoffen, jemals auch so etwas zu finden. 

"Wollen wir uns den neuen Deadpool ansehen? Der ist jetzt endlich auf Streaming verfügbar!" schlug Niall vor, was mich sofort begeistern nicken ließ. Auch Zayn und Liam waren begeistert und so nahm ich für jeden noch Bier aus dem Kühlschrank und wir verzogen uns in mein Wohnzimmer, ließen uns alle auf die Couch fallen. Niall kümmerte sich wie immer um die Technik, was mich zufrieden lächeln ließ, dann nahm ich einen großen Schluck und sah lächelnd zu Zayn. 
"Ich bin stolz auf euch", sagte ich leise zu ihm. Seine Augen leuchteten auf und er grinste mich an. Zayn hatte in seinem Leben einiges erlebt. Er hatte mir damals vieles anvertraut und ich war froh darüber, dass bei allem Mist der abgelaufen war, Liam seine Konstante war. Seufzend sah ich auf den Fernseher.
"Ich bin heute irgendwie emotional überladen", gab ich lachend zu. Die drei grinsten und Niall klopfte mir auf die Schulter. "Du bist halt verknallt!" 

Nachdenklich sah ich auf den Fernseher, auf dem der Anfang des Filmes bereits lief und puhlte währenddessen an dem Etikett des Bieres in meiner Hand. Konnte man sich so schnell in jemanden verknallen? Und was sagte das über mich aus?
Ich war normalerweise nicht so schnell hin und weg, wirklich nicht. Ich hielt mich grundsätzlich zurück mit Dates nach dem Desaster, als welches man meine letzte Beziehung nur bezeichnen konnte. 

Aus dem Fach im Couchtisch zog ich Chips und Popcorn, warf jedem der Jungs seinen Lieblingssnack zu und erntete dankbare Blicke, auf die lautes Knistern der Verpackungen folgte weil sie sich alle drei wie Raubtiere darauf stürzten. Schmunzelnd nahm ich die Salzstangen und knabberte daran, legte sie jedoch schnell wieder weg. Das Zeug machte süchtig und ich konnte nie aufhören, wenn ich einmal anfing. 
Das Klingeln der Tür unterbrach unsere Runde und ich erhob mich seufzend, stellte das Bier auf dem Tisch ab. 
"Wer ist das? Du kennst doch keine anderen Leute"," fragte Niall frech. Lachend schlug ich ihm gegen die Schulter und ging zur Tür, drückte den Summer und öffnete die Tür. Neugierig blickte ich ins Treppenhaus und als niemand geringeres als Harry die Treppen nach oben gelaufen kam, riss ich die Augen ungläubig auf.  

Der Lockenkopf  blickte nach oben, direkt zu mir und ein breites Lächeln entstand auf seinem Gesicht. So breit, dass sie wieder erschienen, die verdammten Grübchen. Meine Knie wurden wackelig, während ich ihn immer noch anstarrte, als wäre er nur eine Erscheinung. "Was tust du denn hier?" fragte ich ihn, während sich auch auf mein Gesicht ein Lächeln schlich. Er biss sich grinsend auf die Lippe, ehe er an der Tür ankam, nah vor mir stehen blieb und mir in die Augen blickte. 
"Ich bin auf dem Weg zum Flughafen", sprach er und musterte mich einen Moment. Ich trug einen roten Hoodie und eine Skinny Jeans, bedankte mich innerlich bei meinem Vergangenheits-Ich für die Wahl heute Morgen. 
"Du fliegst also heute zurück?" fragte ich ihn. 
Harry nickte. "Morgen ganz früh, ja, der Flieger geht um vier. Aber..." Er stoppte und lächelte mich sanft an. "...Ich kann England nicht verlassen, ohne mich noch einmal von dir zu verabschieden. Ich musste dich noch einmal sehen." 

Mit großen Augen sah ich ihn an, während sich in meinem Magen eine angenehme Wärme ausbreitete. Ja, ich war verknallt. War ich wirklich, was sollte ich mich selbst belügen. Seine Augen sahen mich intensiv an und ich spürte wie meine Wangen heiß wurden, lächelte ihn breit an. "Ich bin froh, dass wir uns noch einmal sehen. Wirklich, richtig froh", gab ich leise zu. Harry grinste, legte die Hand an meine Taille und zog mich an sich, seine Lippen waren nah an meinen, ließen mein Herz höher schlagen. 
"Und ich wollte diese Lippen noch einmal berühren", wisperte er, ehe er mich gleich darauf küsste. 

Wie automatisiert schlangen sich meine Arme um ihn, während er mich noch enger an sich zog, seine Hand leicht in meine Taille krallte und die andere Hand in meinen Nacken gleiten ließ. Unsere Lippen bewegten sich ruhig gegeneinander, bis es intensiver wurde. Die Luft schien förmlich zu knistern, mein Kopf schaltete sich aus. Ich spürte seine Zunge an meiner Lippe, öffnete den Mund und er fuhr hinein, spielte mit meiner Zungenspitze und erkundete meinen Mund, während ich ihn fester umarmte. Ich konnte seinen Herzschlag fühlen, konnte spüren, dass es ebenso raste und leise seufzte ich in den Kuss. Harry wanderte mit seinen Fingern von meinem Nacken in meine Haare und krallte sich hinein. Ihn zu küssen schien von mal zu mal besser zu werden und als wir uns lösten, sah ich ihm atemlos in die Augen.
"Wow", hauchte ich, kaum fähig zu denken. 
Er lächelte mich sanft an und wollte etwas sagen, wurde aber unterbrochen, als hinter mir das Geräusch von Chips zu hören war, die in jemandes Mund gerade zerknirscht wurden. Wir drehte uns beide zu dem Geräusch und sahen meine drei Freunde auf der Couch sitzen, die ihre Snacks aßen und uns ungläubig anstarrten. 

Peinlich berührte kicherte ich und sah zu Harry, der mich amüsiert und ein wenig fragend ansah. "Wir schauen uns Deadpool an. Willst du vielleicht reinkommen?" fragte ich ihn schmunzelnd, definitiv mit einem Hauch Hoffnung in der Stimme, den ich nicht verbergen konnte. 
Er schien einen Moment abzuwägen, ehe er auf die Uhr sah und dann nickte. "Ich schätze, ein bisschen Zeit habe ich noch." 
Ich fing an zu grinsen und küsste seine Wange, machte ihm den Weg frei und er trat ein, winkte den dreien zu, die ein wenig überfordert ebenso die Hände zum Gruß hoben. 
"Niall kennst du ja schon, das hier sind Zayn und Liam", stellte ich sie vor und der Lockenkopf trat ins Wohnzimmer, nachdem er seine Schuhe ausgezogen hatte und gab allen dreien die Hand. "Harry, schön euch kennenzulernen", sagte er freundlich, ehe er mich wieder anblickte.
"Hast du vielleicht auch so ein Bier für mich, bitte?" fragte er sanft. 

Mit rasendem Herzen nickte ich sofort und konnte kaum den Blick lösen, starrte ihn völlig verträumt an. Er blickte ebenso breit lächelnd zurück, für einen Moment starrten wir uns wieder einfach nur an und es kam mir vor, als würde die Zeit anhalten 
Dann räusperte sich Niall, unterbrach den Moment und ließ uns beide zu ihm blicken. 
"Ich nehme auch noch eins", sagte er und grinste mich dabei frech an. 

The Love It Takes | L.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt