Kapitel 11

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Cyclops Sicht
Ich stand da, die Arme verschränkt, und musterte Celine. Etwas an ihr war anders, und ich wusste sofort, dass sie mehr verbarg, als sie zugab. Sie stand da, selbstbewusst, aber ich sah die Unsicherheit in ihren Augen – ein Blick, den ich bei jungen Mutanten oft gesehen hatte, die sich ihrer Fähigkeiten und ihrer Rolle in dieser Welt noch nicht sicher waren. Aber da war auch diese gewisse Härte, die man bei jemandem findet, der mehr durchgemacht hat, als man ihm ansieht. Während Logan sie verteidigend ansah, trat Celine einen Schritt vor und starrte mich direkt an. Ihre Augen, diese blauen Augen, schienen förmlich zu leuchten. Es war fast beunruhigend, wie ruhig sie blieb. Die meisten hätten vor meiner Autorität einen Schritt zurück gemacht – aber nicht sie.

Ich ließ meinen Blick langsam über sie gleiten. „Na, sie ist schon 'ne Süße." sagte ich leise, mehr zu mir selbst als zu den anderen. Logan hob bei meinen Worten leicht eine Augenbraue, aber er schwieg. Natürlich tat er das. Er war nie der Typ, der sich auf solche Kommentare einließ.
Aber in diesem Moment war es nicht nur ein belangloser Spruch. Sie hatte etwas an sich, das mich neugierig machte. Ihre Körperhaltung, die Art, wie sie versuchte, ihre innere Unruhe zu verbergen – das konnte nicht jeder. Und dann waren da diese Krallen, die sie vorhin ausgefahren hatte... so ähnlich wie Logans, aber doch anders. Etwas an ihr schrie nach Gefahr, nach einer Kraft, die noch ungezähmt war.
„Weißt du, Logan." begann ich und ließ meinen Blick auf ihm ruhen. „Vielleicht ist sie wirklich mehr als nur ein gewöhnlicher Neuzugang. Sie hat Potential, das sehe ich. Aber die Frage ist, ob du es auch siehst." Logan starrte mich an, sein Gesichtsausdruck verriet nichts. Aber ich wusste, dass ich einen Nerv getroffen hatte. Er hatte immer diese unbestimmte Art, Menschen um sich herum zu beschützen, besonders die, die ihn an seine eigene Vergangenheit erinnerten. Und Celine – sie war offensichtlich jemand, der ihn an mehr erinnerte, als er zugeben wollte.

Celine hatte uns die ganze Zeit beobachtet, ihre Augen huschten zwischen Logan und mir hin und her, als wollte sie jedes Wort in sich aufsaugen. „Ich bin nicht hier, um irgendjemanden zu beeindrucken", sagte sie schließlich leise, ihre Stimme war fest, aber da war ein Hauch von Unsicherheit darin. „Ich will nur verstehen, was ich bin."

„Das ist der erste Schritt." sagte ich und nickte leicht, obwohl ich sie immer noch skeptisch betrachtete. „Aber sei gewarnt – Selbstfindung ist kein einfacher Weg. Und wenn du wirklich so bist wie Logan..." Ich ließ den Satz bewusst in der Luft hängen, weil ich wusste, dass die Bedeutung schwer auf ihr lasten würde. „Dann wird es verdammt hart." Celine begann zu knurren. Ich begann zu grinsen. Celine knurrte, und ich konnte sehen, wie sich ihre Muskeln anspannten. Sie verteidigte Logan, das war offensichtlich. Eine Mischung aus Wut und Unsicherheit flackerte in ihren Augen. Ich begann zu grinsen, denn ich wusste, dass ich einen Nerv getroffen hatte.

„Oh, ich verstehe. Du willst ihn verteidigen? Glaubst du wirklich, Logan braucht das?" Meine Stimme triefte vor Spott. „Er ist ein Raubtier. Einer der gefährlichsten, die es gibt. Glaub mir, wenn jemand hier nicht beschützt werden muss, dann ist es er." Celine ballte ihre Fäuste. Ich sah, wie sich ihre Fingerknöchel weiß färbten, und ich wusste, dass sie kurz davor war, die Beherrschung zu verlieren. Aber das war genau das, was ich wollte. Ich musste sehen, wozu sie wirklich fähig war. „Halt den Mund!" fauchte sie plötzlich, ihre Stimme bebte vor Wut. „Du hast keine Ahnung, was er für mich getan hat!" Ich schüttelte langsam den Kopf und lachte leise. „Für dich? Du glaubst also, er kümmert sich um dich? Du bist nur ein weiterer Schüler. Ein Projekt. Denkst du, du bist etwas Besonderes für ihn?" Ihre Augen verengten sich gefährlich. Ich konnte den Funken der Wut in ihr sehen, wie er langsam zu einem Feuer heranwuchs. Und genau in diesem Moment wusste ich, dass ich sie hatte.

„Weißt du was, Celine?" Ich trat einen Schritt näher, sah ihr direkt in die Augen, und ließ jedes Wort mit Absicht scharf klingen. „Vielleicht bist du wirklich wie Logan. Ein verlorenes, kaputtes Wesen, das versucht, irgendwohin zu gehören. Aber du wirst niemals..." Ich schaffte es nicht, den Satz zu beenden.

In einem Augenblick war sie über mir. Mit einem animalischen Knurren warf sie sich auf mich, ihre Krallen schossen aus ihren Händen, blitzschnell und tödlich. Ich spürte den Schlag, bevor ich ihn sah – ihre Krallen schlitzten meine Uniform auf, und ich krachte hart auf den Boden. Der Aufprall raubte mir kurz den Atem. Celine stand über mir, die Krallen gefährlich nahe an meinem Gesicht. Ihre Brust hob und senkte sich schnell, und ihre Augen funkelten wild. Für einen Moment war da nur Stille. Ich sah die Wildheit in ihrem Blick, sah, wie die Kontrolle über ihre Kräfte gefährlich am Rande des Zusammenbruchs balancierte. „Du kennst mich nicht! Und du wirst niemals über Logan so reden!" fauchte sie, ihre Stimme zitterte vor Wut und etwas anderem – Schmerz vielleicht. Die Spitze ihrer Krallen berührte fast meine Haut, und ich wusste, dass sie sie jeden Moment in mein Gesicht rammen könnte, wenn ich sie noch weiter provozierte.

„Okay, okay..." Ich hob die Hände leicht, mein Atem kam noch stoßweise. „Beruhig dich, Celine." Meine Stimme klang ruhig, aber mein Puls raste. Sie war gefährlich, das wusste ich jetzt. Nicht nur wegen ihrer Kräfte, sondern auch wegen der unberechenbaren Emotionen, die in ihr tobten. Logan war plötzlich bei ihr, er legte eine Hand auf ihre Schulter, sanft, aber fest. „Celine... es reicht." Seine Stimme war ruhig, und ich sah, wie sie sich langsam entspannte. Die Krallen zogen sich zurück, und sie wich von mir zurück, obwohl ihr Atem immer noch schwer ging.
Ich stand auf, klopfte mir den Staub von der Uniform und sah sie an. „Du hast Feuer, das gebe ich zu." Ich grinste leicht, obwohl meine Rippen schmerzten. „Aber pass auf, dass du dich nicht daran verbrennst." Celine knurrte mich an. „Pass besser auf, dass ich dir nicht deine Kehle aufschlitze..." knurrte sie...

Kräfte im VerborgenenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt