Kapitel 7

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Logans Sicht
Der Morgen war noch kühl, als wir uns auf einer kleinen Lichtung in den Wäldern gegenüberstanden. Das Licht der aufgehenden Sonne warf lange Schatten über den Boden, und die Stille des Waldes wurde nur durch das entfernte Zwitschern von Vögeln durchbrochen. Ich hatte Celine früh aus dem Lager geholt, bevor Wade oder Sam aufwachen konnten. Das hier war etwas, das nur zwischen uns stattfinden konnte. Sie musste lernen, und zwar schnell. „Bereit?" fragte ich, während ich meine Schultern lockerte. Ich wusste, dass sie es nicht war, aber das spielte keine Rolle. Niemand ist jemals bereit für das, was in ihnen steckt. Man wird nur reingeworfen und muss schwimmen – oder untergehen. Celine stand mir gegenüber, die Hände verkrampft an den Seiten. Ihr Blick war fest, aber ich konnte die Nervosität in ihren Augen sehen. Sie war klein und schmal, und im Vergleich zu mir sah sie fast zerbrechlich aus. Aber ich wusste, dass das täuschte. In ihr schlummerte etwas Gewaltiges, etwas, das sie noch nicht einmal im Ansatz verstanden hatte.

„Ich... ich denke schon." sagte sie schließlich, und ihre Stimme zitterte leicht. „Gut." Ich nickte und trat einen Schritt auf sie zu. „Hier gibt es keine Regeln. Du musst lernen, was du bist, und du wirst das nur verstehen, wenn du dich dem stellst." Sie schluckte schwer und richtete ihren Blick auf mich. Ihre Haltung war defensiv, die Knie leicht gebeugt, bereit, auf meinen ersten Angriff zu reagieren. Ich musste sie testen, musste sehen, wie viel sie bereit war, zu geben. Ohne Vorwarnung stürzte ich mich auf sie. Meine Bewegungen waren schnell, aber ich hielt mich zurück. Sie war noch nicht bereit, den vollen Schlag abzubekommen. Trotzdem wich sie knapp aus, stolperte ein paar Schritte zurück und versuchte, das Gleichgewicht zu halten. „Nicht schlecht." murmelte ich, „aber du musst schneller werden." Celine atmete schwer, ihre Augen suchten hektisch nach einer Möglichkeit, sich zu verteidigen. Ich konnte sehen, dass sie innerlich kämpfte – nicht nur gegen mich, sondern gegen sich selbst. Dieser innere Konflikt würde sie bremsen, wenn sie ihn nicht überwinden konnte. Ich griff erneut an, dieses Mal mit mehr Kraft. Meine Faust traf sie an der Schulter, und sie flog rückwärts, stolperte und landete hart auf dem Boden. „Fick dich!" fauchte sie und ich begann zu grinsen. Das war es, was ich sehen wollte – Feuer. Endlich fing sie an, den Kampfgeist zu zeigen, den sie brauchte.

„Da ist sie ja." sagte ich und ging langsam auf sie zu, während sie sich aufrappelte. Ihre Hände zitterten, aber nicht vor Angst – es war Wut. Der Zorn, der tief in ihr schlummerte, begann an die Oberfläche zu kommen. Du denkst, das reicht, um mich aufzuhalten?" keuchte sie, während sie sich den Dreck von den Händen wischte und sich in Angriffsstellung begab. „Ich hoffe es nicht." erwiderte ich grinsend und machte mich bereit für ihren nächsten Zug. Celine stürzte sich auf mich, ihre Bewegungen waren schneller, entschlossener. Sie war noch weit davon entfernt, ihre Kräfte zu kontrollieren, aber sie lernte, sie zu nutzen. Ich wich ihrem ersten Schlag aus, doch bevor ich kontern konnte, hatte sie schon ihre Krallen ausgefahren. Der scharfe Klang, als sie durch die Luft schnitten, war fast beruhigend. Es erinnerte mich an mich selbst, an die Kämpfe, die ich schon so oft geführt hatte. Aber ich hielt mich nicht zurück. Mit einer schnellen Bewegung packte ich sie am Arm und drehte sie herum, brachte sie wieder aus dem Gleichgewicht. Sie versuchte, sich zu wehren, doch mit einem Ruck zog ich sie erneut zu Boden. Diesmal war sie schneller. Noch bevor sie völlig landete, zog sie mich mit einem geschickten Griff an ihrem Handgelenk mit sich herunter. Ich verlor für einen Moment die Kontrolle und landete neben ihr im Dreck. Ihr Grinsen war fast so breit wie meins.

„Nicht schlecht." gab ich zu, während wir beide auf dem Boden lagen und nach Luft schnappten. „Glaub nicht, dass ich das einfach so hinnehme." zischte sie und stieß mich leicht mit dem Ellbogen an, während sie sich hochzog. Ich konnte sehen, dass der Kampf sie an ihre Grenzen gebracht hatte, aber das war der Punkt. Sie musste lernen, dass Schmerz und Erschöpfung Teil des Prozesses waren. Blut rann über ihr Gesicht und ich sah sie an. „Du blutest." sagte ich leise. Sie zuckte nur mit den Schultern. „Ist schon okay. Mach dir keine Sorgen um mich..." flüsterte sie. Ich sah sie lange an. „Mach ich mir aber....du bist wie ich..." hauchte ich. Ihre Augen weiteten sich leicht, als meine Worte die Stille durchbrachen. Sie war sichtlich überrascht, fast so, als hätte sie nicht erwartet, dass jemand das in ihr sehen würde. Für einen Moment war da nur Stille zwischen uns, das Rauschen der Bäume in der Ferne, das einzige Geräusch, das die Nacht durchbrach.

Kräfte im VerborgenenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt