Logans Sicht
Das Feuer knackte leise vor uns, während die Flammen in der Dunkelheit tanzten. Der Geruch von verbranntem Holz mischte sich mit dem Rauch meiner Zigarre, und der Mond hing wie ein stummer Zeuge über uns. Celine saß schweigend neben mir, ihre Augen auf das Feuer gerichtet, als ob sie darin Antworten suchen würde, die sie in sich selbst nicht finden konnte. Ich nahm einen tiefen Zug von meiner Zigarre und griff nach der Flasche Whiskey neben mir. Der vertraute, scharfe Geschmack brannte in meiner Kehle, während ich den ersten Schluck nahm. Es war ein Ritual. Eines, das mir half, den Schmerz und die Erinnerungen zu dämpfen. Die Dunkelheit in mir ruhigzustellen – wenigstens für eine Weile. Celine beobachtete mich aus den Augenwinkeln, das konnte ich spüren. Sie sagte nichts, aber ihre Anspannung war fast greifbar. Es dauerte eine Weile, bis sie die Stille schließlich brach.„Ist das... normal?" fragte sie leise, ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern.
Ich hob den Kopf und sah sie an. „Was meinst du?"
Ihre Augen wanderten kurz zu meiner Hand, die immer noch die Flasche Whiskey umklammerte, und dann wieder zurück ins Feuer. „Dass du immer wieder trinkst. Ist das normal für dich?" Es war eine einfache Frage, aber in ihrem Ton lag mehr. Etwas Tieferes, als ob sie versuchte, einen Teil von mir zu verstehen, den ich selbst oft nicht verstand – oder verstehen wollte. Ich zögerte einen Moment, bevor ich antwortete. „Normal?" Ich ließ das Wort auf der Zunge zergehen und schüttelte dann langsam den Kopf. „Was ist schon normal, Celine?" Sie sah mich kurz an, bevor sie wieder zum Feuer starrte. „Es wirkt, als würdest du versuchen, irgendwas zu... ertränken." Ich schnaubte leise. „Du bist verdammt aufmerksam, weißt du das?" Ich nahm einen weiteren Schluck, ließ die Schärfe in meiner Kehle brennen. „Das hier..." Ich hielt die Flasche hoch, das Feuer reflektierte sich auf dem Glas. „Das ist nicht, um etwas zu vergessen. Nicht wirklich. Es hilft nur, den Lärm zu dämpfen. Die Stimmen. Die Erinnerungen. Manchmal wird es einfach zu laut."
Celine schwieg, aber ich konnte sehen, dass sie darüber nachdachte. Sie verstand mehr, als sie zeigte. Wahrscheinlich hatte sie ihren eigenen Lärm im Kopf, den sie versuchte zu verdrängen. „Ich weiß nicht, ob ich das je gewollt hab." murmelte sie schließlich, ihre Stimme brüchig. „Diese... Kraft. Oder was auch immer es ist. Es fühlt sich an, als würde es mich verschlingen, wenn ich es zulasse." Ich sah sie an, konnte das Gewicht ihrer Worte spüren. Es erinnerte mich so sehr an mich selbst, als ich jünger war, als ich gegen das gekämpft hatte, was ich war. „Man gewöhnt sich dran." sagte ich schließlich. „Aber es wird nie einfacher."
„Und das Trinken... hilft dir dabei?" Sie sah mich diesmal direkt an, ihre Augen durchbohrten mich fast. Ich zuckte mit den Schultern und nahm einen weiteren Zug. „Es hält mich davon ab, völlig durchzudrehen. Macht das, was in mir brodelt, ein bisschen leiser." Sie nickte langsam, als würde sie versuchen, das zu verstehen. Aber sie wusste, dass es keine einfache Antwort gab. Nicht für mich. Nicht für jemanden, der so war wie wir. „Vielleicht gibt es einen anderen Weg." flüsterte sie, ihre Stimme war fast verloren im Knistern des Feuers. Ich sah sie lange an, den Hauch von Hoffnung in ihren Augen. Sie wollte glauben, dass es eine andere Lösung gab, etwas, das uns nicht zerstören würde, während wir versuchten, damit zu leben. „Vielleicht." murmelte ich schließlich, obwohl ich selbst nicht daran glaubte. „Aber ich hab ihn noch nicht gefunden." Sie seufzte. „Eine Partnerin?" fragte sie und ich erstarrte. „Komm mir bloß nicht damit an." knurrte ich. Celine zuckte bei meinem knurrenden Ton zusammen und richtete ihren Blick schnell wieder auf das Feuer. Eine unangenehme Stille legte sich zwischen uns. Ich hasste es, über das zu reden, was war – oder was hätte sein können. Beziehungen, Bindungen... das war alles nichts für mich. Nicht mehr.
„Tut mir leid," murmelte sie schließlich, ihre Stimme war kaum hörbar. „Ich wollte nicht..." Ich seufzte. „Es ist okay, Celine." sagte ich leise und sie schluckte schwer. „Du hast es verdient, dass dich jemand....liebt. Und wertschätzt." sagte sie. Ich räusperte mich und blickte ins Feuer, während die Worte in mir nachhallten. Liebe. Wertschätzung. Zwei Dinge, die ich vor langer Zeit hinter mir gelassen hatte. „Celine...," begann ich langsam, „ich bin nicht der Typ für sowas. Was du in mir siehst, das..." Ich hielt inne, suchte nach den richtigen Worten, aber die Wahrheit war zu schwer, um sie in einfachen Sätzen zu fassen. Sie sah mich aus ihren großen, blauen Augen an, ein Funken Hoffnung darin, der mich fast nervös machte. „Jeder hat das verdient, Logan," sagte sie sanft. „Auch du. Du denkst vielleicht, dass du zu viel durchgemacht hast oder dass niemand dich verstehen kann, aber... du bist nicht allein. Nicht mehr."
Ich schnaubte und nahm einen tiefen Zug von meiner Zigarre. „Vielleicht. Aber das bedeutet nicht, dass es für mich funktioniert. Ich hab mehr Leute verloren, als ich zählen kann, Celine. Jedes Mal, wenn ich mich jemandem öffne..." Meine Stimme verhärtete sich ungewollt, als die Erinnerungen mich trafen. „Jedes Mal endet es mit Blut." Sie zuckte nicht zurück, hielt meinem Blick stand. „Du hast mich nicht verloren." Die Worte waren so leise, dass sie fast im Knistern des Feuers untergingen. Aber ich hatte sie gehört. Klar und deutlich. Für einen Moment sagte keiner von uns etwas. Es war, als ob die Dunkelheit der Nacht uns umhüllte, nur das Knistern des Feuers hielt uns an diesem Ort fest. Ihre Worte hatten mich getroffen, tiefer als ich es zugeben wollte. „Ich weiß, du willst mir nicht glauben..." fuhr sie nach einer Weile fort, ihre Stimme fest, „aber ich sehe dich. Den echten Logan. Nicht nur den Krieger oder den Mann, der so viel Schmerz ertragen hat. Ich sehe mehr."
Ich sah sie an, die Zigarre hing schlaff zwischen meinen Lippen. „Und was siehst du?" fragte ich, mehr aus Neugier als aus Verteidigung. „Jemanden, der tief drin noch glaubt, dass es Hoffnung gibt. Dass er es wert ist, gerettet zu werden." Ihre Stimme war fest, und sie meinte jedes Wort. Das überraschte mich. Sie schien nicht wie jemand, der solche Worte leichtfertig aussprach. Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte, also tat ich das Einzige, was mir noch blieb: Ich schwieg. Vielleicht hatte sie recht, vielleicht auch nicht. Aber in diesem Moment, am Feuer, fühlte es sich so an, als hätte ich jemandem wieder ein kleines Stück Vertrauen geschenkt. „Logan. Du bist nicht alleine. Du bist für mich da...Ich bin für dich da." sagte sie leise. Ihre Worte hallten in meinem Kopf nach, wie ein Echo, das ich nicht abschütteln konnte. Für mich da... Es war lange her, dass mir jemand so etwas gesagt hatte. Ich starrte ins Feuer, sah die Flammen tanzen, als ob sie mir die Antwort verraten könnten. Aber es gab keine einfache Antwort. Es war kompliziert. Alles war kompliziert.
„Celine...," begann ich langsam und wählte meine Worte vorsichtig. „Ich hab viel gesehen. Zu viel, um noch an so was wie... Nähe zu glauben. Es klingt schön, sicher. Aber für Leute wie uns? Das endet nie gut."
„Vielleicht," flüsterte sie, und es klang fast, als würde sie dem zustimmen, „aber ist das nicht einen Versuch wert?"
Ich seufzte und wusste nicht, was ich sagen sollte...
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Kräfte im Verborgenen
FantasyNach zahlreichen chaotischen Abenteuern haben sich Deadpool und Logan zu einem ungewöhnlich effektiven Team zusammengeschlossen. Während Deadpool mit seinem unvorhersehbaren Humor und seinem Sinn für Chaos oft an den Nerven seiner Mitstreiter zehrt...