Kapitel 29: Im Schatten der Trauer

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Die Nacht scheint unendlich, ein undurchdringlicher Mantel der Dunkelheit, der meine Welt umhüllt. Noch immer kann ich nicht begreifen, was gerade geschehen ist. Der Schmerz sitzt tief, meine Atmung ist flach, und mein Herz pocht so schnell, als könnte es jeden Moment zerbrechen. Shisui... ist weg. Für immer. Es ist, als würde die Zeit stillstehen, während Itachi mich noch festhält, bevor er mich schließlich langsam loslässt. Wir stehen schweigend an der Klippe, wo ich meinen Bruder verloren habe.

„Yukari...", beginnt Itachi mit schwerer Stimme. Die Ruhe, die er sonst immer ausstrahlt, ist gebrochen. Seine Augen zeigen den Schmerz, den er so gut zu verbergen versucht. Ich will etwas sagen, aber meine Kehle fühlt sich wie zugeschnürt an. Alles, was mir bleibt, ist die brennende Frage: Warum?

„Ich muss dir alles erklären", sagt er leise und setzt sich neben mich auf den kalten Boden der Klippe. Sein Blick ist auf den Abgrund gerichtet, wo Shisui verschwunden ist.

„Shisui hatte einen Plan", fährt er fort, seine Stimme bleibt ruhig, aber es ist schwer, den Schmerz darin zu überhören. „Er wollte die wachsenden Spannungen im Uchiha-Clan beenden, bevor sie in Gewalt ausarten. Sein Plan war es, Kotoamatsukami zu nutzen, um das Bewusstsein meines Vaters – Fugaku – zu beeinflussen. Mit dieser einzigartigen Fähigkeit seines Mangekyō Sharingan konnte er jemanden unbemerkt so manipulieren, dass sie Entscheidungen trafen, als wären es ihre eigenen. So hätte er eine Rebellion verhindern können, ohne dass jemand es bemerkt."

Ich höre zu, doch mit jedem Wort, das Itachi sagt, wird die Last auf meiner Brust schwerer. Kotoamatsukami... Shisuis mächtigste Technik, eine, die alles hätte verändern können, ohne Blutvergießen, ohne Gewalt. Aber jetzt...

„Doch Danzo...", fährt Itachi fort, und ich merke, wie sich seine Stimme verhärtet. Der Name allein scheint ihn mit Wut zu erfüllen. „Danzo wusste von Shisuis Plan. Er hatte Angst vor der Macht, die Shisui besaß. Er fürchtete, dass Shisui nicht nur den Clan, sondern das gesamte Dorf kontrollieren könnte. Also griff er an, um Shisuis Mangekyō Sharingan zu stehlen. Er wollte die Macht von Kotoamatsukami für sich nutzen."

Wut und Verzweiflung mischen sich in mir, als die Wahrheit langsam durchsickert. Danzo..., dieser Name brennt sich in mein Herz, wie ein glühendes Messer. Shisui... mein Bruder... wollte alles tun, um das Dorf und den Clan zu retten, und wurde dafür verraten.

„Shisui... hat sich entschieden, bevor Danzo ihm alles nehmen konnte." Itachis Stimme zittert, und ich spüre, wie tief der Schmerz auch in ihm sitzt. „Er wollte, dass sein Opfer nicht umsonst ist. Also gab er mir sein verbleibendes Auge, das letzte, was er noch hatte. Damit... mit dieser letzten Geste hat er mich gebeten, das zu tun, was er nicht mehr konnte – den Clan zu retten und das Dorf zu schützen."

Itachis Worte schneiden tief in meine Seele. Shisui hatte sich geopfert, um etwas zu verhindern, das größer war als er selbst. Doch der Preis dafür war unerträglich hoch. Meine Finger graben sich in den Boden, und ich fühle, wie die Tränen endlich unaufhaltsam fließen. Der Schmerz ist überwältigend.

Kotoamatsukami hätte alles verändert..." flüstere ich. „Aber Danzo... er hat Shisui..."

Die Worte von Itachi hallen noch immer in meinem Kopf wider. Shisui hatte einen Plan... Danzo... wollte seine Augen... Alles in mir schreit nach Wut, nach Vergeltung, nach Rache. Wie konnte Danzo es wagen, Shisui das Leben zu nehmen, ihm die Zukunft zu stehlen – uns die Zukunft zu stehlen?

Ich balle meine Fäuste, der Schmerz und die Wut vermischen sich in mir zu einem Sturm. Meine Atmung wird schneller, die Tränen brennen in meinen Augen, doch dieses Mal halte ich sie zurück. Kein Schluchzen, nur reiner Zorn.

Yukari Uchiha (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt