Kapitel 40: Durch fremde Augen

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Es ist spät am Abend, als Itachi mit Sasuke an seiner Seite nach Hause geht. Die Stille des Krankenhauses hüllt mich ein wie ein weicher Schleier, und doch liegt in der Luft eine leichte Spannung. Ich weiß, dass ich bis morgen bleiben muss. Ein letzter, langer Atemzug entspannt meine Schultern, als ich spüre, wie Kitsune und Yako wie leise Schatten durch die Nacht draußen um das Krankenhaus streifen. Ihre Präsenz umhüllt mich mit einer beruhigenden Wärme – wie ein unsichtbarer Schutzwall. Zusammen mit dem Wissen, dass Kommandant Kakashi hier ist, um über mich zu wachen, fühle ich mich sicher genug, um endlich den Schlaf zuzulassen.

Als der Morgen langsam über Konoha dämmert und die ersten Strahlen sanft durch das Fenster dringen, weckt mich das leise Rascheln von Buchseiten. Das vertraute Geräusch beruhigt mich, noch bevor meine Augen sich vollständig öffnen. Ich muss nicht sehen, um zu wissen, dass Kakashi da ist, vertieft in seine Lektüre.

„Guten Morgen, Kommandant", begrüße ich ihn, meine Stimme noch weich vom Schlaf.

Er sieht kurz von seinem Buch auf und lächelt leicht, obwohl ich es mehr spüre als sehe. „Guten Morgen, Yukari. Hast du gut geschlafen? Dein Schlaf wirkte etwas unruhig... du hast im Traum den Namen deines Bruders gemurmelt."

Ich atme tief durch und denke nach. „An einen Traum erinnere ich mich nicht, aber ich fühle mich erholt." Ein sanftes Lächeln überkommt mich, als ich aufrichte. „Ich würde gerne gleich zu Naruto gehen und mit ihm frühstücken. Kommt ihr mit?"

Kakashi nickt, seine Augen fixieren mich aufmerksam, und ich spüre eine wohlwollende Sorge in seiner Haltung. „Ich begleite dich, aber ich bleibe im Hintergrund. In ein paar Jahren wird Naruto mein Schüler sein, sobald er die Akademie abgeschlossen hat. Findest du den Weg auch ohne zu sehen?"

Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. „Ich habe Kitsune und Yako, die meine Augen sein werden." Ich kann nicht anders, als Kakashi hoffnungsvoll anzusehen. „Dann ist Naruto in guten Händen, das beruhigt auch mich."

Obwohl meine Sicht noch immer durch die Augenbinde verdeckt ist, fühle ich die Veränderung in mir, das Fließen einer neuen Kraft. Die Augen meines Bruders, die mir geschenkt wurden, pulsieren sanft, und ich kann es kaum erwarten, den Schleier der Dunkelheit abzulegen und die Welt mit diesen Augen neu zu sehen.

Ich öffne das Fenster, und eine kühle Brise fließt herein, gefolgt von einem leisen Rascheln, als Kitsune ins Zimmer springt. Die Füchsin ist beinahe hüftgroß, ihr Fell schimmert wie Silber im morgendlichen Licht. Mit einem leisen Gurren schmiegt sie sich an mich und führt mich sanft ins Badezimmer. In meinem Geist flackern Bilder auf – Bilder von mir selbst, meinem Spiegelbild. Kitsune projiziert sie in meine Gedanken, um mir zu helfen, mich fertig zu machen.

Ich staune. „Ich wusste nicht, dass wir uns nicht nur unterhalten können, sondern auch Bilder teilen."

„Es erfordert viel Konzentration", antwortet sie mit einer Stimme, die tief in meinem Geist hallt. „Sprechen kann ich dabei jedoch nicht." Mit einem leichten Seufzen verschwindet das Bild wieder aus meinen Gedanken, doch Kitsune bleibt an meiner Seite. „Aber unsere Verbindung wird stärker, Prinzessin."

Ich verlasse das Krankenhaus, und obwohl die Welt hinter der Augenbinde verschwommen und nur durch vage Lichtverhältnisse wahrnehmbar ist, fühle ich mich keineswegs verloren. Kitsune und Yako sind stets an meiner Seite, flüstern mir leise Bilder des Dorfes in den Geist. Ihre Gedanken formen ein unsichtbares Bild – vertraute Straßen, Umrisse von Häusern und die Schatten der Dorfbewohner, die uns passieren. Es ist ungewohnt, aber schon nach wenigen Schritten verschwindet die Unsicherheit, und ich bewege mich flüssig durch das Dorf, als wären Kitsune und Yako schon immer meine Augen gewesen.

Yukari Uchiha (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt