Kapitel 12

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Rückblick

Taylor stand am Eingang der Feuerwache und zog seine Jacke zurecht, als sein Handy in der Tasche vibrierte. Er griff danach und lächelte, als er den Namen auf dem Display sah.

»Hey, Babe«, begrüßte er Eric, während er durch die Tür in den Aufenthaltsraum ging.

»Hey, wollte nur kurz hören, wie es dir geht«, kam Erics vertraute Stimme zurück, begleitet von einem leichten Lachen. »Ich bin gerade auf dem Weg, mich mit Emily zum Dinner zu treffen.«

»Ach, Emily mal wieder«, neckte Taylor. »Soll ich mir Sorgen machen?« Eric lachte, ein warmer, beruhigender Klang, der Taylor immer das Gefühl von Zuhause gab, egal wo er gerade war.

»Keine Chance. Sie ist nur fürs Essengehen gut, du weißt doch, wen ich liebe.«

»Na, dann erwarte ich morgen früh ein reichhaltiges Frühstück, um deine Loyalität unter Beweis zu stellen. Es ist schließlich Sonntag, und wir haben beide frei«, antwortete Taylor, während er sich auf einen der Stühle fallen ließ. Eric stöhnte gespielt.

»Oh, großartig. Das bedeutet, du erwartest schon wieder Rührei, Pfannkuchen, Speck, und alles, was ich in der Küche finden kann, oder?«

»Genau. Und vielleicht Kaffee.« Taylor grinste breit und konnte fast fühlen, wie Eric am anderen Ende der Leitung die Augen verdrehte.

»Wie wäre es, wenn wir morgen nach dem sehr reichhaltigen Frühstück, auf den Bauernmarkt gehen?«, schlug Eric plötzlich vor. Taylor stöhnte hörbar.

»Ein Bauernmarkt? Ich dachte, wir hätten einen freien Tag, nicht einen Tag voller Gemüse und überteuerter Marmelade.«

»Du weißt doch, dass du es lieben wirst«, neckte Eric zurück. »Und wenn du brav bist, bekommst du vielleicht sogar eine hausgemachte Tarte.« Taylor schnaubte.

»Na gut, wir reden morgen drüber. Mal sehen, ob ich dich überzeugen kann, den Markt links liegen zu lassen.«

»Mach dir keine Hoffnung«, lachte Eric. »Aber hey, ich muss los. Wir reden morgen weiter, okay?« Taylor nickte, obwohl Eric es nicht sehen konnte.

»Klar. Ich liebe dich.«

»Ich liebe dich auch. Pass auf dich auf«, antwortete Eric, bevor das Gespräch endete und das vertraute Klick des Auflegens ertönte. Taylor steckte das Handy in seine Tasche und seufzte leicht. Er freute sich auf das freie Wochenende mit Eric. Doch vorher musste er noch ein paar Leben retten. Die Nacht brach herein, und die Sonne war bereits lange hinter dem Horizont verschwunden, als Alice und Taylor gerade von einem Einsatz zurückkehrten. Sie waren erschöpft, der Abend hatte sich gezogen, doch gerade als sie dachten, sie könnten einen Moment durchatmen, meldete sich die Zentrale.

»Wir brauchen Verstärkung«, erklang die Stimme über das Funkgerät. »Ein Mann wurde auf offener Straße niedergestochen. Ein Team ist bereits vor Ort, aber sie benötigen Unterstützung.« Alice war sofort in Aktion, schaltete das Blaulicht ein und lenkte den Wagen in die angegebene Richtung. Taylor saß schweigend neben ihr, seine Gedanken noch bei dem Gespräch mit Eric, das sie erst vor ein paar Stunden geführt hatten. Der Gedanke an das gemeinsame Wochenende beruhigte ihn, gab ihm Halt in der hektischen Welt, in der sie lebten. Als sie sich der angegebenen Adresse näherten, sahen sie bereits aus der Ferne die flackernden Blaulichter der Polizei und des Rettungsteams. Alice parkte den Wagen in der Nähe und beide sprangen heraus, griffen nach ihrer Ausrüstung und rannten in Richtung des Geschehens. Doch noch bevor Taylor realisieren konnte, was wirklich passierte, begann alles, sich wie in Zeitlupe abzuspielen. Die Sirenen wurden dumpf, das Flackern der Lichter verschwamm vor seinen Augen. Als sie näher kamen, sahen sie das Rettungsteam auf dem Gehweg knien, verzweifelt bemüht, den Mann zu reanimieren, der dort blutüberströmt lag. Taylor wollte schneller rennen, doch in dem Moment drehte Alice sich zu ihm um. Ihre Augen geweitet vor Schock, als sie erkannte, wer dort auf dem Boden lag. Sie stellte sich ihm in den Weg, ihre Hand nach ihm ausgestreckt.

Ungebrochen - Der Engel, der nicht fielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt