Kapitel 9

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Taylor saß in der ruhigen Dunkelheit der Garderobe, das sanfte Licht der Lampe über der Couch warf weiche Schatten auf die Wände. Lane lag schlafend auf der Couch, sein Gesicht entspannt, doch die Spuren der vergangenen Stunden waren noch immer sichtbar. Taylor konnte nicht anders, als ihn anzusehen, während sich seine Gedanken überschlugen. Mit einem leisen Seufzen strich Taylor Lane sanft über die Stirn, seine Finger glitten zärtlich über die weiche Haut. Es war schwer für ihn zu begreifen, wie sehr er sich in diesen jungen Mann verliebt hatte. Lane hatte sich in sein Herz geschlichen, zuerst als jemand, den er einfach nur beschützen wollte, doch inzwischen war es viel mehr geworden. Es war Liebe, eine Liebe, die Taylor vielleicht nicht erwartet hatte, aber die nun unbestreitbar in ihm loderte - doch durfte er das? Seine Gedanken schweiften ab und er dachte wieder an Eric, so wie jeden verdammten Tag und doch, seit Lane in seinem Leben war, schien der Schmerz sich zu verändern. Etwas, dass Taylor noch nicht vollkommen verstand.

»Was machst du nur mit mir?«, flüsterte er leise und seufzte schwer. Lane war in vielerlei Hinsicht zerbrechlich, und doch war da eine Stärke in ihm, die Taylor immer wieder überraschte. Es tat ihm weh zu sehen, wie sehr dieser litt, aber er wusste auch, dass er alles tun würde, um ihm zu helfen. Langsam begann Lane sich zu rühren, seine Augenlider zuckten, bevor sie sich langsam öffneten. Er blinzelte verschlafen und brauchte einen Moment, um zu realisieren, wo er war. Dann setzte er sich langsam auf, immer noch benommen von dem kurzen, aber tiefen Schlaf.

»Taylor...«, begann Lane, seine Stimme war leise und heiser. »Was... was ist passiert?« Taylor lächelte beruhigend und setzte sich näher zu Lane.

»Du warst einfach völlig erschöpft. Du bist in Andrews Armen eingeschlafen, und wir haben dich hierhergebracht, damit du ein wenig Ruhe finden kannst.« Lane errötete leicht, die Vorstellung, vor allen anderen einfach so zusammengebrochen zu sein, war ihm furchtbar unangenehm.

»Das... das tut mir leid. Ich wollte nicht...« Taylor legte eine Hand auf Lanes Arm und drückte ihn sanft.

»Es gibt keinen Grund, sich zu entschuldigen, Lane. Du bist durch so viel gegangen, und dein Körper hat einfach nachgegeben. Das ist vollkommen verständlich.« Lane nickte langsam, aber die Unsicherheit war noch immer in seinen Augen zu sehen. »Ich hoffe, ich habe niemandem Umstände gemacht.«

»Keineswegs«, erwiderte Taylor und versuchte, seine Stimme so beruhigend wie möglich klingen zu lassen. Doch dann zögerte er einen Moment, bevor er fortfuhr.

»Andrew... Andrew möchte dringend mit dir sprechen.« Lane sah Taylor an, und plötzlich stieg in ihm eine neue Welle der Angst auf. Er schluckte schwer und seine Gedanken überschlugen sich.

»Will er... will er mir sagen, dass ich den Job im Club verliere?« Taylor sah den panischen Ausdruck in Lanes Augen und fühlte, wie sich sein Herz zusammenzog. Er schüttelte schnell den Kopf und nahm Lanes Hände in seine.

»Nein, das ist es nicht. Du musst dir keine Sorgen machen. Andrew möchte dir nur helfen.« Lane entspannte sich ein wenig, aber die Angst ließ sich nicht so leicht abschütteln.

»Komm, wir gehen. Ich verspreche dir, es ist nichts Schlimmes«, sagte Taylor dann und erhob sich. Lane stand ebenfalls auf, seine Beine fühlten sich noch etwas zittrig an, doch er folgte Taylor aus der Garderobe. Sie betraten gemeinsam das Büro von Andrew, das mit edlen Möbeln und Kunstwerken eingerichtet war. Die Wände waren gesäumt von Büchern und Gemälden, die den Raum eine warme, einladende Atmosphäre verliehen, es passte so gar nicht zum dem Club, der das Büro umgab, aber zu Andrew passte es, dachte Lane. Andrew stand hinter seinem Schreibtisch, gerade hatte er ein Telefonat beendet und sah zu den beiden auf, als sie eintraten.

»Lane, Taylor«, begrüßte er sie mit einem leichten Lächeln und deutete auf die Stühle vor seinem Schreibtisch. »Bitte, setzt euch.« Lane war noch immer nervös, sein Herz schlug schneller, als er sich auf den Stuhl setzte. Er konnte die Anspannung nicht verbergen, und als er zu sprechen begann, stammelte er leicht.

Ungebrochen - Der Engel, der nicht fielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt