12. Kapitel

283 61 3
                                    

Kapitel 12

*Tw: Panikattacken *

//Überforderung.
Ich bin absolut überfordert, Tagebuch.
Ich meine irgendwie jedenfalls, aber irgendwie bin ich auch einfach nur glücklich wegen den was Minho gesagt hat.

'Ich werde dir immer zuhören, Jisung.'

'Aber ich will, dass du weißt, dass du nicht alleine bist. Ich bin hier, okay? Egal, was passiert...ich bin immer nur ein Anruf, eine Nachricht entfernt. Rufst du mich, werde ich kommen. Brauchst du etwas, werde ich kommen...Brauchst du Hilfe, werde ich helfen..'

'Du hast es nicht verdient, so behandelt zu werden, wie du es wirst, Jisung. Du bist ein Engel und...und du bist es Wert geliebt zu werden.'

Ich kann es auswendig.
Es hat sich absolut in meinen Kopf gebrannt.
In meinen, vor Schmerz stechenden, Kopf.
Aber doch kann ich an nichts anderes denken.

Diese Worte klingen wie ein Versprechen, eines, das ich fast nicht zu glauben wage. Was, wenn ich es wirklich wagen würde, ihn um Hilfe zu bitten? Was, wenn ich ihm alles erzählen würde? Könnte er mich dann noch ansehen, ohne diesen Schatten in den Augen? Könnte er wirklich alles wissen, was ich durchmache, ohne selbst daran kaputt zu gehen?

Ich frage mich das immer wieder. Und doch... da ist diese Wärme, die mich jedes Mal durchströmt, wenn ich daran denke, dass er für mich da ist. Er hat mir gesagt, dass ich es nicht verdient habe, so behandelt zu werden. Dass ich es wert bin, geliebt zu werden. Und, Tagebuch, ich weiß nicht, warum, aber... ich glaube ihm.

Das macht mir noch mehr Angst.

Denn was, wenn er sich irrt? Was, wenn ich ihm alles erzähle und er dann realisiert, dass ich nicht der bin, den er in mir sieht? Dass ich tatsächlich nicht liebenswert bin?

Erst wollte ich gestern den Anruf von Minho gar nicht annehmen, aber bin ich froh das ich es getan habe...auch wenn ich glaube das er weiß was los ist.

Denn er weiß mit Sicherheit das Zuhause etwas nicht stimmt...dumm ist er nun alle Male nicht...und vor allem nicht blind.
Er hat mich schon mit zu vielen Wunden gesehen...meine Ausreden glaubt ja auch niemand mehr.

Aber würde er mir glauben, würde ich es ihm sagen?
Würde er mir glauben das mein Erzeuger meine Mom und mich verprügelt, nur weil er ein Ventil braucht um seine Wut los zu werden?

Ich habe jetzt ein paar Tage Ruhe...aber sobald meine Oma wieder weg ist, wird er alles an uns auslassen.
Er hasst es, wenn einer zu Besuch ist, dann kann er nicht er selbst sein...sondern tut so als wäre er freundlichste Mensch auf Erden.
Wickelt die Menschen um seinen Finger...dabei ist er ein narzisstisches Stück scheiße, welches es nicht verdient hat, auf diesem Planeten zu Leben.
Klingt es unfair von mir?
Vielleicht, aber mehr als Hass und Ekel empfinde ich nichts für ihn.

Würde ich es meiner Oma sagen, das alle Verletzungen von ihm sind...würde sie mir glauben?
Oder würde sie sagen das ich nicht mehr alle habe?
Sie liebt meinen Vater, dabei müsste sie nur richtig die Augen öffnen...dann würde sie sehen...das diese Verletzungen alle von ihm sind.

Wieso kann er sich nur so gut verstellen?
Wieso habe ich so große Angst davor mein Mund zu öffnen?

Wieso...
Wieso kann ich nicht einfach einmal ehrlich sein?
Warum bin ich nicht so mutig wie Kihyun?
Ob mein Bruder jemals etwas über sein Leben gesagt hat?
Hat er jemals jemandem von der Gewalt Zuhause erzählt?
Wieso mag er Mom und mir nicht helfen?
Wieso habe ich so große Angst davor Minho alles zu erzählen?
Liegt es daran das ich schon mein gesamtes Leben deswegen lüge?
Liegt es daran das ich mich verschließe sobald es um mein Leben geht?

let me down slowly (Minsung) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt