Einige Stunden zuvor.
Pov. Andy: Kaum war ich wach, wollte ich am liebsten weiter schlafen, doch mein Rücken beschwerte sich bereits sichtlich über die Folgen auf der Couch. Für kurze Filmabende war sie bequem, zum dauerhaften Schlafen jedoch die pure Folter. Leider war es nicht das erste und letzte Mal auf dieser Couch. Seufzend streckte ich mich, dabei hatte ich das Gefühl als würde jeder einzelne Knochen knacken. Ich fühlte mich bereits so unnormal alt, ich weiß genau, dass es die Folgen des stetigen Stresses ist. Natürlich könnte ich auch einfach ins Schlafzimmer und bei meiner Frau im Bett schlafen, doch etwas in mir wollte genau das vermeiden. Ich vermied die Nähe zu Laurie und tatsächlich hatte ich das Gefühl es würde mir gut tun. Also habe ich wohl oder übel nicht die Wahl, als mich mit der Couch anzufreunden. Ich kann die Schmerzen ertragen, solange ich wenigstens durchschlafen konnte, denn das war das wichtigste für mich. Ich muss für meine Arbeit ausgeruht sein, schließlich will ich Fehler bei meinen Mandanten vermeiden. Ich blickte in die Küche rüber, wo durch den Türbogen bereits das Licht strahlte. Laurie ist also auch schon wach. Super. Solange sie mich nicht erneut mit Fragen ausquetscht. Vor allem zu gestern. Ich sollte mich schuldig fühlen, für die Gedanken und Träume, die ich am vergangenen Abend hatte. Vor allem für die Träume. Verdammt, ich bekam Kate nicht aus meinen Kopf. Ich kannte sie kaum und dennoch schaffe sie es mich mit einfachen Blicken, einfachen Worten und mit einer kurzen flüchtigen Berührung in einen Bann zu ziehen. Und wenn ich auch nur ein Fünkchen ehrlich zu mir selbst bin, will ich auch gar nicht, dass sie wieder aus meinen Kopf verschwinden. Ich wünsche mir vielleicht sogar tatsächlich, dass die Kopfsache zur Realität werden könnte. Ist es falsch von mir so zu denken? Ich bin schließlich immer noch verheiratet, vielleicht nicht glücklich, aber ich bin es. Ich rappelte mich mühselig auf und schlenderte in die Küche, bereit auf die nächste Fragerunde. Ich hätte auch warten können, aber ich wollte meinen Kaffee, besser gesagt, ich brauchte ihn nach dieser Nacht ganz dringend. Zu meiner großen Überraschung war es nicht Laurie, da an einem Samstagmorgen hantierte, sondern Jacob. Er schmierte sich in aller Seelenruhe ein Brot zurecht. Ich erinnere mich noch an den Jacob, den ich aus dem Bett trommeln musste, der seine Brote größtenteils gemacht bekommen hat. Er ist größer und reifer geworden, als ich es mir je gedacht hätte. Aber vermutlich haben ihn die vergangenen Ereignisse dazu hingeprägt. Ich wünschte es wäre alles anders verkauft. Dass ich ihn immer noch aus dem Bett werfen müsste, denn das wäre für mich ein Stückchen der Normalität, die ich mir so sehr wieder ersehne. Dennoch machte mich sein Verhalten etwas neugierig, es war immer noch Samstagmorgen. Ich räusperte mich, da blicke er auch direkt auf und schenkte mir sein jungenhaftes Lächeln: „Guten Morgen, Dad."
Unwillkürlich musste ich ebenfalls schmunzeln: „Guten Morgen.. dass ich das jemals von dir hören würde. Du weißt doch hoffentlich, dass du keine Schule heute hast?"
„Natürlich weiß ich das.", er musste kurz lachen und biss in sein Brot rein: „Ich habe mich heute mit einem Freund verabredet. In einer Stunde wird ein neues Game released und wir wollen es direkt gemeinsam ausprobieren."
„Ah, das hört sich doch gut an.", zu hören, wie mein Sohn sich mit Freunden wieder trifft, wie sie ohne Angst vor ihm mit ihm Zeit verbringen, erfüllt mich mit puren Glücksgefühlen. Als Vater will man nichts anderes hören, als das sein Sohn ein glückliches und unbeschwertes Leben hat. Umso schöner finde ich es, dass Jacob wieder zur Normalität zurückkehren kann. „Na dann, halte ich dich nicht länger auf und wünsche euch viel Spaß. Lass mich raten, es ist wieder mal so ein Battle Royal Spiel."
Er muss lachen, Musik in meinen Ohren: „Du wirst es mir vermutlich nicht glauben, aber tatsächlich nicht. Es ist ein neues Strategiespiel. Man strandet auf einer einsamen Insel und kämpft ums überleben, dann sind da noch Gefahren auf der Insel, die man zu überwinden hat, wie gefährliche Ureinwohner. Das haben wir so bisher noch nicht gespielt, aber die Grafik ist ziemlich hoch und die Engine sehr detailliert dargestellt. Der Trailer war schon extrem spannend.", er erzählte noch weitere Einzelheiten, ich lächelte bloß, während ich mir einen Kaffee machte, denn ganz ehrlich, ich verstand nur Bahnhof. Aber es war schön ihn so aufblühen zu sehen. „Also schätze ich mal, so wie du für das Spiel schwärmst, kommst du eher morgen wieder nach Hause."
Jacob überlegt grinsend: „Mal schauen. Ich rufe dich dann nochmal an. Hast du denn etwas vor, Dad?"
Ja, mich in mein Homeoffice-Büro verkriechen, um deiner Mutter möglichst aus dem Weg zu gehen, doch das konnte ich ihm so nicht sagen. Natürlich merkte er, dass etwas nicht stimmte, er ist ein schlauer Junge, aber ich wollte ihn da nicht belasten. Deswegen gab ich ihm auch hier ein Stückchen Normalität, zumindest versuchte ich das wenigstens, aber ganz anlügen werde ich nicht, also erzähle ich ihm eine Halbwahrheit: „Ich muss noch Einiges für die Arbeit machen, daher gehe ich ein wenig in mein Büro."
„Das wars?", ich verstand seine Frage nicht ganz und schaute ihn verwirrt an: „Naja, ich dachte.. vielleicht triffst du ja jemanden. Jemanden mit braunem Haar.. und einer kleinen Tochter..", er grinste breit und verstand sofort die Anspielung.
Ich spürte regelrecht, wie mir die Röte ins Gesicht stand: „Jacob! Also ich bitte dich! Wie kommst du denn auf so einen Quatsch? Erstens ist sie deine Lehrerin und zweitens bin ich.."
„Glücklich erheiratet?", unterbrach er mich, wobei er das Wort Glücklich mit seinen Fingern symbolisch in Anführungszeichen setzt. Ich sagte doch, der Junge ist schlau. Er weiß vermutlich genau, was los ist. Vielleicht weiß er es sogar besser als ich.
„Musst du nicht los?", wich ich beschämt der Frage aus. Er schmunzelte bloß und sattelte seinen Rucksack über die Schulter: „Jep. Bis später, Dad... oder bis morgen."
„Ja.", als er das Haus verließ, atmete ich irgendwie erleichtert aus. War es so offensichtlich, dass ich Interesse an Kate zeigte?
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Loyalty (Andy Barber FF)
FanficKathrine alias Kate Pierce, eine Lehrerin, ist frisch nach Newton, Massachusetts, eingezogen. Trotz der ganzen Mordgeschichten in der Kleinstadt, erhofft sie sich dort einen Fluchtort von ihren eigenen Dämonen zu schaffen. In ihrer Nachbarschaft dir...