Kapitel 8

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Linai und Toshi saßen in ihrem vertrauten Café, das in den letzten Wochen zu einem Rückzugsort für sie geworden war. Der Raum war erfüllt von dem lebhaften Gemurmel der Gäste, während der Duft von frisch gebrühtem Kaffee und gebackenem Gebäck die Luft durchzog. Doch trotz der heiteren Atmosphäre spürte Linai die angespannte Stimmung, die über der Stadt schwebte. „Hast du die neuesten Nachrichten gehört? In den letzten Tagen hattest du viel mit deiner Arbeit zu tun, weshalb du wahrscheinlich nicht auf dem neusten Stand bist. Korra hat Amon zu einem Kampf herausgefordert und verloren, wurde aber durch ihn verschont. Vorgestern hat das Profibändigerfinale stattgefunden. Die Wolfsfledermäuse haben gegen das Team Avatar gewonnen. Bei der Siegerehrung ist Amon auf die Bühne aufgetreten und hat den Gewinnern ihre Bändigungsfähigkeiten genommen und die Revolution öffentlich ausgerufen."

Verblüfft lauschte Linai den Worten ihres besten Freundes. Was hatte sie bitte alles verpasst. Als Kellnerin schnappte man so einiges von den Gästen auf, aber sowohl im Café als auch im Restaurant gab es einen Personalmangel beim Spülen, sodass die junge Frau eingesprungen war. Dort bekam sie nichts mit und verpasste vom täglichen Geschehen mehr als sie erwartete. „Und gestern", fuhr Toshi weiter fort, „wurde Mr. Kwan von der Cabbage Corp. verhaftet!" Seine Augen funkelten vor Aufregung. Linai nickte. „Ja das habe ich heute Früh in der Zeitung gelesen. Ich frage mich, was der Grund dafür sein könnte. Es hieß nur, dass er mit uns zusammenarbeitet, aber das würde doch ein Loch in unseren Plan reißen oder?"

Toshi beugte sich näher zu ihr, seine Stimme wurde leiser und eindringlicher. „Es gibt Gerüchte, die mir Sorgen bereiten. Viele glauben, dass das alles inszeniert ist. Die Verhaftung, die Beweise – es könnte alles Teil von Amons Plan sein!" Linai sah ihn skeptisch an. „Was meinst du damit? Wie kann das möglich sein?" „Es ist ein strategischer Schachzug. Anscheinend hat Mr. Kwan schon seit Monaten geheime Treffen mit Amon gehabt. Die Verhaftung könnte ein Versuch sein, die Wut der Bevölkerung zu kanalisieren und sie von den eigentlichen Machenschaften abzulenken. Die Leute glauben, dass sie gegen die Equalisten kämpfen, während sie in Wahrheit nur Amon weiter in die Hände spielen", erklärte Toshi mit Nachdruck.

Linai schluckte schwer. „Das klingt unglaublich, aber auch nicht unmöglich. Amon ist ein Meister der Manipulation. Er könnte die Situation nutzen, um seine eigene Macht zu festigen und die Menschen glauben zu lassen, dass die Equalisten die einzigen Retter sind." „Genau! Die Verhaftung von Kwan könnte die Leute glauben lassen, dass sie die Equalisten aufhalten können. Doch während sie sich auf die Cabbage Corp. konzentrieren, kann Amon ungestört seine Pläne weiterverfolgen", fuhr Toshi fort, seine Besorgnis war deutlich zu spüren. „Außerdem meinte der Leutnant, dass du um 11 Uhr zum Sato-Anwesen kommen sollst." Sofort überprüfte Linai ihre Armbanduhr. Es war 10.35 Uhr. „Ok, dann würde ich mich aufmachen. Ich bin gespannt, was es dort zu besprechen gibt."

Nach dem Bezahlen verabschiedete sich Linai mit einem kurzen Nicken. Ihre Gedanken rasten, als sie über das Sato-Anwesen nachdachte. Sie war dort noch nie, wusste aber, dass Herr Sato sie mit den unterschiedlichen Technologien unterstützte. Er hatte seine Frau durch einen Feuerbändiger verloren und kämpfte seitdem für mehr Gleichberechtigung.

Als sie das Sato-Anwesen erreichte, fiel ihr Blick auf die weitläufige Fassade des Gebäudes. Dieses Gebäude war einfach nur beeindruckend. Die Architektur war imposant, aber man würde sie bei einer der Werkstätten erwarten. Die junge Frau nahm einen tiefen Atemzug, um ihre Gedanken zu sammeln und trat durch die großen Schiebetüren. Dahinter erwartete sie der Leutnant. „Du bist pünktlich Linai. Beeile dich! Heute kannst du deine Fähigkeiten im Kampf überprüfen."

Aufgeregt nickte Linai. Sie konnte es kaum erwarten, sich zu beweisen. Ihre Herzschläge pochten in ihrer Brust. Im Boden öffnete sich eine Falltür. Eine dunkle Treppe offenbarte sich. Hinter ihnen schloss sich die Tür mit einem leisen, aber festen Knall. Der Abstieg war steil und die Wände waren aus rauem Stein. Das Licht an den Wänden warf flackernde Schatten auf die Stufen. Linai spürte, wie die Anspannung in ihrem Körper wuchs. Das Gefühl, in die Tiefe hinabzusteigen, verstärkte ihre Vorahnung, dass gleich etwas Wichtiges geschehen würde. Am Ende der Treppe erreichten sie einen Raum, der viel größer war als sie erwartet hatte. Unten angekommen, wartete ein Gefährt, welches sie bestiegen und mit brummendem Motor losfuhren. Ihr Magen kribbelte vor Aufregung, aber der Fahrtwind, der ihr ins Gesicht peitschte, verscheuchte diese Aufregung und sie wurde ruhiger. Sie legten eine gewisse Strecke zurück, bis sie in einem neuen Raum ankamen.

„Willkommen, Linai", hieß Amon sie willkommen, als die beiden eintraten. Sie es scheint, waren sie die Letzten in der Runde. Die düstere Beleuchtung des Raums ließ seine Maske noch bedrohlicher erscheinen, während das spärliche Licht der flackernden Laternen auf den Gesichtern der versammelten Equalisten spielte. Die junge Nichtbändigerin spürte, wie alle Blicke auf ihr lagen. Langsam lief ihr ein Schauer über den Rücken. Die Art von Aufmerksamkeit war ihr irgendwie unangenehm.

Amon stand im Zentrum der Gruppe. Seine durchdringende Präsenz nahm die ganze Halle ein. An den Wänden konnte Linai große Maschinen, Roboter ausmachen, die sie noch nie zuvor in ihrem Leben gesehen hatte. Wozu sie wohl dienten? Es waren noch weitere Equalisten da, die schon länger bei der Truppe waren und sie beim Chi-Blocking-Training unterstützten. Sie trugen bereits ihre Kampfkleidung. „Wir konnten einen erfolgreichen Vorteil im Kampf gegen die Bändiger erzielen. Heute können wir den Avatar in unsere Falle locken und einen großen Schlag landen. Wie ihr seht, wird uns heute eine neue Anwärterin unterstützen. Das wird Linais erster Einsatz. Sie ist so weit, in die Kampftruppe eingeführt zu werden und für sie ist es eine große Ehre an einem so bedeutenden Tag ihr Kampfdebüt zu haben."

Amon hielt einen Moment inne, um die Reaktionen der Anwesenden zu prüfen und in der Stille des Raumes konnte Linai das leise Murmeln und das zustimmende Nicken einiger Equalisten hören. Ihr durchfuhr eine wohlige Wärme. Amon vertraute ihr so sehr, dass sie sich beweisen konnte, doch gleichzeitig zog sich ihr Herz zusammen. Sie hatte nicht erwartet, dass es so bald zu einem direkten Schlag gegen den Avatar kommen würde und dass sie an vorderster Front dabei sein würde. Amon sprach weiter: „Der Avatar war heute Vormittag in der Villa Sato. Wir haben ihr dort eine Falle gestellt, indem wir sie an einem Gespräch teilhaben ließen, das sie glauben ließ, Herr Sato habe einen direkten Draht zu uns und arbeite für uns. Momentan ist sie auf dem Weg zurück zur Villa, begleitet von Ratsmitglied Tenzin, Polizeichefin Beifong und einigen Polizisten. Wir werden sie verhaften und zur Verantwortung ziehen," erklärte Amon mit schneidender Entschlossenheit. „Sie haben es zugelassen, dass die Nichtbändiger so lange diskriminiert und unterdrückt werden. Heute endet das. Der Avatar und ihre Verbündeten werden lernen, dass ihre Zeit vorüber ist."

Die Halle war von einer angespannten Stille erfüllt. Linai konnte die Elektrizität in der Luft förmlich spüren. Jeder in diesem Raum war bereit seinen Teil zum Erfolg des Plans beizutragen und nun war auch sie ein Teil dieses Netzwerks aus Rebellion und Kampf. Der Druck, der auf ihr lastete, wuchs mit jeder Sekunde. Sie wusste, dass heute Nacht das Schicksal der Stadt auf dem Spiel stand.

Amon hob die Hand, als Zeichen, dass der Moment gekommen war. „Macht euch bereit", befahl er. „Heute Nacht ändern wir die Welt. Linai zieh dich um. In wenigen Augenblicken ist es so weit." Linai nickte mechanisch, obwohl ihr Herz wild klopfte. Sie drehte sich um und trat in den angrenzenden Raum in dem ihre neue Equalisten-Kleidung auf sie wartete. Die graue Kampfmontur war schwerer, als sie erwartet hatte. Das Material robust, als wäre es dafür gemacht, Schläge abzufangen und sich gleichzeitig leicht genug zu bewegen. Während sie die Stiefel zuschnürte und den Gürtel festschnallte, schweiften ihre Gedanken ab.

„Heute Nacht ändern wir die Welt." Amons Worte hallten in ihrem Kopf wider. Aber welche Welt war es, die sie verändern wollten? War das, was sie taten, wirklich der Weg zur Gerechtigkeit? Der Gedanke an Korra, den Avatar, den sie in eine Falle locken wollten, nagte an ihr. Sie war der Inbegriff von Frieden und Linai konnte nicht ignorieren, dass es etwas zutiefst Falsches an der Idee gab, sie zu stürzen.

Als sie fertig umgezogen war, stand sie einen Moment still da und atmete tief durch. Sie blickte sich in dem kleinen Raum um, wo Waffen an den Wänden hingen. Elektrostäbe, Bolas und andere Kampfgeräte, die sie vorher noch nie gesehen hatte. Es war alles vorbereitet für den großen Angriff. Ein Teil von ihr war stolz darauf hier zu sein. Sie hatte hart trainiert, sich durchgebissen und war jetzt ein Teil von etwas Größerem. Doch die Zweifel, die sie tief in ihrem Inneren spürte, ließen sich nicht so leicht beiseiteschieben.

Plötzlich öffnete sich die Tür und eine andere Equalistin, deren Gesicht sie nur flüchtig kannte, trat ein. „Linai, es ist Zeit. Amon hat uns gerufen." Stumm nickte die junge Frau und folgte ihr zurück in die Haupthalle. Dort hatten sich die Equalisten in einer geordneten Formation aufgestellt. Ihre Gesichter entschlossen und fokussiert. Amon stand wieder vor ihnen, die unnachgiebige Ruhe, die von ihm ausging, schien alle zu erfassen. „Der Avatar wird bald bei der Villa Sato ankommen," erklärte er mit leiser, aber durchdringender Stimme. „Unsere Kräfte sind bereits vor Ort. Ihr werdet die Umgebung sichern und sicherstellen, dass es keinen Ausweg gibt. Korra darf nicht entkommen." Linai stellte sich neben die anderen Kämpfer und versuchte ihre aufkeimende Nervosität zu unterdrücken. Sie konnte sich keinen Fehler leisten. Nicht heute. Nicht vor Amon.

„Linai," sagte Amon plötzlich und wandte sich direkt an sie. „Du wirst in der ersten Reihe dabei sein. Es wird deine Aufgabe sein, dafür zu sorgen, dass der Avatar keinen Fluchtweg findet. Ich vertraue darauf, dass du dieser Verantwortung gewachsen bist." Ihre Kehle schnürte sich zu, doch sie zwang sich zu einem entschlossenen Nicken. „Ja, Amon. Ich werde es nicht versagen." Mit einem letzten, abschließenden Blick auf die versammelten Equalisten hob Amon seine Hand. „Macht euch bereit. Ein neues Zeitalter beginnt."

Linai - Liebesgrüße aus RepublicaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt