Prolog

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Wo bin ich? Wie kam ich hier her? Was ist das für ein Ort? Fragen, die ihr seit mehreren Minuten durch den Kopf gingen und die sie krampfhaft versuchte zu beantworten. Doch sie konnte sich nicht daran erinnern, wie sie hergekommen war, egal wie sehr sie es versuchte.

Sie irrte weiter durch den dunklen nebeligen Gang. Flackernde Neonröhren an der Decke summten im Takt und füllten die Leere vor ihr.

Der Boden war eiskalt und ließ sie bei jedem Schritt zusammen zucken. Sie trug keine Socken oder Schuhe und nur ein dünnes weißes Kleid bedeckte ihren Körper.

Sie begann leicht zu zittern und ein unangenehmes Gefühl begann ihre Wirbelsäule hochzuklettern. Hier gab es nichts, was sie von hier fort brachte. Keine Tür, kein Fenster, kein Ausweg. Nur die unendliche Kälte. Mit jedem Meter wuchs ihre Angst, die letztendlich die Oberhand gewann. Sie musste von hier weg. Dieser Ort war nicht für ihre Augen bestimmt. Doch sie konnte nicht ignorieren, dass sie eine gewisse Vertrautheit spürte. Er erinnerte sie an etwas ... oder vielleicht an jemanden?

Sie besann sich wieder und konzentrierte sich auf ihre Flucht. Nicht eine Sekunde länger wollte sie hier bleiben, weswegen sie sich entschied weiter die Wände nach Türen abzusuchen.

Schreien wäre noch eine Option, dachte sie sich, doch hier würde sie wahrscheinlich keiner hören.

Niemand würde ihr zu Hilfe kommen.

Sie war ganz allein.

Sie lief weiter und weiter aber ohne Erfolg. Es hatte einfach kein Ende. Ihr Mut verließ sie langsam und die Angst packte sie erneut, als sie von weitem die Umrisse von etwas sah, was ihr Herz schneller schlagen ließ: Eine Tür! Sie vergaß die beißende Kälte und rannte auf sie zu, riss sie auf und blickte hinein.

Doch sie blieb stehen. Alle Hoffnung auf einen Ausweg wurden zerschlagen vom Anblick, der sich ihr bot. Sie wagte es nicht einmal zu atmen. Zu entsetzlich war das, was sie erblickte. Tränen begannen über ihre Wangen zu laufen doch sie konnte den Blick nicht abwenden.

In dem Raum vor ihr lag ein junges Mädchen, vermutlich in ihrem Alter. Ihre langen braunen Haare fielen ihr leicht über die Schultern. Sie erinnerte sich ihr vor ein paar Wochen in der Stadt begegnet zu sein. Jetzt lag sie nur noch reglos am Boden. Ihr ganzer Körper war übersät mit kleinen präzisen Schnittwunden, an denen sie offenbar qualvoll verblutet sein musste. Ihre Hand- und Fußgelenke hatten blaue Abdrücke und ihre bleichen Augen starrten sie direkt an. Sie trug das selbe weiße Kleid wie sie.

Sie musste sich zwingen wegzuschauen. Zu so einer grausamen Tat war kein Mensch im Stande. Als ihr Blick auf die Umliegenden Sachen im Raum fiel, erkannte sie den Ort sofort wieder. Es lief ihr eiskalt den Rücken runter. Sie begann wieder am ganzen Körper zu zittern und ihr Puls stieg gefährlich an.

Sie musste sofort hier weg! Sie wusste, dass er nie lange von seinem Haus weg blieb und und es nur eine Frage der Zeit wäre, bis er wiederkommt. Panik machte sich in ihr breit und sie trat langsam rückwärts wieder in den Gang hinaus und begann weiter zu rennen. Ihre Lunge begann schon bald an zu brennen und die Erschöpfung setzte allmählich ein doch ihre Entschlossenheit einen Ausweg zu finden trieb sie weiter an. Sollte er sie hier finden, stand ihr weitaus schlimmeres bevor, als dem Mädchen. Sie rannte weiter, immer weiter, bis vor ihr auf einmal eine Wand auftauchte und der Gang urplötzlich in einer Sackgasse endete. An der Wand war mit Blut nur ein einziges Wort geschrieben: CARNAGE.

Sie wachte schweißgebadet in ihrem Bett auf und schlug in Panik wild um sich. Sie sah sich um und begann zu realisieren, dass sie zu Hause war, in Sicherheit. Doch sie brauchte mehrere Minuten, um sich zu beruhigen. Als ihr Wecker klingelte und sie auf die Uhr schaute, stand sie schließlich auf und ging die Treppe langsam runter Richtung Küche. Doch gerade als sie diese betreten wollte, fiel ihr Blick auf den Poststapel, den der Postbote durch den Türschlitz geschoben hatte. Sie hob ihn auf und nahm ihn mit in die Küche, doch als sie den Stapel genauer ansah entdeckte sie zwischen der Werbung und den Briefen etwas, dass sie in ihrer Bewegung erstarren ließ.

Es war eine kleine Karte. Sie zog sie heraus und betrachtete sie genauer. Sie war abgenutzt und ist offensichtlich mehrfach nass geworden. Die vielen Briefmarken zeugten zusätzlich von seiner langen Reise. Doch trotz der verschwommenen Schrift konnte sie den Stempel vom Ort seiner Herkunft deutlich erkennen. Das San Quentin Gefängnis in San Francisco hatte ihr einen Brief geschickt.

What if: Venom - Let There Be Carnage (german)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt