Say something

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Den Blick auf den Boden gerichtet, um ihn nicht ansehen zu müssen, folgte ich Niklas in den OP.
Schweigend standen wir nebeneinander im Nebenraum des OPs und reinigten unsere Hände.
Umausgesprochene Worte standen zwischen uns. Es tat weh, es tat weh ihm seid langem wieder nah zu sein, gleichzeitig aber auch so fern.
"Sie haben sich nicht verändert, außer ihre Haare!", brach er die Stille. Überrascht sah ich auf. Er hatte recht, meine Haare waren um einiges gewachsen. Das hatte ich selber Noch gar nicht gemerkt.
Ich bemühte mich kühl und abweisend zu sein: "Vielleicht äußerlich nicht!"
Er wollte etwas erwidern, klappt seinen Mund wieder zu, als schien er es sich anders überlegt zu haben.
Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen ging ich den anliegenden OP.

"Zeitpunkt des Todes 4:18"
Enttäuscht riss ich mir den Mundschutz vom Gesicht und gab den Defi einer Opschwester.
Traurig sag ich auf den jungen Patienten herab. Er war vielleicht Zwei oder Drei Jahre älter als ich, hatte also praktisch noch sein ganzes Leben vor sich.
'Hätten wir ihn retten können?', diese Frage hatte ich mir nach jeder misslungenen OP gestellt. Wie immer versuchte ich sie beiseite zu schieben.
'Das gehörte einfach zu meinem Job', sagte ich mir. 'Ich versuche den Patienten nur zu helfen!'
Entmutigt lehnte ich mich gegen die Wand und löste die Haube.
Mein Dutt, falls man ihn überhaupt noch als Dutt bezeichnen konnte, hatte sich fast komplett aufgelöst.
Ein paar Meter vor mir stand Niklas mit verstrubelten Haaren.
Irgendwie sah er total süß aus.

'Wie konnte ich jetzt überhaupt an so etwas denken?'

In aller Freundschaft -die jungen ÄrzteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt