Kapitel 2

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Kulinarische Genüsse und neue Gewohnheiten

Julian ließ sich zufrieden zurücksinken, ein kleines Lächeln der Befriedigung auf seinen Lippen, während er mit einem leisen Seufzen die Gabel zur Seite legte. Das Gefühl der angenehmen Schwere nach dem Essen machte sich in seinem Bauch breit, und für einen Moment schloss er die Augen, genoss das wohltuende, satte Gefühl, das ihn erfüllte. Die Simpsons liefen auf dem Bildschirm, ein vertrauter Klang, der die kleine WG in eine gemütliche Atmosphäre hüllte. Jonas neben ihm, das leise Klirren der Bierflaschen – es war ein routinierter, aber irgendwie auch schöner Feierabend.

Jonas lehnte sich locker zurück und warf Julian immer wieder verstohlene Blicke zu. Seit dem Beginn des Lockdowns, als die Uni auf Online-Vorlesungen umgestellt hatte, war das Leben der beiden auf einmal still geworden. Die meiste Zeit verbrachten sie in der kleinen Wohnung, gemeinsam die Mahlzeiten genießend und abends zusammen fernsehend. Und während dieser ruhigen Zeit hatte sich bei Julian langsam eine Veränderung eingeschlichen – oder besser gesagt, auf seinem Körper abgezeichnet.

Jonas hatte es zuerst kaum bemerkt, wie Julian allmählich etwas fülliger wurde. Anfangs war es nur ein kleines Bäuchlein, das sich unter dem T-Shirt abzeichnete, wenn Julian auf der Couch saß oder sich entspannt zurücklehnte. Doch Woche für Woche wurde es immer deutlicher. Jonas' Lächeln wurde immer ein bisschen breiter, wenn er merkte, dass Julian sich beim Essen nicht zurückhielt. Ein klitzekleines bisschen Schuldgefühle verspürte er schon dabei, aber der Gedanke, Julian immer ein wenig mehr zu verwöhnen, hatte irgendwie seinen Reiz. Jonas bemerkte schon seit Langem, wie sehr Julian die kleinen kulinarischen Freuden genoss, die er ihm bereitete – und insgeheim war er gespannt, wie weit Julian diesen Weg gehen würde.

Einige Tage später – es war Freitag, und die beiden hatten endlich das Wochenende vor sich – hatte Jonas beschlossen, wieder etwas Besonderes zu kochen. „Lass uns heute Abend Lasagne machen," hatte er morgens vorgeschlagen, während sie beide müde und gähnend in der Küche standen und Kaffee tranken. Julian war sofort dabei gewesen, und seine Augen leuchteten bei dem Gedanken an Jonas' köstliche Lasagne.

Am Abend erfüllte der Duft von Käse und Béchamelsauce die Wohnung. Jonas zauberte eine großzügige Lasagne auf den Tisch, die dampfte und duftete, als wäre sie direkt aus einem italienischen Restaurant. Sie hatten das Abendessen im Wohnzimmer aufgebaut, eine Flasche Wein geöffnet und den Fernseher im Hintergrund laufen gelassen.

„Das ist wirklich gut geworden," murmelte Julian, während er die erste Gabel der cremigen Lasagne in den Mund schob. „Echt, Jonas, du solltest darüber nachdenken, Koch zu werden."

„Ach, komm schon, ich mach das doch nur für dich," erwiderte Jonas mit einem verschmitzten Grinsen, nahm sich aber trotzdem ein Kompliment für seine Kochkünste zu Herzen.

Julian grinste zurück und ließ sich nicht lange bitten, den Teller nachzufüllen. Schon bald war die Lasagne bis auf ein kleines Stück verputzt. Er legte die Gabel auf den leeren Teller und griff ungeniert nach dem letzten Stück, während er sich einen zufriedenen Blick aufsetzte. Jonas genoss es, Julian so glücklich und entspannt zu sehen. Doch insgeheim bemerkte er die kleinen Veränderungen immer deutlicher: das leicht zu enge T-Shirt, die Hosen, die an den Hüften spannten. Er fragte sich, wie lange es wohl dauern würde, bis Julian selbst die Veränderung bemerkte – und ob er damit genauso zufrieden sein würde wie Jonas.

Am nächsten Morgen wurde Jonas früh wach und beschloss, ein richtiges Frühstück für sich und Julian vorzubereiten. Er schlich leise in die Küche und zauberte frische Pancakes, Rührei und Speck, ein paar Croissants und eine große Schüssel mit Müsli. Als Julian schließlich verschlafen in die Küche schlurfte, glänzten seine Augen vor Vorfreude.

„Wow, Jonas, das sieht fantastisch aus! Ich habe jetzt schon Hunger."

Jonas grinste und zuckte mit den Schultern. „Naja, ich dachte, so ein bisschen Brunch schadet nicht, oder? Wir müssen ja das Beste aus diesem ganzen Lockdown machen."

Das Frühstück verlief gemütlich, und bald waren fast alle Teller leer. Julian war sichtlich entspannt und streckte sich auf seinem Stuhl. „Ich sollte langsam mal ein bisschen aufpassen," meinte er mit einem leichten Schmunzeln, während er sich leicht auf den Bauch klopfte. „Ich habe das Gefühl, ich werde ein bisschen... gemütlich in letzter Zeit."

Jonas lachte und tätschelte Julian freundschaftlich auf die Schulter. „Ach, Quatsch, dass bisschen extra, das fällt doch gar nicht auf. Außerdem, was ist ein bisschen Extra-Kuschelmasse in diesen Zeiten?"

Julian lachte mit, und das Thema war schnell vergessen. Jonas spürte ein leichtes, fast schelmisches Kribbeln – die Saat war gesät, und Julian schien sich zumindest noch keine allzu großen Sorgen zu machen.

Die Tage wurden kürzer, und langsam gingen sie auf den Winter zu. Die Unordnung in der Wohnung nahm ebenfalls zu. Beide hatten sich inzwischen an die leere Wohnung als Kulisse für ihr „WG-Homeoffice" gewöhnt und entwickelten dabei gewisse Gewohnheiten. Fast jeden Tag gab es eine neue kulinarische Idee, die Jonas ausprobieren wollte, und Julian ließ sich stets bereitwillig verwöhnen. Das Essen wurde zum Highlight des Tages, die Mahlzeiten ein unverzichtbarer Fixpunkt in ihrem Tagesablauf.

Julian hatte inzwischen ein neues Paar Hosen bestellt, nachdem die alten ihm schließlich doch zu eng geworden waren. Er beschwerte sich nicht darüber, grinste sogar, als er das Paket öffnete und die neue Hose anprobierte. Sie saß perfekt, und Julian fühlte sich wohl darin. Jonas' Blick fiel jedoch sofort auf das leichte Polster, das sich nun über den Hosenbund schob, und er konnte das Lächeln kaum verbergen.

Als die Feiertage vor der Tür standen, entschieden sich die beiden, zusammen in der WG zu bleiben. Sie waren sich einig, dass es wegen der Pandemie nicht sinnvoll wäre, zu den Familien zu fahren. Jonas plante, ein großes Festmahl zu kochen, und schlich sich ins Internet, um Rezepte für ein mehrgängiges Menü zu finden. Der Weihnachtsabend kam, und Jonas präsentierte eine riesige Ente mit Knödeln, Rotkohl und einer Menge Soße.

„Alter, du bist ein Genie," stieß Julian hervor und lachte, als er sich durch den ersten Gang kämpfte. „Ich wusste gar nicht, dass man so viel kochen kann."

„Nur für dich, Julian," antwortete Jonas und zwinkerte.

Julian füllte seinen Teller nach dem zweiten Mal erneut, bis er kaum noch etwas von den Knödeln und der Soße übrigließ. Schließlich ließ er sich, satt und schwerfällig, auf die Couch fallen und seufzte.

„Jonas, das war unglaublich. Ich glaube, ich platze gleich."

Doch das war noch nicht alles – Jonas hatte auch Nachtisch vorbereitet. Ein schwerer, schokoladiger Kuchen stand noch auf dem Tisch, und Jonas schnitt ihm ein großzügiges Stück ab, stellte es ihm auf den Couchtisch und grinste breit. „Du hast es dir verdient, Julian."

Julian zögerte kurz, dann schnappte er sich den Löffel und fing an, auch das Stück Kuchen zu essen. Am Ende des Abends saßen die beiden eng aneinander auf der Couch, ihre Bäuche prall gefüllt, die Gedanken leicht vom Wein und den vollen Mägen benebelt.

Es war Ende Januar, als Julian nach dem Duschen zufällig einen längeren Blick in den Spiegel warf. Er bemerkte das erste Mal so richtig, dass sein Bauch eine Rundung angenommen hatte. Er fasste sich an die Hüfte und stellte fest, dass auch dort etwas mehr war, als er sich erinnerte. Er hatte inzwischen 14 Kilogramm zugenommen und wog jetzt 90 Kilogramm. Ein Stirnrunzeln bildete sich auf seiner Stirn, und er versuchte, einzuordnen, wie viel diese kleine Veränderung bedeutete.

Zurück in seinem Zimmer zog er sich ein frisches Shirt über und stellte fest, dass es leicht an seinem Bauch spannte. Ein leises Grinsen konnte er sich nicht verkneifen – war er wirklich ein bisschen runder geworden? Für einen Moment dachte er an die vielen Male, die Jonas ihn mit köstlichen Mahlzeiten überrascht hatte. Ein Gedanke blitzte kurz auf: War das vielleicht geplant gewesen? Aber dann schüttelte er den Kopf. Jonas war einfach ein guter Freund und kümmerte sich um ihn, gerade in diesen seltsamen Lockdown-Zeiten.

Als er an diesem Abend neben Jonas auf der Couch saß und die beiden über die Simpsons lachten, spürte Julian die Hand seines Freundes auf seiner Schulter. Jonas legte ihm noch ein Stück Kuchen auf den Teller, und Julian wusste, dass der Lockdown wohl noch eine Weile andauern würde. Und vielleicht war das ja gar nicht so schlimm, dachte er schmunzelnd, während er das nächste Stück Kuchen genüsslich in sich hineinschaufelte.


Jonas und JulianWo Geschichten leben. Entdecke jetzt