»Und ... hast du dir das Riff für den Refrain nochmal angehört?« , fragte Dag, als sie die Straße entlanggingen. »Also ich finde, es passt perfekt.«
»Ja, hab' ich.« , antwortete Vincent und zuckte mit den Schultern. »Aber ich weiß nicht, Mann. Es klingt gut, aber irgendwie ... fehlt mir das gewisse Etwas. Es muss mehr knallen. Vielleicht ... ja, vielleicht sollte unser Fokus nicht auf den Refrain gelenkt werden. Ich mein' generell halt. Irgendwie so, dass die Leute wissen ... jetzt kommt's ... der beste Part.«
»Mehr knallen?« Dag legte den Kopf schräg, als er ihn ansah. »Wir schreiben keinen Metal-Song. Obwohl ich da nichts gegen hätte.«
»Ja, ich weiß. Aber es braucht trotzdem mehr Punch.« Vincent grinste. »Wir benötigen einen Wiedererkennungswert.«
Dag schnaubte lachend auf. »Immer diese Ansprüche Herr Stein. Ich find's gut, wie es ist.«
»Ist es auch. Es soll aber besser werden. Wir dürfen uns nicht mit Durchschnitt zufriedengeben, wenn ich weiß, dass wir mehr drauf haben.«
»Na, wenn du das sagst.« Dag hob die Hände in die Höh' als eine gespielte Geste der Niederlage. »Aber ich finde, wir sind auf dem richtigen Weg. Jedenfalls besser als vor einem Jahr.«
Die zwei lachten leise.
»Wenn wir irgendwann die großen Bühnen betreten wollen, müssen wir halt mehr ackern. Das wird uns nicht in den Schoß fallen.« , meinte der Größere der beiden nach einigen stillen Sekunden wieder ernster.
»Ja, ich weiß. In kleinen Schritten hin zu unseren Träumen.«
»Ja.« Vincent ging mit ihm über die Straße. »Und deswegen müssen wir auch mal über eine andere Perspektive nachdenken, wenn wir Songs schreiben.«
»Die Schnulzennummer wieder?«
»Ja ... Gefühle.«
Dag schlug ihm spielerisch auf den Rücken. »Eventuell brauchst du einfach 'ne Freundin.«
Vincent verdrehte die Augen. »Ach halt' doch die Klappe.«
Sein Haus war schon fast in Sichtweite. Gemächlich schritten sie am Nachbarhaus vorbei. Dem, in welchem die neuen Nachbarn eingezogen waren.
»Und? Haben die sich ... vorgestellt?« , fragte Dag und deutete kurz in die Richtung.
»Nee.« , antwortete Vincent und zuckte mit den Schultern.
»Ich weiß nicht. Der Vater hat irgendwie ausgesehen, als ...«
In diesem Moment ging die Haustür des Nachbarhauses auf, und jener Mann trat nach draußen. In der Hand hielt er eine Zigarette, und sein Blick fiel sofort auf die beiden, als er abschloss. Er näherte sich seinem Wagen, aber schaute weiter mit einer Falte auf der Stirn zu Dag und Vincent.
»Hey, einen schönen Tag wünsche ich Ihnen. Die Sonne scheint. Schauen sie also nicht so griesgrämig.« , rief der Lockenkopf locker und hob die Hand.
Vincent wäre am liebsten im Boden versunken. »Dag. Echt jetzt?«
»Er hat uns doch beobachtet, als wären wir Auskundschafter für einen Raub.«
Der Mann zog an seiner Zigarette und sah die beiden weiterhin an.
Er sagte nichts ... aber sein Blick sprach Bände.
Dag grinste und näherte sich der Einfahrt. »Ihr seid frisch hergezogen wa'?«
Vincent spürte, wie sein Gesicht heiß wurde.
Das war nicht die Art, wie er die neuen Nachbarn kennenlernen wollte.
Wenn überhaupt.
»Wir wohnen gleich hier drüben.« , fügte er demzufolge schnell dem Gesagten seines besten Freundes hinzu, und hatte Dag einfach mal gedanklich mit einquartiert, in der Hoffnung, die Situation retten zu können.
Der Mann musterte sie ein weiteres Mal und nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette. »Ja. Wir sind neu eingezogen.« , antwortete er knapp.
Seine Stimme klang neutral, aber man bemerkte, dass er nicht sonderlich an einem Gespräch interessiert war.
»Cool. Cool.« , sagte Dag und nickte. »Wenn euch mal der Zucker ausgeht, einfach melden. Wir machen übrigens Musik, aber wir sind keine zu lauten Nachbarn. Also ... Keene Sorge.«
Vincent trat Dag leicht gegen das Schienbein. »Hör auf jetzt.«
Der Nachbar warf einen letzten Blick auf die beiden, eh er seine Kippe auf dem Boden austrat, in seinen Wagen stieg und davonfuhr.
»Wow. Welche herzliche Begrüßung von ihm.« , murmelte Dag grinsend, als sie weitergingen. »Der Typ ist echt nicht der geselligste.«
»Kein Wunder, wenn du dich so aufführst.« , erwiderte sein bester Freund und schüttelte seinen Kopf. »Jetzt denkt er bestimmt, wir sind totale Spinner.«
»Ach was.« Dag winkte ab. »Ich denke, der hatte einfach 'nen schlechten Tag. Noch nicht gevögelt, wenn er hier als Single eingezogen ist. Wenn er uns mal richtig kennenlernt, wird er schon merken, dass wir echt coole Nachbarn sind.«
»Insbesondere du. Der nicht mal hier wohnt.«
»Du hast mich doch als seinen Nachbarn vorgestellt.«
»Ja, damit er uns nicht als total verrückt ansieht.«
»Ach übertreib' ma' nich'. Es war nur eine nette Begrüßung.«
»Es war peinlich. Ich ... ich hoffe seine Tochter hat das nicht mitbekommen.«
Dag grinste und hob die Augenbraue. »Ah der Rotschopf gefällt dir also.«
»Nein, da ... da war auch noch 'ne Blonde. Ich hab' sie gestern am Fenster gesehen.«
»Ah. Jetzt wird's interessant.« Der Lockenkopf stieß ihm grinsend in die Seite.
»Du übertreibst, ich will nur nicht als der idiotische Nachbar gelten, wenn sie so in unserem Alter ist.«
»Aha.« Dags Augenbrauen hüpften auf und ab.
Vincent schloss die Eingangstüre auf. »Jetzt hör auf. Lass deine Kreativität besser in andere Dinge fließen.«
»Eigentlich wollten wir nie ein Liebeslied schreiben, doch Vinne hat sie vom Fenster aus gesehen, und kann's nicht vermeiden.« , tirilierte dieser los.
»Spinner.« Vincent schubste ihn leicht Richtung Kellertüre. »Dann zeig ma', was du noch drauf hast.«
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Lass uns kurz für immer bleiben
Fanfic(Band 1) Vincent und Dag sind beste Freunde. Unzertrennlich durch ihre Träume von der großen Bühne und eine tief verwurzelte Leidenschaft für die Musik. Alles läuft gut, bis eine neue Nachbarin in Vincents Leben tritt. Florentina bringt eine neue E...