Die Tage vergingen wie im Flug.
Florentina war seitdem nicht nochmal erschienen und einmal hatte Vincent sie nur von seinem Fenster aus sehen können, wo sie in ihrem Zimmer Dartpfeile auf irgendwas geworfen hatte.
Dag und er waren jedoch fest entschlossen, die Chance von Adel Tawil keineswegs zu verschwenden, weshalb Vincent auch leicht eine Ablenkung hatte, welche er sich gänzlich widmete.
Sie feinten weiterhin ihre Songs aus und verpassten den Tracks den sogenannten hoffentlich letzten Schliff.
Die Sessions liefen gut ... besser als erwartet sogar.
Doch in Vincents Hinterkopf spukte immer noch die kleine Bemerkung von Florentina herum, die er einfach nicht loswurde.
Du bist ein Schatz ...
Es war eine Kleinigkeit. In aller Selbstverständlichkeit so dahingesagt, als Dag ihr ein Getränk gebracht hatte.
Ein einfacher Satz, der allerdings bei Vincent mehr ausgelöst hatte, als er wollte.
Nicht, weil er dachte, dass Dag ihr Interesse erwidern würde ... er wusste ganz genau, dass Dag absolut nicht auf Florentina stand.
Aber dennoch ... die Möglichkeit, dass sie vielleicht eher an Dag interessiert sein könnte, ließ ihn nicht los.
Natürlich wäre es absurd, so etwas zu denken.
Dag und er hatten nie Rivalität, wenn es um Mädchen ging. Und sein bester Freund würde auch niemals jemandem in die Quere kommen ... schon gar nicht Vincent.
Doch trotz dieser Logik hatte er in letzter Zeit immer wieder Szenen im Kopf, wie die Blondine mehr Interesse an dem Lockenkopf zeigte.
Es war nichts Greifbares ... nichts Offensichtliches ... aber es reichte, um ihn innerlich unruhig zu machen.
»Hey. Was 's los mit dir?« , riss Dags Stimme ihn aus seinen Gedanken. »Wir wollten den Refrain nochmal durch. Wo bist du gerade?«
Vincent blinzelte irritiert. »Sorry. Bin wieder da. Lass uns weitermachen.«
»Sicher?« , fragte Dag skeptisch und hob eine Augenbraue. »Du bist schon seit ein paar Tagen so abwesend.«
Theaterreif begann er mit einem kurzen Lachen. »Ich bin nur müde. Werte doch nicht direkt irgendwas da rein.«
Dag schien ihm zu glauben, oder ... zumindest akzeptierte er die Antwort, ohne weiter nachzuhaken. Er kannte es ja selbst, wenn man manchmal zu viel abdriftete mit seinen Gedanken. »Okay. Dann lass uns den Übergang noch einmal checken. Der Refrain braucht mehr Druck.«
Vincent nickte und zwang sich, seine Anregung auf die Musik zu lenken.
Doch während die Beats durch den Raum hallten, schwenkten diese wieder zu Florentina zurück.
Warum machte er sich überhaupt so viele Gedanken?
Es war ja nicht so, dass Florentina und Dag ständig rumgehangen hätten.
Trotzdem ... war da dieses nagende Gefühl ...
Als sie schließlich eine Pause machten und Vincent sich auf die Couch fallen ließ, sprach er doch eine Winzigkeit aus. »Ich weiß nicht, was momentan mit mir los ist.«
Dag sah ihn an. »Vielleicht brauchst du mal 'ne Pause. Wir sind schon seit Tagen ohne richtige Auszeit am Werk. Möglicherweise solltest du mal an etwas anderes denken als Musik.«
Vincent schnaubte leise und schüttelte seinen Kopf. »Ja, vielleicht.«
Der Lockenkopf holte sein Handy hervor und schrieb anscheinend jemanden, denn er hatte dieses freche Grinsen aufgesetzt.
Das erschien immer, sobald er mit einem Mädchen ein Techtelmechtel begann.
Vincents Augen wurden groß.
Was war, wenn es Florentina war?
Nein.
Er schüttelte für sich seinen Kopf.
Nie im Leben würde Dag da mitmachen, selbst wenn sie Interesse an ihm hätte.
Ihm war klar, dass er sich in so etwas nicht reinsteigern durfte, doch je mehr er versuchte, die Gedanken loszuwerden, desto mehr kreisten sie in seinem Kopf.
Zudem ... wozu überhaupt?
War er vielleicht doch ein wenig mehr an Florentina interessiert und deshalb bereiteten ihn diese Ansichten sorgen?
Er mochte ihre Art.
Ihr Aussehen sowieso.
Doch dieser ... freie Geist, wie er es betiteln würde, machte sie interessant.
»... oder haste kein'n Bock?« , hörte er Dag, wie aus dem Nichts sagen.
»Was?«
»Ich habe dich gefragt, ob du Lust auf ein Treffen hast.«
»Mit?«
»Francescas Freundin.«
»Wer ist Francesca? Und wer ist die Freundin?«
»Ich hab' dir doch mal von der einen erzählt, die mich in der Bar angesprochen hatte.«
Vincent erinnerte sich. Zumindest dachte er es. War ja nicht so, als hätte Dag wenige in der Bar abgeschleppt. »Ja, denke.«
»Sie will ein Treffen, aber ... na ja, sie bringt ihre Freundin mit.«
»Und ich soll jetzt antanzen, obwohl diese bestimmt Bigfoot ist?!«
Dag lachte. »Nein. Nein. Sie meinte, sie wäre blond, schlank und ... 'ne Süße. Von übermäßigem Haarwuchs war nicht die Rede.«
Er dachte an Florentina.
Wenn es Francesca war, die mit Dag gerade schäkerte, war das ja positiv anzusehen. Und ... diese Freundin ... würde ihn vielleicht selbst ja auch auf andere Gedanken bringen können.
Schließlich lief ja nichts zwischen ihm und Florentina.
Gedanken machen, war somit eh eine Zeitverschwendung. Dass sie nämlich an ihm selbst interessiert war, hatte er bisher auch nicht bemerken können.
Sie war freundlich.
Nett.
Was sie aber auch zu Dag war.
Ihre Art war anscheinend so.
Mehr war da nicht.
»Ja. Lass treffen.« , meinte er zu seinem besten Freund.
Vielleicht war diese Freundin ja wirklich ... eine Süße.
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Lass uns kurz für immer bleiben
Fanfiction(Band 1) Vincent und Dag sind beste Freunde. Unzertrennlich durch ihre Träume von der großen Bühne und eine tief verwurzelte Leidenschaft für die Musik. Alles läuft gut, bis eine neue Nachbarin in Vincents Leben tritt. Florentina bringt eine neue E...