Vincent saß im Studio, starrte auf die Tasten des Klaviers vor ihm und versuchte, seine Gedanken zu ordnen.
Melanie hatte gerade angefangen zu spielen, und ihre Finger glitten geschickt über die Tasten.
Die Melodie war sanft und melancholisch ... im Grunde genau das, was er sich erhofft hatte.
Er versuchte, sich auf den Moment zu konzentrieren. Schließlich war ja unmissverständlich das sein Plan gewesen.
Musik machen ... den Kopf frei bekommen, und schauen, wohin das mit Melanie führen könnte.
Sie war nett und gutaussehend.
Sie lachte über seine schlechten Witze und war begeistert von der Musik.
Doch obwohl dies schon einmal gute Faktoren waren, schlich sich die Nachbarstochter immer wieder in seine Gedanken.
Ihre Art ... ihre spontanen Besuche ... ihr Lachen ... warum konnte er sie nicht einfach ausblenden?
»Hey, was hältst du davon?« , fragte Melanie und drehte sich zu ihm um. »Wir könnten das als Intro für einen Song verwenden.«
»Klar. Klingt super.« , antwortete er, obwohl er kaum zugehört hatte und er zudem nicht erpicht war, mit ihr etwas Richtiges aufzunehmen.
Schließlich hatte er ja bereits seinen Bandkollegen.
Vincent zwang sich, die Konzentration wieder auf das Hier und jetzt zu lenken.
Melanie war hier. Sie hatte Interesse, und er wollte ihr eine echte Chance geben.
»Willst du es mal mit einem Beat kombinieren?« , schlug er vor und ging zum Mischpult.
Die nächsten Minuten verbrachten sie damit, verschieden Rhythmen zu testen und zu sehen, wie Melanies Klaviermelodie sich mit den elektronischen Klängen verbinden ließ.
Es war nicht schlecht.
Eigentlich lief es sogar gut.
Irgendwie machte es ihm Spaß, jemand anderem musikalisch unter die Arme zu greifen.
Gerade als sie den Song ein weiteres Mal durchgingen, klopfte es plötzlich und unerwartet an der Studiotüre.
Vincent drehte sich überrascht um. Dag konnte es nicht sein. Der war mit Francesca in seinem trauten Heim und hatte mit hoher Wahrscheinlichkeit gerade andere Dinge zu tun, als hier anzutanzen.
Aber vielleicht war es auch jemand für Adel?!
Er stand auf und ging hin, wo er die Türe im Übrigen direkt öffnete ... und Florentina ansah. Lächelnd, wie immer.
Sie trug eine lässige längere Jeansjacke, in deren Taschen sie ihre Hände gesteckt hatte. »Hey Vincent. Dachte, ich schau mal vorbei. Alles klar bei dir? Störe ich?«
Er brauchte einen Moment, um die Situation zu verarbeiten.
Was sollte er tun?
Das Beste war ... locker bleiben.
Ganz ... ganz ... locker.
»Ehm ... hey ... komm doch rein.«
Florentina trat ein und sah sich um. Ihre Augen fielen auf Melanie, die noch immer am Klavier saß. »Oh. Du hast schon Besuch.«
Die andere Blondine im Raum stand auf und ging zu ihr rüber. »Ich bin Melanie. Hallo.«
»Florentina.« , antwortete sie und reichte ihr die Hand. »Eine Freundin von Vincent. Freut mich, dich kennenzulernen. Ihr ... macht gerade Musik?«
»Ja. Genau.« , gab Vincent schnell an, bevor sich eine unangenehme Stille breitmachen konnte.
Florentina nickte und lächelte. »Und ... woher kennt ihr euch?«
Er spürte auf Anhieb, wie ihm das Herz in die Hose rutschte.
Sollte das Gespräch jetzt in diese Richtung gehen?
Oder ... konnte man das noch abwenden?
»Sein bester Freund hatte ein Date mit meiner besten Freundin.« , antwortete Melanie freundlich.
Florentina sah zu Vincent. »Ah. Sie ist das also.« Ihr Satz kam gelassen. Kein bisschen überrascht oder eifersüchtig. »Also ist das ... euer ... zweites Date? Dann störe ich ja doch.«
»Nein. Du störst nicht.« , sagte er viel zu schnell und musterte Melanie, die allerdings darauf gar nicht einging und mit einem Nicken zustimmte, welches sie Florentina widmete.
Vincent versuchte, das Kribbeln in seinem Bauch zu ignorieren, während seine junge Nachbarin weiterhin freundlich mit seiner ... Verabredung ... plauderte.
Ihre Gelassenheit machte ihn nervös, denn er hatte sich insgeheim wieder eine andere Reaktion erhofft.
Ein Zeichen.
Irgendwas.
Doch nichts war zu erkennen.
»Und wie matcht es so? Also ... eure Musik?« , fragte Florentina schließlich und setzte sich entspannt auf einen Stuhl.
»Ganz gut.« , antwortete Melanie. »Es macht richtig Spaß, mit Vincent zusammenzuarbeiten.«
»Das freut mich.« Sie holte eine Zigarette hervor, welche sie sich anzündete. »Ihr werdet bestimmt was Tolles hinbekommen.«
Vincent rang innerlich mit sich.
Ihm war klar, dass er sich keine Hoffnungen mehr auf Florentina machen durfte.
Sie war nett ... vielleicht ... zu nett.
Aber ihre freundliche Haltung zu ihm und Melanie war ein weiterer Beweis dafür, dass sie ihn wohl wirklich nur als guten Freund sah.
Genau das, versuchte er sich nun einzugestehen.
»Na ja, ich merke ... ich halte euch von etwas Wichtigem ab.« , sprach sie und stellte sich wieder auf die Beine. Schnurstracks ging sie zur Türe. »Viel Glück ... und ... viel Erfolg.« , waren ihre letzten Worte, eh sie das Studio verließ.
»Sie ist wirklich sehr nett.« , meinte Melanie mit einem Lächeln.
»Ja.« , sagte Vincent leise.
Mehr als nur nett ...
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Lass uns kurz für immer bleiben
Fanfiction(Band 1) Vincent und Dag sind beste Freunde. Unzertrennlich durch ihre Träume von der großen Bühne und eine tief verwurzelte Leidenschaft für die Musik. Alles läuft gut, bis eine neue Nachbarin in Vincents Leben tritt. Florentina bringt eine neue E...