✶* 𝒦𝒶𝓅𝒾𝓉𝑒𝓁 10 *✶

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Es war Freitagabend, und Vincent und Dag waren auf dem Weg in eine kleine Bar im Herzen von Spandau, wo sie sich mit Francesca und ihrer besten Freundin treffen wollten.

Schweigend gingen die zwei nebeneinander.

Vincent konnte nicht leugnen, dass er ein wenig nervös war. Blind-Dates waren nun mal nicht sein Ding. Das war wie mit einem Ü-Ei. Man erwartete den Jackpot, eine der Sammelfiguren, bekam aber nur ein Random-0815-Männeken, das man zusammenstecken musste.

»Also ... wie hieß ihre Freundin nochmal?« , fragte Vincent beiläufig, als sie die Bar fast erreicht hatten.

»Melanie. Glaub ich.« , antwortete Dag. »Ich bin mir aber nicht mehr hundertprozentig sicher. Francesca hat ihren Namen nur einmal erwähnt.«

Vincent nickte.

Gestern hatte er durch Zufall Florentina getroffen. Irgendwie wollte er ihre Reaktion wissen, weshalb er ihr umstandslos von diesem Date erzählt hatte.

Ein wenig hoffte er auf Eifersucht, aber nichts dergleichen war geschehen.

Stattdessen hatte sie gelächelt und ihm viel Glück gewünscht.

»Du hast also Florentina von unserem Date erzählt?!« , hakte Dag nach, als ob er wüsste, was in seinem besten Freund gerade vor sich ging.

»Ja.« , gab er an, denn letztlich hatte er ihm dies direkt mitgeteilt gehabt ... wieso auch immer. »Ich wollt' einfach mal sehen, wie sie reagiert. Sie hat sich für mich gefreut. Mir Glück gewünscht. Mehr nicht.«

»Aber das ist doch gut.« Dag flitschte seine Zigarette weg. »Du wolltest doch nicht ernsthaft, das sie dir 'ne Szene macht?!«

»Nein. Quatsch.« , antwortete er schnell. Obwohl er sich ja genau das erhofft hatte. Nicht, dass Florentina sich übermäßig aufregte, aber eventuell ein Funken von Überraschung oder Interesse ... oder ... Eifersucht.

Stattdessen nur ihr Lächeln und dabei hatte sie so locker gewirkt, dass es fast schon schmerzte.

Vielleicht war es das, was ihn momentan so nachdenklich machte.

Florentina wollte anscheinend nur eine Freundschaft zu den Jungs aufbauen. Mehr nicht.

»Melanie war das?« , fragte er, um abzulenken, obwohl er das noch wusste.

»Ja. Irgendwas in der Art.«

Sie betraten die Bar, und die warme rauchige Atmosphäre empfing sie.

Francesca saß bereits an einem Tisch in der Ecke und winkte den beiden zu.

Sie trug ein auffälliges rotes Kleid und strahlte Dag sofort an.

Neben ihr ... befand sich Melanie. Eine schlanke Blondine mit einem freundlichen Gesicht.

»Hey Dag.« , begrüßte die schwarzhaarige Francesca ihn mit einer Umarmung.

Melanie lächelte schüchtern, als Vincent sich setzte.

»Hi.« , sagte er währenddessen.

Sie war zweifellos hübsch, aber ... Florentina hatte diese gewisse Art an sich, die hier ... fehlte.

»Francesca hat mir schon viel von euch erzählt.« , begann Melanie und richtete ihre Aufmerksamkeit auf Vincent. »Ihr macht Musik, oder?«

»Ja. Genau.« , antwortete er höflich. »Läuft ziemlich gut, aber es ist auch viel Arbeit.« , gab er ein wenig monoton von sich.

Melanie schien allerdings interessiert zu sein und plauderte locker weiter. Vincent selbst konnte sich trotz alledem nicht ganz auf das Gespräch konzentrieren.

Er konnte einfach nicht aufhören daran zu denken, wie entspannt Florentina das hier aufgenommen hatte.

Obwohl die Antwort ja mittlerweile klar war.

Nichts deutete auf mehr als eine Freundschaft hin.

Dag und Francesca knutschten nach einigen Minuten bereits.

Bei ihm lief das irgendwie immer wie am Schnürchen. Bei Mädels hatte er es tatsächlich drauf, die richtigen Dinge zu sagen, so das er landete. Obwohl ... er hat ja von vornerein gewusst, dass die Dunkelhaarige sehr interessiert daran war, ihn kennenzulernen.

Natürlich machte das einen auch lockerer im Umgang damit.

Aber ... möglicherweise konnte Vincent sich ja eine Scheibe davon abschneiden.

Melanie schien nicht abgeneigt von ihm zu sein. Ganz im Gegenteil, sie suchte den Blickkontakt und wollte auch nicht aufhören, mit ihm zu reden.

Sie war ... sympathisch, und es war nur fair, wenn er ihr seine volle Aufmerksamkeit schenken würde.

»Sollen wir die zwei allein lassen?« , fragte er und deutete auf Dag und Francesca, die voll und ganz mit sich selbst beschäftigt waren. Melanie nickte und folgte ihm zu einem anderen Tisch, wo sie nur für sich waren. »Und ... wie läuft es so bei dir? Was machst du?« , startete er nun.

»Ich studiere BWL, aber in meiner Freizeit mache ich auch viel Musik.« , antwortete sie. »Allerdings nur hobbymäßig. Ich spiele Klavier.«

»Cool.« , gab er von sich. »Vielleicht sollten wir mal zusammen jammen.«

Jammen?

Wirklich?

Fiel ihm nichts anderes ein?

Melanie lachte jedoch und stimmte zu.

»Es könnte Spaß machen.« , sprach er weiter. Er versuchte, selbstbewusst zu klingen, obwohl er sich damit irgendwie selbst überrumpelt hatte. »Also ich mein', keine Verpflichtungen ... nur Musik.«

Melanie lehnte sich interessiert vor. »Klingt gut. Ich spiele meistens nur für mich, aber mit jemand anderem zusammen ... warum nicht?!«

»Ja. Das sollten wir wirklich mal machen.« , stimmte er zu, während er gedanklich wegdriftete.

Florentina war ja schließlich auch ein paar Mal jetzt dabei gewesen, als er Musik gemacht hatte.

War es dann richtig, die Nächste einzuladen?

Obwohl ... es lief ja nichts zwischen ihnen.

Es war ja somit etwas anderes, wenn er Melanie einladen würde.

»Also ... wie lange machst du das schon mit der Musik?« , fragte sie und nahm einen Schluck von ihrem Drink.

»Schon eine ganze Weile.« , antwortete er. »Es ist halt mein Ding, weißt du?! Es gib nicht anderes, was ich lieber tun würde.«

»Ja, das merkt man.« Sie lächelte ihn an. »Du hast diesen Fokus, wenn du darüber sprichst. Das ist beeindruckend.«

»Danke.« , murmelte Vincent, unsicher wie er darauf reagieren sollte.

Hatte Florentina nicht Ähnliches zu ihm gesagt?

»Willst du dann zu mir kommen, oder wie machen wir das?«

»Nein. Also ... komm' doch zu uns ins Studio. Da haben wir alles.«

»Ein richtiges Studio?« , schwärmte sie.

»Ja. Mit allem drum und dran.«

»Das ist echt cool. Wann passt es dir denn?«

»Ehm ... übermorgen?«

Melanie nickte augenblicklich.

Vincent nahm nun einen Schluck von seinem Getränk.

Dann stand also einer zweiten Verabredung mit ihr nichts im Wege.

Lass uns kurz für immer bleibenWhere stories live. Discover now