10. Richtige Schreckensteinerinnen

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Nachdem alle zugeteilt wurden und wir die Tigerberger herum geführt hatten war es Zeit fürs Mittagessen, dann hatten wir noch ein paar der Fächer, die heute Morgen ausgefallen waren. Als ich zusammen mit Paige, Ameesha, Malou und Linnea zurück auf unser Zimmer gehen wollte hielt Ottokar mich zurück. "Wenn Ameesha, Linnea, und Malou schlafen, komm mit Paige raus auf den Gang." Bevor ich etwas erwidern konnte war er schon wieder weg. Verwirrt blickte ich ihm hinterher.

"Und er hat wirklich nichts mehr gesagt?", fragte Paige mich zum hunderttausendsten Mal. "Jaha!", entgegnete ich genervt. Wir fröstelten beide, schließlich standen wir bereits zehn Minuten im Schlafanzug draußen, zwar war noch September aber trotzdem waren die Nächte relativ kühl. "Wo bleibt er dann?", wiederholte Paige ihre nächste Frage mal wieder. "Ich hab doch auch keine Ahnung! Lass wieder reingehen!", beschloss ich und hatte schon die Hand auf der Klinke, als sich die Tür des Zimmers von Ottokar und Stephan öffnete. Heraus trat mein absoluter Lieblingsschreckensteiner. "Oh, ihr seid ja schon da! Warum hat Walze nicht Bescheid gegeben?", wunderte er sich und verschwand wieder im Zimmer. Während Paige und ich uns nur verwirrte Blicke zu warfen kam er in Begleitung von Stephan wieder heraus und klopfte an die Tür von Mücke, Walze und Strehlau. Gleichzeitig grinste Stephan uns verschlafen an: "Hübsche Schlafanzüge!" Erst jetzt erinnerte ich mich daran, dass ich hier im Schlafanzug stand. Erst blickte ich peinlich berührt zu Paige, dann zuckte ich mit den Schultern. Nichts, was sie sowieso irgendwann zu sehen bekommen würden, außerdem waren wir ja immer noch anständig gekleidet.
Als Strehlau und Mücke aus dem Zimmer kamen hatten sie komischerweise zwei Säcke in der Hand. Ich runzelte die Stirn. Ottokar nahm einen davon, kam auf mich zu und flüsterte: "Tut mir leid, aber du wirst es gleich verstehen!" Dann stülpte er mir den Sack über den Kopf. Ich wollte schreien, doch vorsorglich wurde mir der Mund zu gehalten und es entwich nur ein "Mhhhh". Den Geräuschen nach passierte das selbe gerade mit Paige auch. "Seid bitte leise, wir wollen euch nichts böses und definitiv nicht alle wecken. Besonders Rex würde ausflippen", erklärte uns Mücke leise und ein Lachen entwich mir. "Wenn ihr uns nichts böses wollt, wieso tragen wir dann diese Säcke?", wollte auch Paige wissen. "Leise jetzt", zischte Stephan. Ich spürte eine Hand an meinem Arm, die mich leitete, los zu laufen.
"Vorsicht, Stufe", wisperte Ottokar gelegentlich. Mein Orientierungssinn war zwar weder besonders schlecht, noch besonders gut, aber ich hatte bereits nachdem er das zum dritten Mal gesagt hatte keine Ahnung mehr, wo wir waren. 

Dann blieben wir endlich stehen. Ich hörte, wie etwas verrückt wurde und etwas sich schleifend bewegte. Nun durften wir weiter.
Wir sollten uns hinsetzen, es war eine Art Schaukel und es war etwas eng nebeneinander. Ich hörte Paige auf ihre Oberschenkel klopfen, weswegen ich auf ihren Schoß rutschte. "Dürfen wir die Säcke jetzt wieder abziehen?", fragte ich in die Runde. Eine Sekunde später wurde mir der Sack abgenommen. Blinzelnd blickte ich mich um. Was war das für ein Raum?
"Was innerhalb dieser Mauern passiert bleibt innerhalb dieser Mauern", sagte Ottokar und verwirrt blickten wir ihn an. Stephan verdrehte die Augen: "Wiederholt es einfach!" Ich drehte mich zu Paige um und blickte ihr in die Augen. Sie zuckte mit der Schulter, gemeinsam wiederholten wir, was Ottokar gesagt hatte.
"Seid ihr bereit, die beiden ersten Schreckensteinerinnen der Geschichte zu werden?", fragte Strehlau uns, sein Blick war irgendwie ... lauernd? "Ähm, erstens, wir sind nicht die ersten Schreckensteinerinnen, was ist mit Seraphina? Und zweitens, wir sind bereits Schreckensteinerinnen", erklärte ich den fünf etwas verwirrt, erntete dafür aber nur Gelächter.
"Ihr seid die ersten, die richtige Schreckensteinerinnen werden dürfen. Die anderen sind bisher nur hier zur Schule gegangen, ihr tretet aber dem Ritterorden bei", erwiderte Mücke als sie sich wieder halbwegs beruhigt hatten. "Ich bin kein Fan von Sekten", stellte Paige klar, "Und das erscheint mir sehr wie eine!" "Tut mir leid, dich zu enttäuschen, Black Beauty, aber wir sind keine Sekte. Wir führen nur eine lange Tradition fort, die vor uns begonnen wurde", grinste Walze, "Wobei sie eigentlich nur durch uns wieder ins Leben gerufen wurde." "Nenn mich nie wieder Black Beauty", forderte Paige und ergänzte leiser, sodass nur ich es hören konnte: "Nur weil ich schwarze Haare hab!"  
"Kommen wir zurück zum eigentlichen Thema", sprang Ottokar nun dazwischen, "Seid ihr bereit, die beiden ersten richtigen Schreckensteinerinnen der Geschichte zu werden?" "Okay", erwiderte ich und auch Paige stimmte zu. Walze zog grinsend an einem Seil. Wo kam das denn bitte her? Ich hörte etwas klicken und fuhr herum. Ein Skelett kam auf uns zu geflogen! Kurz schrie ich auf, dann realisierte ich, dass das wohl Walze gewesen war. "Idiot", zischte ich. Grinsend meinte er: "Aber ich bin dein Lieblingsidiot, nicht war?" "Ne", grummelte ich und zeigte auf Ottokar, "Den Titel hat leider schon Ottokar!" Walze griff sich ans Herz: "Alex! Wie konntest du nur!" "Also Schauspieler wirst du definitiv nicht!", kommentierte Paige und verlagerte mein Gewicht etwas. 



Die Mädchen von SchreckensteinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt