Kapitel 4

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Ich möchte dieses Kapitel Kristallrose widmen. Du bist meine Muse und hast mir beim Schreiben sehr geholfen! Schaut mal bei ihr vorbei, sie hat zwar kein eigenes Buch, aber dafür ziemlich hohe Ansprüche an Bücher (Schreibstil, Rechtschreibung, Logik...) Holt euch doch mal paar Lesetipps bei ihr!
Jetzt gehts aber endlich los:
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In der nächsten Nacht schlich sich Melanie mit Alanis Hilfe wieder aus dem Dorf, den ganzen weg nach oben zur Küste dachte sie über ihr Wagnis nach.
Ist das wirklich klug? Was wenn er nicht da ist? Was wenn er da ist? Sollte ich nicht lieber zurück? Das ganze ist eine unglaublich blöde Idee! Was mache ich überhaupt hier draußen? Ich sollte zurück zum Schwarm!
Doch jedes mal, wenn sie kurz davor war umzukehren hörte sie die Stimme ihrer besten Freundin, die sie anfeuerte.Sie musste einfach gehen und es herausfinden. Was war in der letzten Nacht passiert?

Als sie auftauchte war die Bucht in den Schein des Mondes gehüllt, der einsam über der verlassenen Bucht hing.
Sie blickte sich um. Das Meer war ruhiger als letzte Nacht, als ob selbst die Gezeiten vor Spannung den Atem anhielten.
Doch die kleine Bucht war nicht ganz verlassen.
Im Mondschein lehnte ein Junge an einem Felsen nahe dem Wasser und schlief.
Obwohl sie ihm nur einmal flüchtig begegnet war, erkennt Melanie den Jungen sofort wieder. Sie zieht sich mit dem Oberkörper an Land, sodass sie, wenn nötig, blitzschnell fliehen könnte.
Nachdenklich betrachtet sie ihn.
So sieht er ganz harmlos aus. Er hat keine Waffen dabei. Welche Ironie dass ein Geschöpf, dass so friedlich aussieht, so gefährlich ist und uns alle auslöschen könnte!
Schießt es ihr durch den Kopf.
Auf einmal schlägt er die Augen auf.
Melanie zuckt zusammen, zögert kurz und wendet sich um, um wieder ganz in die Sicherheit des Wassers abzutauchen.
Doch der Junge packt sie mit einer rauhen Hand am Arm. "Warte! Bleib da!"
Melanie sieht ihn verängstigt an, sie zittert vor Angst.
"Geh nicht weg! Hab keine Angst! Ich werde dir nichts tun!"
Melanie keucht, ihr ganzer Körper ist angespannt und sie sieht den Menschen stumm an.
"Geh nicht weg, in Ordnung? Ich lasse dich jetzt los!"
Melanie nickt. Sobald der Mensch sie los lässt, stürzt sie sich ins Wasser und taucht unter. Unter Waser atmet sie tief durch.
Sie konnte den Menschen verstehen!

James


Sich wegzuschleichen war nicht so schwer gewesen wie gedacht. Mit der gemurmelten Entschuldigung, er könne nicht mehr schlafen hatte er sich von den anderen entfernt. Seine Kameraden waren über das wecken wohl nicht so erfreut gewesen. Morgen beim Frühstück würde er sich wohl einiges anhören müssen.
Egal.
Bedauerlicherweise hatten die Aufregung der letzten Nacht und die harte Arbeit des Tages ihren Tribut gefordert.
Kaum hatte er eine Stelle gefunden von wo aus er das Meer überblicken konnte und so die Meerjungfrau gleich entdecken würde, war er eingeschlafen.
Als er aufgewacht war, hatte er sie gesehen sie war da gewesen, sie war real gewesen!
Aber als sie merkte, dass er wach war hatte sie Angst bekommen und wollte fliehen.
Er konnte es nicht zulassen, dass er sie noch einmal verlor. Vielleicht würde er sie nie wiedersehen! Also hatte er sie festgehalten.
Wie ein wildes Tier in der Falle hatte sie ihn angesehen. Voller Angst. Bei seiner Berührung hatte sie gezittert.
Doch sobald er sie wieder losließ war sie trotz ihres Versprechens zu bleiben verschwunden. Frustriert ließ er den Kopf in die Hände sinken.
Du bist so ein Idiot! Du kannst sie doch nicht mit Gewalt festhalten! Und jetzt hast du sie vertrieben! Für immer!
Höhnte die Stimme in seinem Kopf.
Er wandte sich zum Gehen.
"Warte! Geh noch nicht!" eine leise Stimme hielt ihn zurück.

Melanie

Sie war hin- und hergerissen zwischen ihrer Neugier und der Angst vor dem Menschen.
Er hat mich festgehalten.
Weil er bestimmt genauso große Angst hat, dass du verschwindest, wie du! Warum wäre er sonst zurück gekommen?
Ich bin geflohen! Ich hatte alles unter Kontrolle!
Aber du hast gezögert! Du wolltest nicht gehen! Du hast ihm erlaubt dich festzuhalten!
Der nagende Zweifel blieb.
Endlich siegte die Neugier.
Sie tauchte auf, wachsam und bereit sofort wieder zu verschwinden, falls er sie wieder festhalten wollte.
Doch der Junge wandte sich zum gehen.
"Warte! Geh noch nicht!"
Selbst überrascht über die Worte, die aus ihrem eigenen Mund gekommen waren hielt Melanie inne. Sie hatte seine Sprache gesprochen!
Der Mensch drehte sich überrascht um.
"Warst...warst du das? Kannst du sprechen?"
"Ja! Ja!"
Erst zögernd, dann bestimmt antwortete sie ihm.
"Du kannst sprechen!"
Fast schrie er die Worte
Verschreckt zog sich Melanie zurück.
"Nein, warte! Du kannst jetzt nicht einfach gehen!"
Beruhigend redete er auf sie ein.
Mit langsamen Bewegungen setzte er sich wieder auf den Felsen, die Hände hatte er erhoben um zu zeigen, dass er ihr nichts tun würde.
Dann schwieg er und sah sie an. Er musterte sie ganz genau, nahm alles was er sah in sich auf um es nie mehr zu vergessen.
Endlich breach Melanie die Stille. "Hast du einen Namen? Wie heißt du?" formulierte sie vorsichtig immer noch voller Staunen über die neue Sprache.
"Ja, natürlich habe ich einen Namen. Ich heiße James. Und du?"
"Ich bin Melanie"
Das Eis war gebrochen. Nun bestürmte sie ihn mit Fragen.
"Woher kommst du? Stimmen die Legenden? Wie alt bist du? Was jagt ihr? Gibt es wirklich so viele verrückte Dinge an Land? Wer führt deinen Schwarm an? Lebst du überhaupt in einem Schwarm?"
Sie konnte garnicht aufhören und wollte immer mehr erfahren. Und jede Antwort warf immer neue Fragen auf.
"Ich komme aus England."
"Was ist England?"
"Ein Land. Das Festland ist in viele Bereiche unterteilt, die von den Herrschern festgelegt und mit Soldaten verteidigt wird." ergänzte er, als er ihren fragenden Blick bemerkte.
So ging es die ganze Nacht weiter, bis der Himmel sich dunkler färbte und es Zeit wurde zu gehen.
Schweren Herzens verabschiedeten sich die beiden.
"Wann werden wir uns wiedersehen?" fragte James. Er konnte den Gedanken nicht ertragen sie nicht wieder zu treffen.
"Morgen. Am gleichen Ort. Ich weiß nicht wann ich kommen kann, aber ich werde es versuchen."

So trafen die beiden sich Nacht für Nacht und kamen sich immer näher.
Sie erzählten sich von ihrem Leben, ihren Welten und manchmal auch von ihren Ängsten und Wünschen. Beim anderen fanden sie Trost, Zuspruch und Hoffnung.
Nachdem James bei ihrem zweiten Treffen eingeschlafen war, vereinbarten sie, sich erst jede zweite Nacht zu treffen, denn auch wenn Melanie so viel Zeit wie möglich mit ihrem neuen Freund außerhalb der Enge des Lagers verbringen wollte, war es schwer für sie, sich jede Nacht erneut hinaus zuschleichen.
Manchmal nahm sie James mit ins Meer, auch wenn er sich zuerst scheute und irgendetwas von Anstand faselte, so hielt er sich bald vertrauensvoll an ihren Schultern fest und ließ sich von ihr nach unten ziehen, nachdem sie ihn beim ersten ihrer Ausflüge fast ertränkt hatte, brachte sie ihm auch bei zu schwimmen wie ein Fisch, und er konte mit jedem mal länger unter Wasser bleiben, jetzt kam sie immer wieder in kurzen Abständen an die Oberfläche, wo er atmen konnte.
Zu gern hätte sie auch einmal das Land gesehen, doch sie konnte sich kaum bis zur Hüfte aus dem Wasser ziehen, geschweige denn sich am Land fortbewegen.
Deshalb beschrieb ihr Freund das Land und die Tiere für sie und malte Skizzen in den Sand, von Vögeln, Pferden, Katzen und Hunden und von wunderbaren Pflanzen, Blumen und Bäumen, von Früchten und Gemüse und manchmal brachte er ihr etwas davon mit.
Jedes mal verfiel sie in begeisterungsstürme und bestaune was er ihr zeigte.
Sie erzählte James von ihrem Lager und ihrem Schwarm doch nie erwähnte sie die Prophezeiung. Diesen Teil ihres Lebens wollte sie voll und ganz im Lager lassen.
Im Gegenzug erzählte ihr James von seinem Leben als Schiffsbursche einer Piraten Crew, deren Schiff auf Grund gelaufen war und die sich jetzt mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser hielt. Er berichtete ihr auch von dem kleinen Dorf, in dem ein paar Siedler wohnten, die sich vor einigen Monaten dort niedergelassen hatten, nachdem von ihrem heim vertrieben wurden. Ebenso erzählte er ihr die Aufteilung des Landes mit grenzen, die man nicht sehen konnte, die aber trotzdem da waren und eifersüchtig vom König, dem Herrscher des Landes und den Soldaten, Männern die für ihr Essen kämpften bewacht wurde.
Auch wenn das für James vollkommen selbstverständlich war, konnte Melanie es partuot nicht begreifen.
Einmal fragte James sie, ob es bei ihnen auch Männer gäbe, was sie sehr verwunderte, und sie fragte, was denn der unterschied sei.
Unter viel gestammel und rotwerden, brachte James hervor, dass Männer, so wie er einer war, Bart trugen und keine Brüste hätten. Inzwischen hatte er sich an ihren unbekleideten Körper gewöhnt, er sprach aber immer noch äußerst ungern darüber.
Melanie wunderte sich immernoch über die Kleidung der Menschen. Diese seltsamen Stoffbahnen würden doch unter Wasser nur behindern!
Sie verneinte und sagte, dass in ihrem Schwarm alle so aussähen wie sie und fragte ob denn die Menschen sich wie Fische fortpflanzen würden.
Daraufhin fragte James sehr verstört wie sich denn Meerjungfrauen vermehren würden.
"Garnicht!"
"Aber wie konnte ihr dann überleben? Seid ihr unsterblich?"
Melanie schmunzelte.
"Fast.Wenn eine von uns stirbt, dann muss ihr Körper, in dem ihre Seele gefangen ist in die heißesten Quellen übergeben werden, denn nur dann werden wir vollkommen zerstört. Im nächsten Vollmond werden dann Gesänge angestimmt, in einer ganz besonderen Höhle, die glitzert und funkelt von tausend Kristallen, die vom Mondlicht angestrahlt werden. Diese Höhle ist unser allerheiligstes. Dann taucht die neugeborene Meerjungfrau, jünger als ihr altes Ich, auf dem Zwillingsstück der Höhle, einem Felsen, der die Exakte Form, wie der Innenraum der Höhle hat, auf und findet ihren Weg zum Schwarm.
Diese erste Prüfung erweist sie als würdig weiterzuleben."
Betroffen schwieg James und beschäftigte sich noch bis zum Ende ihrer gemeinsamen Zeit mit den Informationen, die er eben erhalten hatte.
Sie führte ihm den Unterschied zwischen ihren beiden Völkern nur noch mehr vor Augen.

Im Moment waren die beiden glücklich mit ihren geheimen Treffen, aber es sollte sich bald etwas ändern.

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Hey Leute!
Wie gefällt euch das Kapitel?
Sagt mir, wie ihr meinen Schreibstil findet! Ist des so OK? Soll ich was ändern? (Ich bin flexibel, ich pass den sogar an meine aktuellen Bücher an, die ich grad lese! )
Hätte ich das Kapitel teilen sollen?
(1740 Wörter, ich bin stolz auf mich!)
Sagt bescheid bei Fragen zu Wörtern, Logik, Hintergrund Information und sonstigem!
Bis dann, eure Franzi!

Meerestochter*pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt