Photograph - how it all began [girlxgirl]

Kapitel 40 - Blair

Ich denke, ich hab ein Problem. Nein, ich habe ein verdammt großes Problem. Ich glaube ich bin dabei mich zu verlieben. Geht sowas? Nach nur wenigen Tagen? Wenn sie nicht da ist, warte ich darauf, dass sie wieder zurückkommt und wenn sie dann in meiner Nähe ist, wünsche ich mir sie wäre noch näher. Am liebsten würde ich ihr den ganzen Tag dabei zusehen wie sie ihre Fotos schießt. Ihre Hände. Seit wann finde ich Hände attraktiv? Wahrscheinlich seit sie damit den Schleier aus meinen Haaren entfernt hat. Ich hätte vor ein paar Tagen heiraten sollen. Und doch fühle ich für jemanden den ich gerade einmal eine Woche kenne so viel mehr, wie ich für Charles jemals gefühlt habe. Mochte ich ihn überhaupt auf diese Weise? Ich dachte immer ich tue es, aber jetzt bin ich mir nicht mehr sicher. Wie findet man heraus, dass man jemanden mag? Früher hätte ich über so etwas mit meinen Freundinnen geredet. Die, die sich noch immer nicht nach mir erkundigt haben. War eine von ihnen, die, die Charles über mich hinweggetröstet hat? Vor ein paar Wochen hätte ich behauptet niemand von ihnen könnte mir das jemals antun. Jetzt bin ich mir da nicht mehr sicher.

Und plötzlich wird mir klar, dass ich allein bin. Ich habe niemanden, der sich um mich kümmert. Nicht meine Eltern, nicht meine Freunde. Nicht andere Familienmitglieder oder Bekannte. Es gibt nur Lynn. Und wenn ich so weiter mache wie bisher, riskiere ich auch sie noch zu verlieren. Das darf nicht passieren. Sie ist alles was ich noch habe. Und gerade brauche ich eine gute Freundin viel mehr, als eine Beziehung. Eine Beziehung würde nur wieder in die Brüche gehen. Oder mich mental fertig machen. Ich wäre abhängig von ihr. Ich wäre nicht mehr ich, sondern ein liebesbedürftiges Etwas, dass ohne sie nicht funktioniert. Mein Tag wäre davon anhängig, wie viel Zeit ich mit ihr verbracht habe. Das darf nicht mehr passieren. Denn auch wenn ich Charles vielleicht nicht wirklich geliebt habe, war ich abhängig von ihm. Hab mich herumkommandieren lassen. Vielleicht ist das nicht normal. Ich kenne es nur so. Wahrscheinlich hätte ich jemanden davon erzählen sollen, dass er mich nur ausnutzt. Ich hab gekocht, geputzt und mich um ihn gekümmert. Zurückbekommen habe ich selten etwas. Frauen gehören in die Küche. Das konnte ich mir nicht für mein ganzes Leben vorstellen. Schon nach einer Woche, kommt es mir surreal vor, dass ich mir das so lange gefallen lassen habe. Ich wäre gerne für eine Weile unabhängig. Ich würde eigentlich gern mehr Zeit haben, um alleine zu sein. Herausfinden, was ich mag. Was ich will. Eine Beziehung würde mir da nur im Weg stehen. 

Wie schaffe ich es, meine Gefühle zu unterdrücken, damit ich sie hoffentlich irgendwann vergesse?