Prinzessin Yasmina - Brautwerbung

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Es war einmal in einem fernen Land, in der Stadt Aqaba, wo die Sonne heller schien als andernorts und das Meer seine weichen Wellen flüsternd zum Strand trieb und sanft gegen die Felsen schlug. Jenseits des Meeres ragten die goldenen Kuppeln des Palastes erhaben in die Höhe und verschmolzen mit dem blaue des Himmels. Vögel zwitscherten in seinen prächtigen Gärten mit den dicht belaubten Akazienbäumen. Bienen und bunte Schmetterlinge schwirrten über die farbenfrohen Blumen. Eine Nachtigall, die sich auf einem Rosenstrauch niedergelassen hatte, trällerte mit bezaubernder Stimme ihre Lieder.

In diesem märchenhaften Palast lebte ein Sultan namens Abdul-Rashid , der sein Volk über alles liebte und von diesem verehrt wurde, denn sein Herz war milde und gütig.

Alles wäre vollkommen, wenn der einzige Wunsch des Sultans - einen Thronfolger zu bekommen - erfüllt worden wäre, der ihn in seinen alten Tagen vertreten und das Volk genauso gütig und milde behandeln sollte wie er selbst. Nach langer Zeit des Wartens und Hoffens, war das Glück ihnen hold und seine zauberhafte Gemahlin beschenkte ihn mit einem wunderschönen Mädchen, das schon damals versprach, das Ebenbild ihrer Mutter sein zu werden. Der Sultan, der so glücklich war über die Geburt seiner Tochter, ließ ein Fest anordnen, das vierzig Tage und vierzig Nächte dauerte. Doch, wie das Schicksal es so wollte war das Glück der Sultanin nicht von Dauer. Denn sie verstarb, als ihre Tochter Yasmina fünf Jahre alt war. Die Dunkelheit kam über den Palast und der Sultan erholte sich nur langsam vom Tod seiner Frau. Nach dem Hinscheiden seiner geliebten Gemahlin heiratete er nie wieder und widmete seine ganze Liebe und Aufmerksamkeit dem kleinen Mädchen, das nun ohne Mutter aufwachsen musste.

Die Schönheit liegt nicht im Antlitz.

Die Schönheit ist ein Licht im Herzen (Khalil Gibrani)

Die Jahre vergingen in Windeseile und Yasmina wuchs zu einer jungen Frau heran

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Die Jahre vergingen in Windeseile und Yasmina wuchs zu einer jungen Frau heran. Nun gab es noch jemanden, den das Volk verehrte; nämlich den ganzen Stolz und liebreizende Tochter des Sultans. Prinzessin Yasmina, deren Anmut sich von Mund zu Mund in nahen wie in fernen Ländern übertrug und deren Antlitz niemand sehen durfte. Aufgrund dieser sagenumwobenen Schönheit strömten aus vielen Ländern zahlreiche Brautwerber, um Yasminas Hand zu erbitten. Doch die Prinzessin, so eigenwillig wie sie war, wies alle höflich ab. Nicht, weil sie ihr äußerlich nicht gefielen, sondern weil sie sich wünschte, ihren Bräutigam persönlich kennenzulernen. Ihr Wunsch war es, sich auf den ersten Blick zu verlieben und sie hatte ihre eigenen Vorstellungen von einem Mann, denn sie war es leid, die Prinzen und die Emire nur aus dem Haremsfenster sehen zu dürfen und diese sie weder sehen noch sprechen durften, da der Sultan sehr eifersüchtig war. Niemand sollte seine Tochter vor der Hochzeit sehen.

Es dauerte nicht lange bis wieder ein Prinz aus einem fernen Land über die Schwelle des Palastes schritt und um die schöne Yasmina warb. Begleitet wurde er dabei von seinen treuesten Freunden, Omar und Ali.

Die jungen Haremsdamen standen alle aufgeregt hinter dem Haremsfenster mit den winzigen dreieckigen Löchern und warfen dem Prinzen neugierige Blicke zu. Kichernd stießen sie Freudenschreie aus, während die Prinzessin sich an die vielen golddurchwirkten Kissen gelehnt hatte und unverwandt aus dem Fenster des Haremsgemachs in den Garten hinaussah. Diese jungen Mädchen, eines hinreißender als die andere, waren nicht etwa die Konkubinen des Sultans. Nein, man solle nicht falsch verstehen, denn die Haremsdamen lebten im Palast, um der Prinzessin Gesellschaft zu leisten. Während eines der Mädchen die Laute spielte, sang eine andere mit ihrer wunderschönen Stimme, um die Langeweile zu vertreiben. Es gab sogar eine Geschichtenerzählerin, die die Prinzessin aufmunterte, wenn diese traurig war. Und dann gab es noch die persönliche Dienerin , die ihrer Herrin sehr nahe stand. Auch sie war von einer faszinierenden Schönheit, mit einem schmalem Gesicht, und den mandelförmigen Augen. Layla spähte neugierig durch die winzigen Öffnungen des Haremsfensters. Auf ihr Zeichen hin, verstummten der Klang der Laute und der liebliche Gesang des Mädchens.

Die Wüstenprinzessin - Auf der FluchtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt