Prinz Karim

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Yasmina aber streichelte liebevoll seine Wangen

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Yasmina aber streichelte liebevoll seine Wangen. »Gebt Ihr mir nun die Erlaubnis, den Prinzen zu sprechen?«

»Hmm«, meinte der Sultan und strich sich über seinen schneeweißen Bart. Er sah ihr in die Augen, die ihn engelsgleich ansahen. Wie konnte er diesem Blick widerstehen?

»Meinetwegen sollst du ihn sprechen. Unter einer Bedingung«, hob er den Finger.

»Und die wäre?«

»Du wirst dich auf keinen Fall mit ihm alleine treffen. Nimm Layla mit!«

»So sei es, wenn Ihr es wünscht, Vater«, schmunzelte sie schelmisch, kniff seine Wangen und atmete erleichtert auf. Nie hätte sie sich vorstellen können, jemanden zu heiraten, den sie nicht kannte, geschweige denn den niemals gesehen zu haben. Die Träume, die sie Tag für Tag hatte, sollten nicht wie Seifenblasen zerplatzen. Eine Vernunftehe kam für die Prinzessin nicht infrage. Sie sehnte sich danach, die Liebe zu erleben und in vollen Zügen auszukosten, so wie ihre verstorbene Mutter sie einst erfahren durfte.

Sie küsste sanft die Hand ihres Vaters und legte sie auf ihre Wange. Allerdings stellte sie sich auch selbst die Frage, wie es sein konnte, dass der Sultan sich hatte erweichen lassen, wo Prinz Karim ihm doch so gefiel. Vielleicht war sie ihm ja wichtiger als eine Heirat mit dem benachbarten Prinzen?

»Ich werde Prinz Karim rufen lassen. Es wird nicht leicht für mich, ihn darauf anzusprechen. Wenn du wenigstens einmal einen Blick auf ihn werfen würdest, vielleicht würdest du deine Meinung ändern«, schlug er vor und strich sich wie gewohnt über seinen Bart.

Prinzessin Yasmina zog es vor zu schweigen, wandte sich ab und verdrehte die Augen, denn Widerworte würden den Sultan nur noch mehr erzürnen.

»Geh auf dein Zimmer«, sprach der Vater in einem sanften Ton. »Ich lasse dich wissen, wenn es so weit ist.« Und winkte ab.

Yasmina drehte sich um und schritt federleicht zur Tür, doch sie blieb sofort stehen, als der Sultan ihr etwas zurief.

»Sage dem Wächter, er soll eintreten und vergiss nicht, dein Gesicht zu bedecken.«

Sie wandte sich ihm nur kurz zu und nickte. Bevor sie die Tür öffnete, bedeckte sie ihre Schönheit mit einem grünen Schleier.

»Der Sultan möchte euch sprechen«, teilte sie der Wache mit und rauschte an ihm vorbei.

Die Wache trat über die Schwelle und stand stramm.

»Ihr habt mich rufen lassen, mein Sultan?«

»Übermittelt Prinz Karim, dass ich ihn in meinem Gemach sprechen möchte.«

»Sehr wohl, mein erhabener Sultan.« Der Wächter verneigte sich und schloss die Tür.

Der Sultan, der seine jungen Jahre bereits hinter sich gelassen hatte, schritt zum Fenster. Die Hände auf dem Rücken verschränkt und die Stirn gerunzelt, blickte er hinaus.

»Sie wird nicht vernünftig«, sprach er leise zu sich selbst, während er den Kopf schüttelte. »Ich muss mir etwas einfallen lassen. Karim ist nun mal der beste Heiratskandidat.«

In Gedanken versunken, verharrte er dort eine Weile, bis die Tür zu seinem Gemach geklopft und aufgetan wurde. Prinz Karim trat ein.

Dieser war in schlicht Dunkelblau gewandet, nicht geschmückt, wie ein Prinz es sein sollte. Er trug eine weite Hose, die am Knöchel enger genäht war, und einen luftigen Überwurf.

Nur der Knauf eines glänzenden Dolches stach hinter seinem breiten Ledergürtel hervor. Ein dunkelblauer Schleier, den er sich um den Kopf gewickelt hatte, verbarg seine Haare und ein leichter Bartschatten hatte sich auf sein braun gebranntes Gesicht gelegt. Er verneigte sich vor dem Sultan und sah ihn würdevoll an.

»Ihr habt mich rufen lassen, erhabener Sultan?«

»Prinz Karim, tretet näher«, bat der Sultan und schritt ihm entgegen. »Ich möchte mit Euch über meine Tochter sprechen.«

In diesem Moment strahlten Prinz Karim's Augen wie funkelnde Sterne.

»Nehmt bitte Platz«, deutete der Sultan auf ein Sofa. »Wünscht Ihr etwas zu trinken?«

Der Prinz verneinte mit einem Kopfschütteln. »Habt Dank. Ich verspüre gerade keinen Durst. Ich muss zugeben, ich bin etwas überrascht und kann es kaum erwarten zu hören, was Ihr mir mitzuteilen habt.« Er sank in das Sofa und lehnte sich zurück.

»Ich werde es kurz machen.« Der Sultan trat zu einem antiken Tisch, wobei er dem Prinzen den Rücken zugewandt hatte. Prinz Karim hörte, wie er etwas in ein Glas einschenkte und dann Eisstücke hinein warf.

»Wasser«, merkte der Sultan an. »Wasser ist das Kostbarste, was man hat. Mögt Ihr etwas anderes trinken?« Er hielt das kühle Glas an seine Wange.

Prinz Karim's Blick glitt über das geschmackvoll eingerichtete Mobiliar und die farbenfrohen Teppiche, die die weißen Wände schmückten. Er legte seine Hand eines Danks bedeutend auf die Brust. »Im Moment nicht.«

»Gut, wenn Ihr dennoch was möchtet, so könnt Ihr Euch etwas einschenken. Fühlt Euch wie Zuhause.« Er setzte sich auf einen Sessel, der dem Sofa gegenüber stand und lehnte sich gemütlich zurück.

»Darf ich fragen, wie alt Ihr seid, Prinz Karim?«

»Sicher. Ich bin sechsundzwanzig.«

»Seid Ihr meiner Tochter schon begegnet?« Dabei sah er seinem Gegenüber in das gebräunte Gesicht, aus dem ein Paar tiefblaue Augen wie Saphire funkelten. Der Sultan fand, dass Prinz Karim sehr gut aussah und ärgerte sich insgeheim über seine sture Tochter. Was hatte sie an diesem Prinzen auszusetzen? Er war groß und von schlanker Statur. Wenn sie ihn wenigstens eines Blickes gewürdigt hätte...

»Bisher leider nicht, aber ich habe von ihrer Schönheit gehört. Sie soll schöner sein, als jede Blume auf der Erde.«

Der Sultan nickte kaum merklich und schmunzelte.

»Sie kommt ganz nach ihrer Mutter. Bisher hat kein Mann sie je zu Gesicht bekommen und ich wünsche, dass es so bleibt, es sei denn ich erlaube es anders«, zwinkerte er dem Prinzen bedeutsam zu.

Der Sultan führte das Glas an seinen Mund und trank daraus. Dann ließ er die Eisstücke langsam in dem Glas kreisen und stellte es auf dem kleinen Tischchen ab, das zwischen ihnen stand. Er zog ein besticktes Tuch aus dem Ärmel seines weißen Kaftans und wischte sich den Schweiß vom Gesicht und Nacken.

»Ihre Mutter war bildhübsch und war einem anderen Prinzen versprochen, irgendwo in Indien«, erzählte er lachend und deutete mit der Hand in eine Richtung. »Aber das hat mich nicht davon abgehalten, sie trotzdem zu entführen. Nur Yasmina ist sehr stur. Von wem sie das hat, ist mir ein Rätsel.«


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Die Wüstenprinzessin - Auf der FluchtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt