Kapitel 26

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Es ist zehn Uhr morgens, mir brennt die Müdigkeit in den Augen. Ich habe noch nichts gefrühstückt, nur der schwarze Kaffee kurbelt mich an, und ich bin schon dabei, die Kisten zu schleppen. Es wird zwar schon kälter draußen, aber heute scheint aus irgendeinem Grund die Sonne durch den Frost und treibt mir den Schweiß auf die Stirn.

Jedes Mal, wenn wir ins Vorzelt zurückkommen, checke ich mein Handy, aber noch keine Nachricht. Nikita und ich schreiben uns fast täglich, finden irgendwie immer einen Grund, eine zufällige Nachricht zu schicken. Insider. Bilder von witzigen Situationen. Möglichkeiten für einen flirty Joke.

Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll, was er mir erzählt hat. Irgendwie sehe ich ihn als eine andere Person als den Nikita, von dem er mir berichtet hat. Der, der all das durchgemacht hat – den erkenne ich nicht in ihm. Manchmal vergesse ich es beim Schreiben mit ihm, bis es mir plötzlich wieder einfällt und mich erschaudern lässt.

Letztens konnte ich kaum schlafen, weil mir so viel durch den Kopf ging. Also habe ich ihn mitten in der Nacht angerufen, nur um zu fragen, ob es immer noch passiert. Ob es ihm inzwischen besser geht. Ob er sich selbst schützen kann. Er musste mich eine ganze Weile überzeugen, dass Friedo ihn schon lange nicht mehr angefasst hat. Seine ruhige, sanfte Stimme hat mich schließlich beruhigt. Aber wie kann es sein, dass er mich beruhigen muss?

Letztens hat er ein Bild von mir bei der Arbeit gemacht – ich war im Stress, dabei jemanden abzukassieren, und mir war in der Hektik so warm geworden, dass ich die Jacke meiner Uniform aufgemacht und die Ärmel hochgekrempelt habe. Dazu schrieb er einfach nur: heiß.

Ich weiß gar nicht mehr, wie ich auf solche Hints reagieren soll. Weil es sich einerseits falsch anfühlt mit ihm zu flirten, mit dem Wissen, das ich jetzt habe. Aber andererseits, falle ich automatisch zurück in mein Muster. 

Low, Nikita. Diese Uniform ist grässlich.

wenn das grässlich ist will ich mehr davon

an dir würde sie bestimmt süß aussehen

ich trag sie, aber nur für dich

Nikita schickte mir daraufhin ein Bild von sich – in der Verkäufer-Uniform. Er stand vor dem Spiegel, so entspannt, als hätte er das Bild einfach im Vorbeigehen gemacht. Die graue Uniform, die ich immer verachtet hatte, sah an ihm plötzlich ganz anders aus. Das Grau mit den goldenen Knöpfen, die Uniform etwas zu groß, locker an seinen Schultern – bei ihm würde einfach alles gut aussehen. Gott, ich kann nicht aufhören, das Bild anzustarren.

Wo muss ich mich anstellen um von dir kassiert zu werden?

hab dich schon längst abgerechnet ... mehrmals

Ich weiß nicht, ob ich noch das Recht habe, rot zu werden, aber ich kann mich nicht kontrollieren. War das eine Andeutung? Keine Ahnung. Wer wusste schon, wann Nikita etwas ernst meinte?

Woher hast du die?

kostümwagen

Heute entscheide ich, ihm selbst zu schreiben. Aus dem Hauptzelt kommt Musik, die keine Performance-Musik ist. Wir kennen jedes Lied unserer Show auswendig. Nikita hat erzählt, dass sie sich oft gemeinsam aufwärmen, zu Musik, die der Erste, der morgens im Zelt ist, aussuchen darf.

Wirklich? JLO?

josh,antwortet er mir kurz später, als die Musik gerade aufgehört hat. das war mein song.

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⏰ Letzte Aktualisierung: 3 hours ago ⏰

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Nikita (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt