|8. Kapitel|

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Mein Kopf dröhnte, als meine Augenlieder sich langsam öffneten. Nur schwer konnte ich meine Umgebung erkennen, wusste aber immer noch, dass ich bei den Candor war und was sich in den letzten Minuten vor meinem
Fall abgespielt hatte. Ich wusste, dass es sich bei der Kugel, welche mich getroffen hatte, einfach nicht um eine gewöhnliche Kugel handeln konnte. Sie musste irgendwie manipuliert worden sein, denn dass ich mich körperlich total gesund fühlte, konnte gar nicht normal sein. Ich bin wach, weil ich eine Unbestimmte bin, dachte ich. Wo Christina war, wusste ich hingegen nicht - ebensowenig, wo der Rest der Gruppe sich gerade aufhielt, ob alle getroffen worden waren -wie ich schwer vermutete- oder ob jemand gestorben war.

Als ich wieder auf beiden Beinen stand, betrachtete ich die ganzen Candor, welche nicht aufzuwachen schienen - sie wirkten alle tot, aber das konnten sie ja gar nicht sein. Auf einmal ertönte ein lautes Geräusch - das Poltern von Metall auf Metall. Wer auch immer dieses Geräusch verursachte, wusste offensichtlich nicht, in welcher Lage sich gerade alle befanden. Wenn ich es hören konnte, konnten dass auch die Ferox-Verräter, welche sich wahrscheinlich immer noch hier irgendwo aufhielten. Betrübt versuchte ich zu identifizieren, woher das Geräusch kam. Rein intuitiv beschloss ich, auf dem richtigen Stockwerk zu sein und folgte dem Klang des Polterns durch die Flure. Da dieses immer lauter zu werden schien, war ich mir relativ sicher, dass ich gleich den Ursprung erreichen würde. In diesem Gebäudeteil des Hauptquartiers kannte ich mich überhaupt nicht aus, weswegen es auch so schwierig war, den richtigen Weg zu finden. Ein paar Mal bog ich an der falschen Ecke ab, bemerkte dies aber immer ziemlich schnell, da das Geräusch dann wieder leiser zu werden schien. Irgendwann entdeckte ich ein Schild mit der Aufschrift »Waffenkammer«, welches mir sofort vermittelte, in welche Richtung ich gehen musste. Außerdem wurde mir immer klarer, dass es sich beim Verursacher des Geräuschs um einen Verbündeten handeln musste. Diese brauchten nun schließlich Waffen, um sich gegen die Ferox-Verräter behaupten zu können.

Ich erkannte zwei Silhouetten in der Waffenkammer, welche mit sehr bekannt vorkamen. Bei diesen handelte es sich zum einen um einen großen, dunkelhäutigen Jungen, der ganz in Schwarz gekleidet war. Er schlug mit einem silbernen Feuerlöscher auf ein Gitter ein, welches die Absperrung zu den Waffen darstellte. Bei der anderen Gestalt handelte es sich wiederum um ein ein etwas kleineres Mädchen, mit sehr kurzen Haaren in einem Altruan-Tattoo auf der rechten Schulter - Tris.

Vor Freude, nicht alleine in dieser Situation stecken zu müssen, rief ich nach ihnen, als ich fast in der Waffenkammer angekommen war: "Tris, Uriah!", meine Stimme war lauter und stärker als erwartet.

Während Uriah unbeirrt weiter auf das Schloss des Gitters einschlug, drehte sich Tris nach meiner Stimme um und schien umso erleichterter, als sie meine Gestalt erblickte.

"Jess!", stieß sie voller Besorgnis aus und umarmte mich dann flüchtig, um sich gleich wieder zu Uriah umzudrehen.

"Versucht ihr etwa mit dem Ding da rein zu kommen?", fragte ich und fixierte meinen Blick dabei auf den Feuerlöscher.

Das wird niemals aufgehen, dachte ich. Und ich sollte Recht behalten. Allerdings bestätigte sich mein Gedanke eher weniger durch die Unfähigkeit des Feuerlöschers, sondern viel mehr durch die Gruppe, welche uns mit ihrem Auftreten überraschte.

"Hey.", sagte jemand und verursachte damit, dass wir drei uns in seine Richtung umdrehten.

Bei der Gruppe von Soldaten handelte es sich um dieselben Ferox-Verräter, die ich schon am Anfang des Angriffs gesehen hatte. Eric führte sie mit erhobener Waffe an, dicht gefolgt von Max, welcher ebenfalls eine Waffe in der Hand hielt.

"Sieh an, wen wir da gefunden haben.", fügte Eric mit kalter Stimme hinzu, obwohl ich glaubte, einen Hauch von Emotion heraushören zu können.

Es war wahrscheinlich nur Einbildung, aber ich meinte eine Art Enttäuschung in Erics Stimme gehört zu haben - vielleicht, weil es mir nicht gelungen war zu fliehen? Aber es war nunmal die Stimme, in die ich mich verliebt hatte und gerade deswegen war es so eine Qual, sie jetzt zu hören.

SHATTERED REALITY - Insurgent (FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt