Der Waldboden unter meinen Füßen, die Erde zwischen meinen Zehen, der Sternenhimmel über mir, das Leben um mich und frische Luft in meinen Lungen. Friedliche Stille, durchbrochen von einem Eulenschrei. Die Bäume um mich begannen zu brennen, das Leben um mich begann zu verbrennen, dem Wald entwich das Leben.
Erschrocken fuhr ich hoch, als mich eine Hand aus meinem Schlaf riss. Unter meinen Füßen war wieder der kalte Boden des Wagens und die stickige Luft wich aus meinen Lungen mit einem Säufzer. Langsam nahm ich Even wahr der neben mir saß und mich besorgt ansah, "Geht es dir gut? Du bist plötzlich umgekippt, als du die vielen Menschen sahst." Ich nickte nur als Antwort. Er reichte mir etwas Wasser, "Es scheint so als würdest du immer noch nicht reden wollen, wer kanns dir verübeln, wir haben dich aus deinem Zuhause gerissen und hier reingesteckt." Seine Stimme klang etwas eingeschlagen. "Würdest du mir wenigstens deinen Namen verraten?", er blickte mir tief in die Augen. "Onibis." sagte ich leise und wendete den Blick ab. Anscheinend war er überrascht, dass ich wirklich antwortete. "Ein schöner Name.", lächelte Evan, doch ich würdigte ihm keinen Blick. Er saß noch lange neben mir, bis der Boss ihn brauchte, "Ich komm wieder, versprochen, Onibis."
Als er verschwand, breitete sich eine Leere in dem Wagen aus, die warme Schulter neben mir war verschwunden. Ich war wieder allein mit meinen Gedanken. Was hat dieser Traum nur zu bedeuteten, ich muss schnell zurück in den Wald, doch wie würde ich hier nur rauskommen. Ich stand auf, kurz bevor ich wieder auf den Boden sackte hielt ich mich an den Gitterstangen fest. Ich kämpfte mich vor bis zu der verschlossenen Tür. Ein Schloss baumelte an einer Kette die 2 Gitterstäbe umwickelte, ich rüttelte kräftig daran, versuchte es zu zerkratzen und mit meinen Krallen das Schloss zu knacken. Keine Chance. Ich brauchte den Schlüssel, sonst komm ich hier nicht weg. Even betrat den Raum und ließ die Zelttür hinter sich offen, ich erkannte das es draußen hell war, mitten am Tag. Er kam zur verschlossenen Tür, "Ich weiß, dass du hier raus willst, Onibis. Es tut mir leid dich hier einsperren zu müssen." , seine Augen wiederspiegelten den Mitleid in seinem Satz. Er zückte einen Schlüssel aus seinem Lederbeutel und sperrte auf. Als die Tür aufging rämpelte ich ihn instinktiv an und versuchte an ihn vorbei wegzulaufen, meine Augen fokusierten die offene Zelttür an. Plötzlich spürte ich wie meine Knie weich werden und ich zusammensackte, Even fing mich auf und trug mich zurück in meinen Käfig, "Du bist viel zu schwach um jetzt wegzulaufen, kleine. Überhaupt ist es mitten am Tag, leichter könnten sie dich garnicht wiederfinden." Ich fauchte ihn an, doch war zu schwach mich aus seinen Armen zu befreien. Er legte mich behutsam in die Ecke des Wagens und setzte sich vor mich hin. Ich sah ihn hasserfüllt an, doch er erwiederte nur mit einem traurigen Blick. "Mir macht das auch keinen Spaß." Er wischte vorsichtig eine Strähne aus meinem Gesicht. "Warum lässt du mich, dann nicht einfach gehen?", fauchte ich ihn an. Er legte seinen Finger auf meine Lippen und sagte ruhig, "Ruh dich aus." Er nahm mich in seinen Arm und streichelte mir über den Kopf. Normaler Weise hätte ich ihn sofort zerfleischt, doch etwas hielt mich ab davon. Ich schloss meine Augen und war erleichtert nicht allein zu sein. Ein paar Minuten konnte ich schlafen, bis ein stechender Schmerz meinen ganzen Körper durchfuhr, ich riss meine Augen auf und sah wie nichts mehr übrig war von dem Ort wo ich aufgewachsen war, von meinem Wald. Ich schrie auf und bemerkte, dass ich in Evens Armen eingeschlafen war, doch ich war voller Angst, mein Herz stach mit jedem einzelnen Mal wo es Blut in meine Venen pumpte. Mit aufgerissenen Augen sah ich Evan an und sagte, "Ich muss zurück in meinen Wald! Er stirbt!" Auf einmal füllten Evans Augen sich mit einer kalten Leere, die mich durchstach und er ließ mich allein in meinem Gefängins. Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, ich dachte Evan wär der erste Mensch mit einem guten Herzen, es tat mir weh, wie konnte er mich allein lassen, ich dachte ich könnte ihm vertrauen. Ein Stich in meinem Herzen riss mich wieder aus meinen Gedanken und ich schrie auf, während ich versuchte mich aus dem Gefängnis zu befreien.
DU LIEST GERADE
Der Wald Onibis
FantasyDie Strahlen die der Mond wirft, scheinten in mein Gesicht und weckten mich sanft aus meinem Schlaf. Ich spürte den harten Ast unter mir und streckte alle vier von mir, das erste was ich erblickte war ein kleiner Vogel der über den Himmel tänzelte...