Stundenlang schrie ich und schlug auf die Gitterstäbe ein, bis meine Hand rot und aufgewetzt war. Ich ließ mich nieder fallen und kauerte verzweifelt. Meine Augen waren rot und wund geweint. Schluchzend blickte ich mich um, "Wie soll ich hier nur wieder rauskommen?" Schritte ertönten, für einen Moment hoffte ich das es Evan wäre, er gab mir immer Hoffnung. Und ich will wissen warum er mich einfach alleine gelassen hatte. Doch es war der Boss, ihm folgten einige Menschen. Verwirrt sah ich ihn an und wischte mir die Tränen aus meinem Gesicht. Seine quickende Stimme ertönte: "Herein spaziert, herein spaziert," Sie kamen auf meinen Käfig zu, "Damen, Herren und Kinder, das ist das letzte Exemplar einer Menschenkatze." Er zeigte auf mich mit einem dreckigen Grinsen. "Füttern und Streicheln auf eigene Gefahr!" Ein kleiner Junge macht den ersten Schritt zu mir. Instinktiv legte ich meine Ohren an und machte einen Schritt weg von den Gitterstäben. Ein vertrauter Geruch stieg mir in die Nase, Fleisch! Ich merkte wie sich Speichel in meinen Mund sammelte, immerhin habe ich schon lang nichts mehr gegessen. Der Fleischgeruch kam nicht von den Menschen, sonder von dem kleinen Jungen, der ein Stück köstliches Fleisch in seiner Hand hielt. Der Junge kam näher und reichte das Fleisch durch die Gitterstäbe. Eine ältere Frau warnte ihn vor "dieser Kreatur", ich schluckte meine Wut und näherte mich langsam dem Jungen. Er hatte keine Angst, nicht mal ein Zittern. "Na komm, ich tu dir nichts, Schöne.", sagte er mit seiner jungen Stimme. Er wollte mir anscheinend wirklich nichts tun, also nahm ich vorsichtig das Stück aus seiner Hand und verschlang es mit einem Bissen. Freude breitete sich in seinem Gesicht aus, diese Freude war ansteckend und ich lächelte ihn an. Er ging zu der älteren Frau: "Oma, Oma, ich will noch ein Stück!" Sie nickte und der Boss gab dem Jungen noch etwas Fleisch. Wieder frass ich es und erlaubte ihm mein Ohr zu kraulen. Seine Freude ließ mich meinen Schmerz und meine Trauer vergessen. Vielleicht waren nicht alle Menschen kaltherzig und durchtrieben, oder vielleicht war er noch nicht von dieser kranken Welt verseucht. Die Leute verschwanden nach einer Zeit, so auch die strahlende Aura des Jungen, der Freude versprühte. Doch ich fiehl nicht mehr in das Loch voller Selbstmitleid. Ich bemerkte, dass ich noch nicht ganz allein bin, jemand ist hier. Dieser Jemand trat aus dem Schatten, es war Evan, ihn zu sehen tat mir gut, doch er hatte noch diesen kalten leeren Blick. Er kam wieder zu mir in den Wagen und verschloss die Tür hinter ihm. Als sich unsere Blicke trafen, verschwand die Kälte aus seinen Augen und sie füllten sich wieder mit Leben. Ich fiel ihm in die Arme, was mich selbst wunderte. Evan erwiederte meine Umarmung und lächelte mich an. "Hey, was ist denn los?" fragte er mich sanft. Ich antwortete: "Du warst aufeinmal weg, als hätte ich was falsches gesagt." - "Was meinst du?" , er sah verwirrt aus, "weiß er das nicht mehr?" fragte ich mich selbst. Even sah mich mit seinem liebevollen Blick an: "Vielleicht hast du ja nur schlecht geträumt." Ich habe schlecht geträumt, ja, doch das von ihm war kein Traum. Ich entschied mich kein Wort mehr darüber zu verlieren. Wir redeten noch Stunden, ich erzählte ihm über meine Kindheit und er mir über seine. Langsam wurde es still und ich verlor mich in seinen Augen, er lehnte sich sanft zu mir, legte 2 Finger unter mein Kinn, hielt meinen Kopf hoch und legte seine Lippen auf meine. Ein kribbeln breitete sich in meinem Bauch aus, ohne zu denken erwiederte ich seinen Kuss und schloss die Augen. Seine Lippen waren weich, ganz anders als seine Finger unter meinen Kinn und der Hand mit der er meinen Nacken streichelte.
Dieser schöne Moment, hätte gerne anhalten können, doch er wurde von der quickenden Stimme des Bosses unterbrochen: "Even! Was glaubst du was du da machst?! Komm sofort her!" Ich riss meine Augen auf, Even wich zurück. Der Boss knirschte seine Zähne und könnte wütender nicht sein. Ich blickte zu Even, doch er sah mich nicht an, ich erkannte, wie seine Augen wieder kalt wurden. Das dunkelbraun seiner Augen färbte sich milchig und er verschwand ohne ein Wort zusagen, mal wieder. Als sie das Zelt verließen, konnte ich eine Weile spärer, draußen einen lauten Knall hören, einen peitschen Hieb. Immer und immer wieder, hörte ich das Schwingen und den Aufknall, auf die nackte Haut. Das Zuhalten meiner Ohren machte es nicht besser, ich kniff meine Augen zusammen und versank in Vorwürfen. Diese Vorwürfe wurden zu Hass. In meiner Fantasie zerfleischte ich den Boss und schwor mir, wenn ich hier raus kommen, dann wirst du um dein Leben flehen. Mit einem grinsen beendete ich diesen Gedanken.
DU LIEST GERADE
Der Wald Onibis
FantasyDie Strahlen die der Mond wirft, scheinten in mein Gesicht und weckten mich sanft aus meinem Schlaf. Ich spürte den harten Ast unter mir und streckte alle vier von mir, das erste was ich erblickte war ein kleiner Vogel der über den Himmel tänzelte...