Die restliche Fahrt redeten wir noch über dies und das. Luke erklärte mir, dass das Motorrad irgendwann geliefert werden würde. Man würde mich dann kontaktieren, er hatte dreisterweise wohl meine Nummer angegeben. Aber okay, solang ich nicht auch vom Händler noch mitten in der Nacht irgendwelche zusammenhangslosen Textnachrichten bekommen würde, war mir das egal. Anscheinend würde dann auch die Sache mit den Fahrzeugpapieren geklärt werden. Da hatte ja wer mitgedacht, gut.
Schließlich lenkte er das Thema auf das Mittagessen, womit er mich ungewollt auch an die Rechnung erinnerte. Ehe er etwas dagegen tun konnte kramte ich in meiner Hosentasche herum und hielt ihm ein paar Scheine unter die Nase.
"Steck die wieder ein, Josh."
"Ich denk nichtmal dran.", erwiderte ich nur und zuckte mit den Schultern.
"Du hast zwar mein altes Motorrad geschrottet, aber ein neues hast du mir auch gekauft... und das war sogar etwas teurer, wie du weißt. Also lass ich dich sicher nicht noch für mein Essen bezahlen.", versuchte ich zu erklären, aber er hörte mir gar nicht zu.
"Willst du, dass ich dich am Straßenrand zurücklasse?", gab er genervt von sich und sah mich kurz an, bevor er seinen Blick wieder auf die Straße richtete.
"Ich hab dich eben eingeladen, akzeptier es."
"Ja aber...", versuchte ich es nach kurzem Schweigen, in dem ich das Geld in meinen Händen hin- und hergefaltet hatte.
"Kein aber.", unterbrach er mich und lächelte mich noch einmal kurz an. So ein Idiot. Er sollte seine blöden Grinser auslassen - Ernsthaft. Nicht dass ich sie nicht mochte, aber genau das war das Problem. Bei jedem dieser Grinser schien mein Herz für eine Sekunde stehen zu bleiben. Wobei... vielleicht irrte ich mich auch. Schnell schüttelte ich den Kopf, um diese Gedanken loszuwerden. Lächerlich, Josh. Im Ernst, das ganze Theater haben wir hinter uns, nicht noch einmal.
Wir schwiegen eine Weile, während wir durch den nachmittäglichen Verkehr Londons fuhren, der sogar außerhalb der Stadtmitte schon schlimm war. Als Ich auf die Uhr sah bemerkte ich, dass es inzwischen schon fast fünf war. Waren wir wirklich so lange Unterwegs gewesen? Kam mir gar nicht so vor...
"Willst du nach Hause?", hörte ich Luke fragen und zuckte als Antwort mit den Schulter.
"Weiß nicht, ich wüsste nicht, was man noch machen könnte.", murmelte ich. Irgendwie wollte ich nach Hause - einfach weil all dies hier so komisch war. Aber andererseits wollte ich es nicht, denn der Tag war wirklich witzig gewesen und es hatte eine Menge Spaß gemacht, ihn mit dem Killer meines Motorrads zu verbringen. Trotz dieses Aspektes. Du bist auch wirklich gut im Entscheidungen fällen, wow, dachte ich und linste zu Luke, der einen nachdenklichen Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte.
"Wir könnten noch irgendwas unternehmen."
"Was unternehmen?" Oh wow, das war ja wieder ein ganz schlauer Kommentar, den du da abgegeben hast.
"Ehh.. ja?", fragte Luke verunsichert nach und starrte auf die Straße. Ich spürte schon förmlich, wie er kurz vor dem nervösen Stottern stand, und auch wenn ich es irgendwie mochte wenn es auftrat...
"Was denn?", hakte ich nach und direkt fing Luke an zu grinsen.
"Ich hab da ne Idee."
"Und die wäre?", versuchte ich es weiter, aber Luke schüttelte nur grinsend den Kopf und schwieg. Verdammter Idiot. Ich hasste Überraschungen.
Okay, nein, tat ich eigentlich nicht. Aber normalerweise konnte mich niemand überraschen und diese ganzen Events, die man bis jetzt für mich geplant hatte, waren irgendwie schiefgelaufen. Ich seufzte, blickte nach vorne auf die Straße und versuchte, mich zu orientieren. Aber ich hatte keine Ahnung wo wir waren, gab es deswegen relativ schnell auf es herauszufinden. Dafür versank ich aber in Gedanken und ertappte mich schließlich dabei, wie ich aus dem Augenwinkel Luke betrachtete. Ich mochte ihn irgendwie. Er war nicht einer dieser reichen Schnösel, die das ganze nach Außen hin jedem unter die Nase reiben mussten und nur arrogant waren. Er war er selbst - wenn auch manchmal komplett verpeilt - und ehrlich, was Ich an Menschen schätzte. Mit gekünzelten Leuten und Lügnern hatte ich schon genug zu tun gehabt. Außerdem mochte ich seine Augen. Sie waren irgendwie so durchdringend, wenn sie jemanden fixierten, und hatten eine positiv komische Farbe. Irgendwie hatten sie mich in einen Bann -
"Gefällt dir die Aussicht?", unterbrach Luke schelmisch grinsend meine Gedanken und ich zuckte kaum merklich zusammen. Verdammt. War das so offensichtlich gewesen?
"Ehh...", versuchte ich mich geistreich zu verteidigen oder rauszureden.
"Die... ja, die Wiesen und Felder sind schön.", nuschelte ich verlegen und versuchte mein peinlich berührtes Ich zu überspielen. Ich hatte kaum bemerkt, dass wir inzwischen in einer sehr grünen Gegend angekommen waren, beziehungsweise einem großen Park, an dem Luke aber vorbei fuhr, aber ein kurzer Blick nach draußen rettete mich.
"Ist okay.", grinste er mich weiter an und brachte mich so davon ab, ihn nocheinmal nach unserem Ziel auszurfragen. Und bevor ich noch irgendetwas anderes anmerken konnte, redete er auch schon wieder weiter.
"Ich hab dich immerhin auch angestarrt, als du vorgestern hinter dem Tresen gelesen hast.", sagte er, schien sich dann aber bewusst zu werden, was er gesagt hatte. Dabei lief er hochrot an, als ich ihn fragend ansah. Das konnte nicht sein Ernst sein... und meiner auch nicht, dass mein Magen sich gerade zusammengerollt und mindestens drei Mal umgedreht hatte. Wah, was ist hier los?
"Ach...?", ließ ich seine Aussage nun selbst dümmlich grinsend im Raum stehen. Also hatte ich mir das ganze doch nicht eingebildet - deine Wahrnehmung funktioniert ja doch noch, Joshy. Er hingegen räusperte sich daraufhin nur und zuckte die Schultern.
"W... was denn, ich darf ja wohl meine Umgebung be... trachten.", verteidigte sich nun er, und ich lachte auf.
"Naja, du hast es aber anscheinend selbst für Besoffene sehr deutlich gemacht."
"Quatsch.", gab er sarkastisch zurück und hielt das Auto vor ein paar Läden.
"Was machen wir?", lenkte ich dann bestmöglich vom Thema ab um einem peinlichen Schweigen zu entgehen. Ich wollte mich abschnallen, aber Luke hielt mich zurück, indem er mich mitten in der Bewegung mit seiner Hand stoppte und festhielt. Verdutzt sah ich ihm zu, wie er sich leicht vorlehnte, zögerlich - oder bildete ich mir das doch ein? - die Hand von meinem Arm nahm, was nebenbei erwähnt ein komisches Kribbeln hinterließ und sich selbst abschnallte.
"Warte hier.", lächelte er breit und verschwand eine Sekunde später und ohne auf eine Antwort zu warten, aus dem Wagen. ich wiederhole mich ja nur ungern, aber: so ein Idiot! Was war das schon wieder?
Verlegen rieb ich meinen Unterarm und holte mein Handy aus der Hosentasche. Keine neue Nachricht... hmh. Also nichts, das ich benutzen konnte um zur Not zu fliehen, schade. Ich kratzte mich verlegen am Hinterkopf, als ich Luke breit grinsend und mit einer Tüte unterm Arm aus einem der Läden kommen sah und fragte mich wirklich, was er vorhatte. Er sollte es mir einfach erzählen...
Kurz darauf öffnete sich die Autotür erneut und er stellte besagte Tüte hinter seinen Sitz. Dann warnte er mich mit einem Blick, dass ich nicht daran gehen sollte, und ließ sich zurück in den Fahrersitz fallen. Bald darauf startete er wieder den Wagen und folgte ein paar Straßen. Ich verkniff es mir weiterhin, etwas zu sagen oder zu fragen Nach kurzer Zeit stoppten wir mitten im Grünen. Ich hatte kaum gemerkt, wie wir auf einen Feldweg gefahren waren, viel zu sehr hatte ich meinen Gedanken nachgehangen. Verwundert sah ich ihn an.
"Und was jetzt?"
"Picknick.", war die einzige Antwort die ich bekam, dann war Luke auch schon wieder aus dem Auto verschwunden, und genervt aufstöhnend über diese ungenaue Berichterstattung stieg ich ebenfalls aus, um ihm zu folgen.
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Suddenly - Luke Evans FF
FanfictionJoshua arbeitet als Kellner in einem der besten Restaurants der Stadt, nebenbei studiert er. Das Verhältniss zu seinem Chef und seinen Kollegen ist gut, das Studium läuft und generell ist er eigentlich zufrieden. Bis Luke mit seiner Crew eines Tages...