Noch eine Weile saßen wir also auf dem halb verroteten Picknicktisch, schwiegen weitestgehend vor uns hin und aßen ein wenig. Immer wieder merkte man, wie einer von uns beiden das Schweigen lösen und etwas sagen wollte, sich dann aber doch zurückhielt. Und mein Kopf raste weiterhin, voll mit Gedanken und Fragen die ich mir selber stellte. Ich wurde sie einfach nicht los. Irgendwie hatte ich Angst vor dem, zu dem sich das Ganze hier entwickeln könnte. Andererseits war ich gespannt. Ob Luke noch irgendetwas machen würde oder ob wir jetzt einfach... "Freunde" waren. Inzwischen sahen wir zu, wie die Sonne am Horizont verschwand und alles langsam aber sicher in ein orangenes Licht hüllte. Es war immer noch warm und auch unsere Klamotten waren inzwischen weitestgehend trocken. Zumindest meine. Als es jedoch dunkel wurde entschieden wir, dass Luke mich nach Hause bringen sollte. Ich war müde und konnte diese komische Stille nicht mehr ausstehen, wollte ihr irgendwie entgehen. Und auch Luke schien es ähnlich zu gehen, doch wollte niemand von uns das wirklich zugeben. An sich hätte ich auch mehr Zeit mit Luke verbracht, doch meine Angst ließ mich zurückweichen. In meinen eigenen vier Wänden würde ich wenigstens in Ruhe nachdenken können, ohne, dass ich unhöflich erscheinen würde weil ich nichts oder zumindest nicht viel sagte.
"Alles klar.", sagte Luke während wir das Picknick zusammenräumten und die Reste im Kofferraum seines Wagens verstauten. "Dann bring ich dich jetzt nach Hause und dann... geh ich schlafen oder so.", sagte er und nuschelte danach irgendetwas unverständliches, als ich ihn aber fragend ansah stürmte er fast schon zur Fahrertür und stieg ein. Okaaay. Ratlos zuckte ich mit den Schultern und stieg dann ebenfalls ein, verkniff es mir aber, noch einmal nachzuhaken.
"Ja, ich bin auch ziemlich müde...", sagte ich leise und schnallte mich dabei an, Luke startete schon den Motor und setzte langsam im Feldweg zurück. Es war so komisch und gleichzeitig irgendwie lustig, wie wir beide ratlos schienen, was wir tun sollten. An sich verlief die Autofahrt allerdings ebenfalls still ab, doch schien es mir als würde Luke mit jedem Kilometer, den wir fuhren, trauriger zu sein.
"Hast... hast du... ehhm..." und da war sein stottern wieder. "Naja, also... Lust... noch einmal etwas zu machen? Ich... ich ab morgen frei...", bekam er den Satz halbwegs zusammen und lächelte mich zaghaft an. Auch wenn es jetzt schon dunkel war und ich ihn nur wirklich sah, wenn das Licht der Scheinwerfer eines entgegenkommenden Autos uns traf, so spürte ich fast schon, wie er rot wurde.
"Ehm. Klar.", antwortete ich, wobei das Ganze mehr wie eine Frage klang.
"Nur wollte ich mich morgen mit einem alten Schulfreund treffen, da bin ich also verplant.", fiel mir dann ein und Lukes Kontur, wie ich sie von der spärlichen Beleuchtung der Amaturen ausmachen konnte, sackte etwas zusammen. Wieso war er bloß so erpicht darauf, mehr Zeit mit mir zu verbringen?
"O... Okay."
Danach war es wieder still und nicht einmal ein blöder Witz fiel mir ein, um die Stimmung zu lockern. Das würde noch ein Theater werden. Ich sah es schon kommen. Irgendwann kamen wir aber schließlich bei mir an, und während Luke noch nach einer Möglichkeit zum Parken suchte fühlte ich meine Erlösung näherrücken. Vielleicht war es ja nicht so schlecht, dass wir uns erst einmal nicht sehen würden, dann würde es beim nächsten Mal eventuell wieder normal zwischen uns sein. So normal wie es einmal war, zumindest. Schließlich fand er einen Platz und ich schnallte mich ab, sah ihn jedoch noch an und wartete darauf, dass er irgendwas sagte. Luke schien aber genau das gleiche zu tun. Schließlich war es aber trotzdem er, der anfing.
"Ich fand den Tag echt klasse. Das... das sollten wir wiederholen.", sagte er schüchtern und grinste trotzdem sein Strahlemanngrinsen. Ansteckender Mist.
"Ja, sollten wir... dann... ehm.."
Kurz überlegte ich, ihn noch auf einen Kaffee oder Tee hereinzubitten, entschied mich jedoch dagegen. Ich wusste ja nicht wie das enden würde und das komische Schweigen von zuvor... naja. Andererseits würde Luke wohl nicht mehr so lange in der Stadt sein, immerhin war er mit seiner Filmcrew hier und die waren ja auch nur auf bestimmte Zeit vor Ort. Das war ja auch eigentlich der Grund, warum ich mich überhaupt auf diesen ganzen Kram eingelassen hatte. Einfach, weil selbst wenn alles schief gehen würde, ich Luke eh nicht wiedersehen müsste.
"Dann... schreiben wir?", beendete er meinen Satz und ich lächelte ihm ebenfalls zu.
"Würde ich sagen.", nickte ich bekräftigend und er lächelte weiter.
"Dann... alsooo..."
"... gute Nacht?"
"Ja. Gute Nacht."
"Komm gut nach Hause, Luke."
"Danke."
Wir tauschten die üblichen Floskeln aus und auch als wir fertig waren, blieb ich noch einen Moment unsicher sitzen. Vielleicht sollte ich ihn doch reinbitten? Nee... sollte ich seine Hand schütteln? Nein, das kam komisch. Oder? Ach... meine Fresse, steig einfach aus, Josh!
Noch einmal wandte ich mich ihm zu und lächelte, dann hüpfte ich aus dem Auto und schlug die Türe hinter mir zu, atmete Luft aus, die ich nicht einmal bemerkt angehalten hatte. Ich winkte ihm noch einmal, als er wegfuhr und schlenderte dann zu meiner Haustüre, vor der ich mir noch eine Zigarette anzündete. Ich hatte seit Stunden nicht geraucht und jetzt musste ich zumindest irgendwie runterkommen. Mann, war das ein komischer Tag gewesen. Während ich also meine Zigarette genoss checkte ich mein Handy, sah aber dass ich nur eine neue Nachricht hatte. Ich betete, dass es nichts wichtiges war und öffnete sie.Charlie 10PM
》Hey, sorry ich muss für morgen absagen. Mir ist was familiäres dazwischen gekommen und ich habe kurzfristig totalen Stress. Musste zu meiner Mutter nach Wales... Lass das aber bitte bald nachholen, ich melde mich! CharlieIch antwortete ihm ein kurzes
》Okay, klar, stress dich nicht. Sag einfach bescheid wenn es wieder passt. Grüß deine Ma von mir.
und steckte mein Handy dann wieder weg. Nachdem mein Glimmstengel schließlich aufgeraucht war warf ich den Stummel zu Boden und trat ihn aus, dann wandte ich mich meiner Wohnungstür zu und... öffnete sie. Versuchte sie zu öffnen... oder suchte besser gesagt panisch nach meinem Haustürschlüssel. Den ich allerdings nicht finden konnte. Mist. Verdammt, ich hatte ihn doch eingepackt? Immerhin hatte ich alles wichtige aus meiner Jogginghose genommen, mein Handy, meine Kopfhörer, Portmoinee... Schlüssel... ?
Oh Gott, hatte ich ihn bei Luke im Auto liegen lassen? So musste es einfach sein, es gab nahezu keien andere Erklärung. Mist, verdammter. Ich wollte Luke wirklich nicht anrufen und fragen. Das war doch total bescheuert, wieso brachte ich denn immer solche Aktionen? Ahhhhhhhhhhh.
Okay, ich konnte einfach wen fragen, ob ich bei ihm pennen könnte und Luke morgen anrufen... aber das käme sicher noch komischer. Wenn ich aber jetzt eine SMS schreiben würde... vielleicht sah er sie ja nicht und so müsste ich das ganze dann morgen früh erst abklären. Aber... ach verdammt. aber in meinen Taschen war er einfach nicht und wo anders konnte er nun wirklich nicht sein. Wiederwillig kramte ich also erneut mein Handy hervor und suchte zögerlich Luke in meinen Kontakten. Ich fand ihn recht schnell, wartete jedoch noch mit dem Anruf, ging panisch vor meiner Haustüre auf und ab und fragte mich, wie ich so blöd sein konnte. Oder auch, warum ich mich nicht mit meinen miesepetrigen Nachbarn hatte anfreunden und so eventuell bei einem von ihnen einen Schlüssel hinterlegen könnte. Das sollte ich wohl mal nachholen. Im Endeffekt seufzte ich aber lautstark auf und tippte auf den grünen Button, dann hob ich mein Telefon ans Ohr und horchte, wie bei der gewählte Nummer angeklingelt wurde und hoffte, dass das ganze nicht total behindert rüberkommen würde. Was wahrscheinlich aber der Fall war.
"Hey?", erklang Lukes Stimme nach einiger Zeit und ich seufzte erneut - innerlich.
"Uhm. Hey."
"Was ist los, alles in Ordnung?", fragte er und ich hörte die Besorgnis in seiner Stimme.
"Ehhhhhhhm iiiich... habe eveeentuell... meinen Schlüssel bei dir im Auto gelassen. Kannst du mal nachgucken?", fragte ich zurück und hörte ihn ein Lachen unterdrücken. Wow, das half mir jetzt wirklich weiter.
"Klar, einen Moment, bin gerade erst ausgestiegen.", sagte er und ich hörte, wie er zurücklief. Dann öffnete sich eine Autotür und ich hörte ihn umherkramen.
"Hm."
"Hm? Was soll das heißen?", fragte ich und hörte ihn weiter kramen. So groß war das Auto jetzt auch nicht, also bitte.
"Der ist hier nicht."
"Wie der ist da nicht? Der muss da sein, wo soll der sonst sein?"
"Ich weiß es auch nicht... hast du irgendwo einen Ersatzschlüssel?"
"Nein... nicht dass ich wüsste zumindest."
"Oh mann... und was machst du jetzt?"
"Frag mich was einfacheres..." seufzte ich und schlug mir meine eigene Hand ins Gesicht, einfach weil es so spaß machte. Nein quatsch, ich war einfach viel zu verzweifelt. Ich wollte in mein Bett. Gähnend überlegte ich und versuchte mein Hirn auf Hochleistung zu bringen, aber es fiel mir nichts ein. Also musste ich wohl irgendwo übernachten... nur wo? Die meisten meienr Freunde hatten jetzt ebenfalls Semesterferien und waren weggefahren, und Charlie war auch nicht in der Stadt. Quinn könnte ich zwar theoretisch fragen, einfach weil er ein herzensguter Mensch war, aber er hatte mit Rachel zu tun und ich wollte meinem Boss nicht noch auf den Zeiger gehen. Blieb also...
"Brauchst du einen Platz zu schlafen?", ertönte es da schon und ich spürte, wie ich hochrot anlief. nein. Einfach nein. Bitte nicht.
"Ich meine... Gott, das klingt wie der letzte Creep aber wenn du willst - "
"Ach Quatsch, ich komm schon klar. Außerdem würde dein Raum dann doch nur teurer wegen mir.", unterbrach ich ihn, woraufhin er erst einmal schwieg.
"Teurer?"
"Ja, klar wegen dem Extrabett."
Wieder Schweigen.
"Josh?", fragte er dann und ich seufzte.
"Ja?"
"Ich habe keine Ahnung was du da redest, aber ich wohne in der Stadt. Und meine Wohnung kostet wohl kaum extra, wenn ich wen in meinem Gästebett schlafen lasse. Ich bin in 10 Minuten da."
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Suddenly - Luke Evans FF
FanfictionJoshua arbeitet als Kellner in einem der besten Restaurants der Stadt, nebenbei studiert er. Das Verhältniss zu seinem Chef und seinen Kollegen ist gut, das Studium läuft und generell ist er eigentlich zufrieden. Bis Luke mit seiner Crew eines Tages...