"Luke..." meine Stimme war nur ein Flüstern. Plötzlich spürte ich die wärme seiner Hand auf meiner Schulter, dann das Gefühl seiner rauen Fingerspitzen an meinem Hals. Unsere Blicke schienen miteinander verankert zu sein und meine Kehle war wie ausgetrocknet. Rasch stemmte ich mich auf um von Luke und aus seinem Radius zu kommen, der mich mit einem überrumpelten Blick anschaute und sich unsicher räusperte. Verlegen kratzte ich mich am Hinterkopf, unsicher. Schließlich hielt ich ihm aber doch meine Hand hin um ihm aufzuhelfen, denn weder er noch ich hatten uns wirklich gerührt seit wir uns so nahe waren. Im gleichen Moment als Luke meine Hand ergriff und sich hochziehen ließ drehte ich mich jedoch direkt weg. Wie war so eine Situation zu stande gekommen? Das hätte nicht passieren dürfen. Ich hatte es mir geschworen...
"Vielleicht solltest du mich zurückbringen..." murmelte ich und durchbrach somit die drückende Stille, die sich bis dato über uns gelegt hatte. Doch Luke lächelte mich halbherzig an.
"Wir haben noch Essen da stehen."
Wow. War ihm das gar nicht unangenehm oder so? Ich wollte erwidern, dass ich keinen wirklichen Hunger hätte, was auch nur halb einer Lüge entsprochen hätte. Doch mein knurrender Magen machte mir einen Strich durch die Rechnung. Luke jedoch brachte nun wieder ein volles Lächeln zu Stande.
"Na komm. Irgendwo müsste ich noch eine Decke haben.", sagte er und stapfte triefend nass aus dem Bach. Mir blieb nichts anderes als ihm zu folgen. Na gut, an sich hätte ich dort stehen bleiben können, nur kam mir das dezent bescheuert vor. Also tat ich es ihm gleich, wrang unauffällig und soweit es ging meine Sachen aus, ohne dass ich mich entkleiden musste und ließ mich dann auf dem Tisch nieder. Trotz der Nässe und meinen klammen Klamotten spürte ich bald die wärme der abendlichen Sonne. Es herrschte jedoch eine komische Spannung zwischen Luke und mir und ich wusste rein gar nichts damit anzufangen. Aber auch er schob seine Hände wieder tiefstmöglich in die Taschen seiner Hose und besah sich unbeteiligt die Gegend, war zurück in seinen (un)auffällig zurückhaltenden Modus verfallen.
Wie war so eine Situation zu stande gekommen? Das hätte nicht passieren dürfen. Ich hätte ihm einfach sagen sollen, dass ich nach Hause wolle. Das stimmte ja auch irgendwo,und selbst wenn es nur der halbe Wahrheit entsprach, was sollte ich denn tun? Ich hatte es mir immerhin geschworen...
Ein Rascheln unterbrach meinen Sturm an Gedanken in dem ich zu ertrinken schien, dann landete etwas in meinem Schoß.
"Wenn du Hunger hast solltest du essen, und nicht nur in der Gegend rumstarren."
Ich verdrehte meine Augen erneut und griff wahllos in die Papiertüte neben mir, zog irgendetwas heraus. Das erste, was ich zu fassen bekam, war ein italienisches Brot, dazu Käse und etwas Obst. Ich lächelte aufgrund Luke's Essenswahl und brach ein Stück des Brotes ab. Ihm hielt ich ebenfalls etwas hin.
"Du auch?"
Ich hörte wie er ein wenig rumdruckste und sich räusperte, bevor er es schließlich doch nahm.
"Klar, danke."
Als Antwort nickte ich jedoch nur und fiel dann zurück in das Schweigen, dass mir irgendwie gelegener kam als zu reden. Wetten, ein Gespräch würde eh nur komisch kommen? Aber im Ernst, Luke sollte mich besser nach Hause bringen. Was sollte ich hier noch groß. . . Diese Aktion von eben, die nicht geplant gewesen war - zumindest nicht von mir - schien mir den ganzen Tag versaut zu haben. Klar hatten sowohl Luke als auch ich zwischendurch ein paar Witze und Anspielungen gemacht, aber war das ernst gewesen? Nicht von meiner Seite... glaube ich zumindest. Nein, nein ganz sicher. Ich konnte und wollte mich nicht noch einmal verarschen lassen, meine letzte Beziehung... wenn ich genau darüber nachdachte eigentlich all meine Beziehungen, waren total Reinfälle gewesen. Und das hier? Ich kannte diesen Mann doch gar nicht. Nicht wirklich zumindest. Okay, vielleicht war er witzig, charmant, zuvorkommend, hatte ein viel zu ansteckendes Lächeln, sah verdammt gut aus und...
Josh. Du versuchst gerade eine Liste mit Argumenten gegen ihn aufzustellen, um hier schneller weg zu kommen. Also. Würdest du bitte...? Plötzlich drehte Luke sich zu mir und ich sah ihn so verdutzt an wie er mich fragend musterte. Hatte ich gerade zu laut aufgeseufzt? Ahhh, wieso konnte mein Kopf nicht ein einziges Mal so funktionieren, wie ich es wollte? Verdammte Axt.
"Ist alles gut...?", fragte Luke dann vorsichtig von der Seite und als ich antwortete galt mein Blick dem Brotlaib in meiner Hand.
"Klar.", sagte ich knapp, wuschelte mit der freien Hand durch meine nassen Haare, um sie halbwegs zu richten und bemerkte nach einiger Zeit, dass sie nun nur in alle Richtungen von meinem Kopf abstanden. Wirklich geholfen hatte das jetzt auch nicht. Wahrscheinlich sah ich nun noch bescheuerter aus, aber hey. Luke hatte mich auch schon in Kaffee getränkt erlebt, also was soll's.
"Ich meine. Ehm. Zwischen uns?", präzisierte mein Gegenüber seine Frage nun etwas und ich verstand, worauf er hinaus wollte. Oh.
Okay, jetzt hatte ich also die Möglichkeit auf zwei Arten zu antworten. Ich könnte genervt reagieren, einen Streit anfangen und so darauf spielen, dass er mich nach Hause bringen oder hier stehen lassen würde. Oder ich könnte das Alles überspielen und so tun, als sei mir diese un...angenehme? Spannung vorhin nicht aufgefallen. Als hätten wir nicht so etwas... Moment-mäßiges gehabt. Einfach eine blöde Gegenfrage stellen und dem Thema dann keine Beachtung mehr schenken. Immerhin, das war doch, was ich wollte, oder? Davon versuchte ich mich doch schon die etlichen Minuten, die wir hier saßen und mir wie eine Ewigkeit vorkamen, zu überzeugen. Nur... auch wenn mein Kopf diese Worte, die ich jetzt hätte antworten können, immer und immer wieder sagte und sie fast schon schrie... kein Wort kam über meine Lippen. Mein Mund war ausgetrocknet und mein Hals fühlte sich rau an. Entweder bekam ich eine Erkältung oder meine Hormone spielten verrückt. Ich tippte auf erste...letzteres... zurück zum Thema. Statt also antworten zu können starrte ich nur wieder auf mein Brot, zerpflückte es mit den Fingern und versuchte krampfhaft das Thema zu umgehen. Doch das Schweigen war selbst für einen minderbemittelten, sozial inkompetenten Idioten viel zu offensichtlich. Und anscheinend auch für Luke.
"Josh, hör zu, ich...", fing er an, doch unterbrach sich selber.
"Hilft es dir, wenn ich mich entschuldige? Weil, dann tut es mir leid. Und damit meine ich nicht, dass wir in den Fluss gefallen sind. Das tut mir nur leid, falls du dich jetzt erkältest oder so. Aber..."
Er ließ den Rest des Satzes in der Luft hängen. Verdammt, wieso war er jetzt so... süß?! Konnte er denn nicht damit aufhören, dass ich ihn immer mehr zu mögen schien? Zu allem Überfluss schien er auch noch das Verlangen zu spüren, sich direkt neben mich zu setzen, um besser mit mir reden zu können. Als sein Knie meins streifte zog mein Magen sich zusammen. Als ich meinen Blick hob sah ich direkt in seine Braun...Grün... Olivfarbenen... - diese Farbe verwirrte mich - Augen die mich erneut in einen Strudel aus Emotionen zu reißen schienen. Dennoch, ich weigerte mich zu antworten und senkte meinen schnell Blick wieder. Dann schob ich mir ein weiteres Stück Brot in den Mund und dachte nach, auch wenn dies sich als äußerst schwierig herausstellte. Denn direkt neben mir spürte ich die Körperwärme, die Luke ausstrahlte und aus dem Augenwinkel sah ich, wie sein nasses Hemd an seiner Brust klebte und jeden Muskel zu betonen schien. Konnte er es mir noch schwerer machen? Die Antwort kam schnell, als er mir seine Hand auf die Schulter legte und damit das Gefühl eines elektrischen Schlags auslöste, vor dem ich fast schon zurückweichen wollte. Selbst durch das kühle, tropfende Nass meiner Kleidung spürte ich seine Wärme...
"Josh, na los, sag was.", drängte er mit einem schmalen Lächeln, doch als ich stumm blieb, verschwand es langsam. Genau wie seine Hand von meiner Schulter fiel und auch er einfach nur noch schwieg.
"Willst du... okay, soll ich aufhören, dich mit dem Thema zu... durchlöchern?"
Ich nickte und spürte wie er wieder unsicherer wurde und nervös mit seinen Fingern spielte.
"Ehhm... soll... soll ich ... dich nach Hause bringen?"
Seine Stimme war gen Ende des Satzes kaum noch ein Flüstern und wieder ratterte mein Hirn. Doch ich schüttelte den Kopf.
"Okay...", schien er wieder etwas sicherer zu werden, "soll... ich aufhören, dumme Fragen zu stellen?"
"Das war auch eine Frage. Du Genie.", maulte ich diesmal und hörte, wie er neben mir aufzuatmen schien. Dann war es an Luke, laut zu seufzen, was mich hingegen aufblicken und in sein lächelndes Gesicht schauen ließ.
"Also habe ich es noch nicht ganz verbockt."
Meine Antwort war simpel - ich verdrehte einfach nur die Augen und riss mir dann ein weiteres Stück Brot ab.
DU LIEST GERADE
Suddenly - Luke Evans FF
FanfictionJoshua arbeitet als Kellner in einem der besten Restaurants der Stadt, nebenbei studiert er. Das Verhältniss zu seinem Chef und seinen Kollegen ist gut, das Studium läuft und generell ist er eigentlich zufrieden. Bis Luke mit seiner Crew eines Tages...