Kapitel 14

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Geweckt wurde ich von blendenden Sonnenstrahlen, die durch das offene Fenster genau mein Gesicht trafen. Mein Kopf drehte sich immer noch. Oder schon wieder? Eigentlich hatte ich mich in meinem ganzen Leben nie recht wirklich betrunken, deshalb wusste ich kaum über die Auswirkungen Bescheid. Natürlich kannte ich die Folgen, wie Schwindel, Übelkeit, Erbrechen oder sogar Alkoholvergiftung, wodurch dann der Magen ausgepumpt wird, aber ich hatte es nie am eigenen Leib erfahren. Wozu auch? In der Vergangheit gab es keine wirklichen Gründe, mir die Birne wegzusaufen.

Grummelnd drehte ich mich auf die Seite, um nicht direkt in den Strahlen der Sonne zu liegen. Doch statt einem leeren Kingsize Bett, an welche ich mich während der letzten paar Wochen gewohnt hatte, fand ich jemanden neben mir im Bett liegen.

Kaum hörbar quickend schreckte ich zurück, wodurch ich unsanft auf den Boden fiel. Vorsichtig lugte ich über den Bettrand, um die Person neben mir zu erkennen, aber natürlich war mir der Rücken zugedreht. Doch als ich die rötlichen Haare erkannte, fiel mir alles wieder ein: der Streit, den Ed im Nachtclub hatte, die rasante Taxifahrt durch das nächtliche London, die Stufen des Hotels, die ineinander zu verschmelzen schienen, wodurch wir einige Male darüber stolperten und schließlich unsere hastigen Küsse, die sich zu mehr entwickelten.

Das alles realisierend, blickte ich auf mich selbst hinab, nur um zu bemerken, dass ich nur noch meine Socken anhatte. Im Flüsterton fluchte ich, wobei ich mich auch gleich selbst verfluchte, während ich mich auf die Suche nach Ed's Shirt machte, welches ich mir gestern anziehen wollte. Zusätzlich schnappte ich mir noch bequeme Jeans, die irgendwo in dem relativ unordentlichen Zimmer lagen und band mir gleichzeitig die Haare schlampig zusammen.

Mein Aussehen war mir gerade ziemlich gleichgültig, auch wenn ich wie ein Obdachloser aussah, der in diesem Hotel schon beim Betreten der Lobby wieder hochkant rausgeschmissen werden würde. Auch wenn Ed noch schlief, hing eine eigenartige Stimmung in der Luft, die ich keine Sekunde länger aushalten könnte und da mein Magen sowieso nach Futter und mein pochender Kopf nach Schmerztabletten, beschloss ich den Speisesaal aufzusuchen.

Mit einem Apfel in der einen Hand und einem Glas Wasser, mit drei aufgelösten Aspirin, in der anderen, suchte ich den entlegensten Tisch, wo ich mit meinem quälend schmerzhaften Kater allein war.

Mit den Gedanken in den Wolken sippte ich von meinem Wasser, in welchem sich die Aspirin-Tabletten bereits in prickelndes Wasser umgewandelt hatten. Auch wenn die Sache letzte Nacht definitiv nicht passieren hätte sollen fühlte es sich viel zu richtig an.

In meinem Kopf spielte ich die Bilder, die mir in Erinnerung geblieben waren, wie einen Film nochmals ab. Ich konnte mich nur noch an Bruchstücke erinnern, da nach dem ersten Kuss das meiste in eine, vom Alkohol ausgelöste, Gedächtnislücke fiel.

Schon wieder meldete sich mein Magen mit einem lautstarken Knurren. Um meinem Hunger zu stillen, knabberte ich ein kleines Stück meines Apfels ab, was sich dann aber als fataler Fehler erwies. Der Restalkohol in meinem Blut verursachte einen Tumult in meinem Bauch, der meinen Mageninhalt wieder ans Tageslicht befördern wollte.

So schnell, als dass ich einen Marathon gewinnen hätte können, rannte ich auf das nächstbeste Klo. Nachdem ich 'fertig war' und die Spülung betätigt worden war, ließ ich mich auf den Fliesenboden fallen und lehnte mich gegen die Trennwand der Toilette. In dieser Position sitzend, schloss ich meine Augen und wartete auf die Wirkung der Schmerztabletten.

Ich wusste nicht, wie lang ich so auf der Toilette lag, wobei ich möglicherweise auch kurze Zeit geschlafen haben könnte, aber als ich aufstand und jeden Knochen knacken ließ, fühlte ich mich frischer und wacher denn je.

Give me love (Ed Sheeran FF)Where stories live. Discover now