Kapitel 10

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"Bist du bereit für heute?" bohrte Ed wieder einmal nach und das bereits zum zwölften Mal und es war noch nicht einmal neun Uhr morgens. Bedächtig kaute ich mein Müsli, welches ich mir vom reichlich großen Frühstücksbuffet des Hotel ausgewählt hatte. Zum zwölfen Mal an diesem Tag nickte ich, indes ich meinen Löffel betrachtete. Ohne aufzublicken bemerkte ich, dass Ed immer noch seine Augen auf mir liegen hatte.

Durch meine Wimpern versuchte ich ihn anzusehen, aber er bemerkte meine Reaktion sofort und seine Lippen verzogen sich zu einem breiten Grinsen. Man musste schon blind sein, um nicht zu erkennen, dass er aufgeregt war, über was auch immer wir heute vorhatten. Er rutsche auf dem Stuhl hin und her, an Essen konnte er nicht einmal denken. Um endlich seinem Fingergetrommel zu entkommen, stellte ich seufzend meine Schüssel beiseite. Ich macht Anstalten aufzustehen und schon war Ed auf den Beinen, schnappte sich meine Hand und schliff mich hinter sich her. Sein Gang war beinahe zu schnell als dass ich mit ihm mithalten könnte, also stolperte ich mehr oder weniger vor mich hin, bis er endlich stoppte.

Wir standen abermals vor dem Auto von gestern Nacht, in welches er diesmal zuerst hinein stieg und nicht darauf achtete, ob ich ihm nach kam. Gemächlich kletterte ich auch durch die Schiebetür, die nur wenige Momente danach zugeschlagen wurde. Der Motor startete noch bevor ich mich setzten konnte und als ich mich versah fuhren wir los und ich wurde auf Ed's Schoß geworfen. Augenblicklich spürte ich, wie mir die Röte ins Gesicht schoss. Ich vergaß zu atmen, bewegte mich aber auch nicht vom Fleck.

Einige viel zu lange Sekunden verstrichen, als plötzlich Gekicher zu hören war. Verwirrt und geschockt hob ich meinen erhitzten Kopf, um die Quelle ausfindig zu machen. Der Rotschopf vor, oder besser gesagt unter mir, konnte sich nicht beherrschen und ... lachte mich tatsächlich aus.

"Entschuldigung werter Herr," erwiderte ich empört. Ich war wieder bei Besinnung und konnte nun von ihm wegrutschen.

"Ich hab nicht gesagt, dass mich das stört," wisperte er immer noch amüsiert. Jetzt hatte es mir komplett die Sprache verschlagen. Perplex starrte ich in seine Augen, die sich grinsend zusammenziehend. Sein Pupillen wirkten vergrößert und saugten beinahe die ganze blau-grüne Farbe seiner Iris auf. Auf meinem Rücken spürte ich eine Hand, die sanft, kaum, dass sie mich berührte, auf und ab strich. Immer wieder, bis ich schließlich durch seine zweite Hand näher zu ihm hingezogen wurde. Nun war ich Ed so nah, sodass ich bereits laue Atemzüge auf meiner Wange verspürte. Auch mein Atem kam stoßweise. Durch meine Wimpern hindurch blickte ich zu Ed auf, dessen Gesicht näher als erwartet war.

Ich erhob meine Hand, um mit meinem Daumen über seine weichen, vollen Lippen zu streichen. Jene Lippen, die ich schon zu spüren bekommen habe. Bei der Erinnerung daran musste ich grinsen, was mich wiederherum leise kichern ließ. Zärtlich legte sich etwas um mein Kinn und hob es an. Ein behutsamer, gleichzeitig aber auch fester Griff zwang mich, Ed anzusehen. Meine Pupillen wanderten über Ed's Gesicht, untersuchten es gründlich. Schließlich blieb mein Blick wieder auf seinen Lippen liegen, mit dem Wunsch sie abermals berühren zu dürfen.

Leider wurden meine Träume zerstört, als das Auto eine Vollbremsung machte und ich in hohen Bogen von Ed's Schoß auf den nicht so weichen Boden geschleudert wurde. Anstatt mir zu helfen, lag er selbst auf dem Boden, weil er sich vor Lachen nicht mehr halten konnte. Obwohl ich von seinem Verhalten sauer werden sollte, fand ich dieses raue Lachen niedlicher als jedes, das ich zuvor gehört hatte. Also blieb mir wohl nichts anderes übrig als mit zu lachen und die Schamesröte, die mir gerade ins Gesicht stieg, zu verbergen.

"Hey," vernahm ich Ed's zarte Stimme, nur wenige Zentimeter von mir entfernt. Abermals hob er meinen Kopf an, diesmal bedachter. Sanft küsste er mich. Seine weichen Lippen auf meinen gaben mir das Gefühl als würde Zeit und Raum fehlen. Mein Magen explodierte fast von den unzählbaren Schmetterlingen, die darin herum flatterten. Hitze stieg in meinem Kopf, während meine zitternden und eiskalten Hände sich um Ed's Nacken legten, um ihn näher an mich heran zu ziehen.

Doch abermals wurde unser "wildes Rumgeknutsche" von Stuart gestört, der diesmal unsacht die Schiebetüre aufzog, um und am Boden sitzend, ineinandergeschlungend vorzufinden. Peinlich berührt brachte Stu ein paar Gluckser heraus, bis Ed als Erster aufstand, aus dem Wagen stieg und ohne ein weiteres Wort auf das Gebäude vor uns zu marschierte. Wie bestellt und nicht abgeholt starrte ich ihm nach, als Stuart mir eine Hand reichte und mir aus dem Wagen hinausholf.

Mit ihm an meiner Seite trat ich durch durch die Tür, die von zwei Sicherheitsleute, vollkommen in schwarz gekleidet, bewacht wurde. Gleich darauf folgte ein kurzer Gang mit erstaunlich vielen Türen, die alle gleich aussahen. Zielstrebig marschierte Stuart auf die letzte, ganz hinten im Korridor zu und öffnete sie mit einem Ruck. Dahinter befand sich ein kleiner Raum, der mit Kirschenholz vertäfelt war. Außer zwei weiß gepolsterten Stühlen, befand sich kein Mobiliar hier. Dennoch bestand die Wand, gegenüber der Tür, nicht aus Holz, sondern aus Glas, durch welches man in einen anderen, noch kleineren Raum blicken konnte. In diesem standen zwei Mikrophone und eine Gitarre lehnte an der gepolsterten Wand. Das Instrument gehörte ganz klar Ed. Ich erkannte Nigel gleich auf Anhieb, von der Zeit, als ich noch im Hotel gearbeitet hatte.

Vor der Glaswand war ein Mischpult aufgebaut, das eigentlich den gesamten Raum einnahm. Trotz des Platzmangels konnte ich außer Stuart und mir noch sechs andere Personen zählen. Als die Tür mit einem Knirschen zuflog, drehten sich alle um, sodass ich alle Gesichter sehen konnte. Ed stand rechts am Rand, zuvor war er wohl in ein Gespräch mit einem älteren, grauhaarigen Mann und einer etwas jüngeren Frau vertieft. Am Mischpult saßen zwei Männer mittleren Alters und ein ziemlich junges Mädchen stockte in der Bewegung, als sie jeden ein Glas Wasser bereitstellte.

"Gut, dann wären wir jetzt komplett," rief der ältere Herr erfreut aus. Durch die plötztliche Erhebung seiner Stimme zuckte ich kurz zusammen, wodurch leise in sich selbst hineinkicherte.

"Hier, lern das hier," wies mich die Frau ganz geschäftlich an, während sie mir einige Blätter Papier in die Hand drückte. Bei genaueren Ansehen konnte ich erkennen, dass es sich um Noten und Textzeilen handelte, die in krakliger Schrift niedergeschrieben waren. Die Zetteln in meiner Hand waren ganz klar Kopien, aber es war dennoch zu erkennen, dass das Kopierorginal stark zerknittert war und an manchen Stellen waren sogar Tintenflecke zu sehen. Aber es war trotzdem alles les- und erkennbar, sodass ich eine Ahnung hatte, wie die Noten ungefähr auf- und abhüpften.

Ich studierte die Noten genau und summte eine ungefähre Melodie in meinem Kopf. Auch wenn ich mir immer noch nicht ganz sicher war, was das hier alles werden sollte, gefiel mir der Gedanke in einem professionellen Aufnahmestudio zu sein.

"Hört sich doch schon ganz gut an," staunte einer der jungen Männer am Mischpult, "wenn ihr wollte, könnt ihr schon anfangen."

Begeistert nickte Ed ihm zu und zog mich mit in den kleineren Raum, mit den Mikrophonen. Wenn ich bis jetzt nicht wusste, was das zu bedeuten hatte, spätestens jetzt war ich mir im klaren. Ed will ein Lied mit mir aufnehmen. Mit seiner Stimme und mit meiner Stimme. Zusammen. Bei einem Duett. Und offensichtlich auch mit seiner Gitarre. Nur wir zwei. Sonst keine anderen Sänger. Oder sonst irgendwelchen Instrumenten.

Ich war wirklich nicht in der Lage mich zu bewegung oder konnte auch nur im geringsten daran denken, einen Song aufzunehmen und richtig zu singen, in ein Mikrophon, vor anderen Leuten, mit Ed. Meine Gedanken schwirrten herum und ich war mir nicht im klaren, dass alle auf mich eingeredet hatten. Ich wachte erst wieder aus meiner Trance auf, als leise Gitarrenklänge zu hören waren. Die kamen geradewegs von Ed, der versuchte Nigel zu stimmen.

Schon hatte er erfolgreich die richtige Spannweite und bereitete sich aufs Spielen vor. Ohne meine Reaktion abzuwarten, legte er seine Finger auf den Steg und zupfte eine Melodie. Als er den Rhytmus gefunden hatte, warf er einen abschätzenden Blick durchs Fenster, um Bestätigung der Mischpulttypen zu bekommen.

Und schon fing er an zu singen...

Heeeeeeeeeyyy, wieder mal ein Update :D Rechts noch ein Fetus-Bild von Ed

Und viel Spaß all jenen, die ihn in der nächsten Zeit auf der Europa-Tour zu sehen bekommen :)

Give me love (Ed Sheeran FF)Where stories live. Discover now