Kapitel 13

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"Brian"

Mehr als ein Hauchen brachte ich nicht zusammen. Als Antwort grinste mich der Junge vor mir breit an.

Entgeistert und mit offenen Mund starrte ich ihn an. Von allen Menschen der Welt hätte ich meinen Exfreund am wenigsten erwartet. Vor allem nachdem das was passiert ist, eben passiert ist.

"Was machst du hier?" konnte ich schließlich herauswürgen. Einerseits konnte ich immer noch diese kochende Wut spüren, die tief in mir brodelte. Dieser eine Teil von mir wollte ihm die Nase brechen und ein blaues Auge schenken.

Zum Glück - für Brian - siegte die andere Seite, wodurch ich ihn freudenerfüllt um den Hals fiel.

Er hatte das sichtlich nicht erwartet, als er nach hinten taumelte und einen bassartigen Laut entweichen ließ. Seine Brust vibrierte durch sein kehliges und vollkommenes Lachen, wodurch ich mich in alte Zeiten zurückversetzt fühlte.

Es schien fast, als wäre alles in Ordnung. Als würden wir im Wohnzimmer meiner Eltern sitzen und fernsehen, eingehüllt in die braune Wolldecke, die er mir zum halbjährigen geschenkt hatte, auf dem Tisch vor uns würden zwei dampfende Tassen mit heißer Schokolade stehen.

Nicht lange blieb ich in meiner kleinen Traumwelt. Nach einigen, wohltuenden Sekunden löste sich Brian von mir, um mich mit einem schiefen Lächeln anzusehen. Als wäre ich ein 14-Jähriges Mädchen, welches stereotypische Boybands anhimmelt starrte ich ihn an. Meine Augen könnten genauso gut Herzen sein. Brian hatte sich in den letzten Jahren wirklich kaum verändert. Die rotbraune Mähne hing ihm etwas mehr über seine glasklaren blau-grünen Augen, welche damals hin und wieder mit Eyeliner hervorgehoben wurden. Zu meiner großen Überraschung trug er immer noch die Kette, welche ich ihm mal aus einem Urlaub mitgebracht hatte.

"Gehn wir irgendwo rein und ich lade dich auf einen Kaffee ein, dann können wir in Ruhe reden", schlug Brian vor.

Zustimmend nickte ich, wobei ich mich bereits bückte, um das Kleingeld aus dem Koffer zu fischen und die Gitarre reinzupacken. Kaum hatte ich auch das getan, nahm mir der Junge neben mir den Koffer aus der Hand, schulterte ihn und marschierte auch schon davon.

Verwirrt blieb ich zurück, bis ich realisierte, dass er nicht vorhatte auch mich zu warten. Auch nicht als ich aufgeholt hatte, drehte er sich nach mir um. Schweigend stapften wir durch den knöchelhohen Schnee, der in der Seitenstraße, in der wir uns jetzt befanden, nur von ein paar Fußabdrücken versehen war. Wortlos gingen wir nebeneinander her, scheinbar ohne fixe Destination.

Halb erfroren erreichten wir schließlich ein kleines Café, welches nicht wirklich gefüllt war. Brian wählte für uns einen Tisch in der hintersten Ecke, am weitesten entfernt von allen anderen. Kaum hatten wir Platz genommen stand auch schon ein junges Mädchen vor uns, von dem Brian einen grünen Tee und einen Café Latte bestellte.

"Also Brian", fing ich an, sobald die Kellnerin wieder verschwunden war.

"Warte", unterbrach er mich, bevor ich noch etwas sagen konnte, "ich bin wirklich erleichtert dich aufgefunden zu haben. Mir ist vollkommen klar, dass ich dich falsch behandelt hatte, zumal ich auch verdammt bescheuert war und es auch immer noch bin. Also lass uns bitte Gras über die Sache wachsen und nochmals von vorn beginnen."

Hörte ich da gerade richtig? Wollte Brian mir damit sagen, dass er mich nie verlassen hätte sollen? Sacht fasste er mir ans Kinn, um kichernd meinen Mund zu schließen, welcher vor Entsetzen weit geöffnet war. Ich war zu geschockt um irgendetwas zu sagen. Er konnte doch nicht einfach für vier Jahre jeglichen Kontakt vermeiden und dann einfach mal so antanzen und erwarten, dass ich überglücklich über alles war und in seine Arme zurückflog.

Give me love (Ed Sheeran FF)Where stories live. Discover now