Kapitel 3

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Augenblicklich verstummte ich und drehte das Wasser ab. Um völlig leise zu sein, hielt ich sogar die Luft an. Angestrengt lauschte ich, ob ich noch irgendetwas von Ed hören konnte, Gesang, Schritte oder vielleicht sogar Atemgeräusche. Aber er war genauso leise geworden, wie ich. Einige Momente wartete ich noch, aber da ich wirklich keine Geräusche mehr wahrnehmen konnte, schob ich den Duschvorhang zur Seite um nach dem Handtuch zu greifen. Es hing auf der anderen Seite des Raumes, um es mir um den Körper zu wickeln, als plötzlich die Tür aufflog. 

Geschockt stand ich nun da, nackt, das Handtuch in der rechten Hand haltend. Vor mir stand tatsächlich Ed, der sich genauso wie ich kein Stück bewegte und mich anglotzte. Meine Augen folgten den Bewegungen seiner, die meinen Körper rauf und runter wandelten. 

Als ich mich wieder fing, entwich ein schriller Schrei aus meiner Kehle und somit erwachte auch Ed wieder aus seinem Koma. Er legte eine Hand über seine Augen, weil er wahrscheinlich sich sonst nicht davon abhalten konnte, mich zu mustern. Zu seiner Verteidigung musste ich sagen, dass ich schon ziemlich dünn war. Aber nur weil ich meistens nur die Reste vom Frühstück für die Hotelgäste irgendwie bekam und das war auch eher karg, weil fast nie jemand hier wohnt. 

Endlich wichen Ed's Augen von mir ab, suchten nach etwas im Raum, seine Hand folgte, wo sein Blick hinfiel. Im nächsten Moment fühlte ich etwas weiches, das um meinen Körper gewickelt wurde. Fürsorglich wickelte er ein Handtuch um meinen Körper, ohne noch ein weiteres Mal auch nur noch ein Augenzwinkern in die Richtung meiner privaten Zonen zu wagen. Lange und eindringlich sah er mir in die Augen, lächelte sanft, bevor er sich ohne Vorankündigung umdrehte und den Raum wieder verließ.

Unwissend, was ich machen sollte, blieb ich stehen, bis sich mir die Zehen, von der Kälte der Bodenfliesen zusammenzogen. Ich zog das Handtuch enger um meinen noch nassen Körper und schritt durch die Tür, um mich anzuziehen und dann Ed nachzulaufen. Gerade, dass ich mein T-Shirt über den Kopf gezogen hatte und in die durchlöcherte Jogginghose hineingeschlüpft war lief ich barfuß aus dem Zimmer in den Korridor. 

Meine nackten Füße tapsten die Treppe hinunter, die fast geräuschlos, aber dennoch hörbar knarzten, was mich mein Tempo verlangsamen ließ. Mit mehr Vorsicht hüpfte ich über die letzten Stufen, drehte mich am Ende der Treppe nach rechts, um das Zimmer von Ed zu erreichen. Schon komisch, wie sehr er mich faszinierte, obwohl ich nur zwei Mal mit ihm geredet hatte, abgesehen, von der peinlichen Begegnung vorhin. 

Zaghaft klopfte ich an die Tür, gab darauf Acht, nicht zu laut zu klopfen. Man konnte ja nie wissen. Kaum hatten meine Finger das Holz berührt, bewegte sich schon etwas. Durch den kleinen Türspalt, der entstanden ist, blickten mir wunderschöne Augen entgegen. "Kann ich dich etwas fragen?" flüsterte ich, woraufhin er nickte. Ed öffnete mir den Weg ins Zimmer, obwohl lieber nicht mit ihm allein sein wollte, also in einem Zimmer. Auf dem Flur ist es etwas anderes. Fast schon gegen meinen Willen ging ich ins Zimmer und setzte mich auf einen der Holzstühle, die vermutlich mal auf irgendeinen Flohmarkt zum Verkauf waren. 

"Also?" fragte Ed. 

"Hast du hinter der Tür auf mich gewartet?" Diese Frage hatte ich selbst nicht von mir erwartet. Wieder einmal war mir meine spontane Ader in den Weg gekommen. "Das ist, was du wissen willst?" lachte er. Entschuldigend zuckte ich mit den Schultern, begleitet von einem halben Lächeln, das nicht als welches gemeint war. "Ja." antwortete er gegen meiner Erwartungen, "ja, ich habe auf dich gewartet, weil ich wusste, dass du kommen würdest."

"Wieso?"

"Weil, naja... wegen... äähm... der Situation vorhin," meinte er verlegen. "Nein" Amüsiert kicherte ich, "wieso wartest du auf mich, wieso willst du, dass ich komme?" Daraufhin entglitten Ed's Gesichtszüge. Um seine Verlegenheit zu verbergen fixierte er den Boden. "Um ehrlich zu sein, ich wusste es nicht", gestand er leise, "ich hab es mir gewünscht." Während ich die Worte noch verarbeitete, kam er langsam, Schritt für Schritt, näher. Zwischen uns lagen etwa fünf Meter, pro Meter benötigte er zwei Schritte.

Give me love (Ed Sheeran FF)Where stories live. Discover now