Die Dachbalken fingen an in einem seltsamen Licht zu verschwimmen und der Raum begann sich zu drehen. Oder drehte ich mich? Vielleicht war das mit dem Aufsetzen doch keine so gute Idee gewesen. Ich spürte wie Gideon seinen Arm um mich legte und kniff die Augen zusammen. Elapsiert war ich schon - daran konnte es also nicht liegen. "Oh- 'tschuldigung...hab...habe ich euch gestört?",durchschnitt eine klare Stimme die Stille. Anthony. Langsam öffnete ich wieder meine Augen. Der Raum stand wieder und die Dachbalken hatten aufgehört zu strahlen. Dafür stand Anthony direkt vor mir. Mit seiner kleinen blassen Hand berührte er vorsichtig meine Wange. And der Stelle,an der er nur mit wenigen Millimetern meine Haut berührte, durchzuckte mich sofort ein wohliger Schauer. "Tut mir echt leid wegen vorhin.",sagte er. Mit klaren blauen Augen starrte er mich an und ich wusste sofort,dass er es ernst meinte. Ich zwang mir ein sanftes Lächeln auf,das mir erstaunlich leicht gelang. "Kein Problem,Kleiner.",antwortete ich und breitete die Arme zu einer Umarmung aus. "Gwendolyn ich weiss nicht ob das-",fing Gideon an,doch da hatte ich den Kleinen schon in meine Arme geschlossen- und war erstaunt. Ich hatte einen kühlen harten Körper erwartet,doch stattdessen ging eine unglaubliche Wärme von ihm ab. Keine Hitze oder soetwas. Nein,diese Wärme,die dein Inneres erwärmt. Er schmiegte sich an mich und sein Körper war weich und wohlig - wie ein Kinderkörper eben. Babyspeck. Ich dachte nicht einmal daran ihn wieder los zulassen. Hey,vielleicht hatte ich ja einen neuen besten Freund gefunden? Der auch gleichzeitig mein 9 Jahre jüngerer Sohn ist,aber was solls...
"Mum?",murmelte er.
"Ja,Tony?",antwortete ich und war von mir selbst überrascht. Ich habe auf Mum reagiert und ihn beim Spitznamen genannt. Wow,wir machen Fortschritte!
"Du kannst mich jetzt los lassen...",er kicherte.
"Oh...ja...stimmt...sorry!",ich strich ihm über die Haare,bevor ich ihn wieder los ließ und er es sich auf meinem Schoß bequem machte.
In diesem Moment flog die Tür auf."Gideon bitte sehen Sie,dass- oh. Wie ich sehe haben die Beiden schon richtig Bekanntschaft gemacht.",Mister George lächelte.
"Jap,haben wir.",antworteten Tony und ich unisono. Mister George sag zwischen uns hin und her. Ein bisschen fühlte ich mich wie ein Zootier. Tony sprang von meinem Schoß und wollte glucksend auf Mister George zulaufen,doch stolperte und stieß sich den Arm an der Glaskante des Teetisches. Obwohl er sofort wieder aufsprang zuckte ich unwillkürlich zusammen. "Alles okay?",wisperte Gideon. Ich nickte nur und rieb mir geistesabwesend den Oberarm.
Mit zusammengekniffenen Augen musterte mich Mister George.
"Das habe ich mir gedacht...",murmelte er immer wieder,was mich fast zur Weißglut brachte. "Was gedacht?",fragte ich laut. Keiner antwortete. "Hallo?",wieder keine Antwort. Alle starrten nur Anthony an,der am Tisch saß und friedlich vor sich hinkritzelte. Ich stand auf und setzte mich in einer beschützenden Pose neben ihm nieder. Immerhin war das mein Sohn,den sie da so angafften. Jetzt fiel mir auch auf wieso. Anthony malte nicht. Er schrieb. Etwas verdutzt sah ich ihn an. "Du kannst schon so gut schreiben?" "Ja.",antwortete er. "Das hast du mir beigebracht,erinnerst du dich nicht mehr?"
"Nein...",gab ich zu. "Und was schreibst du da?"
"Das weiß ich nicht.",er legte den Stift beiseite und krabbelte auf meinen Schoß.
Verwirrt legte ich die Arme um ihn und griff das Papier.
Die krakeligen Buchstaben waren schwer zu enziffern,doch WAS dort stand,ließ mir das Blut in den Adern gefrieren.»Mit Diamant und Rubin die Liebe vergeht
Mit Ebbe bei Flut der Vergangenheit steht.
Mit Tos' sich der Kreis der Zwölfe' erweitet
Citrin durch Ärger und Wut doch bereitet.
Die Macht des Citrin nicht zu nieder geschätzt
Auch jung und alt und den Raben verletzt.
Durch die Macht der Mutter dem Jungen gegeben
Ist Tod der Sieg und nieder das Leben.
Für Recht und Ordnung die nun nicht mehr herrscht
Stößt Raben das Reh
Und Citrin zerberscht.
Durch Bund und Güt'
Der Rubin verglüht.«
Ich laß es mir immer wieder durch.
Und wieder.
Und wieder.
Und versuchte den verdammten Sinn dahinter zu erkennen.
Ich laß mir die letzte Zeile weiter durch.
Zerberscht,Zerbrechen,Zerschmettern,Zerschlagen.
Tot. Der Citrin.
Der Citrin das Reh?
Anthony.
Rubin. Rubin,der Rabe.
Ich.
Mit aufgerissenen Augen starrte ich Anthony an,bevor ich mich wieder einmal am Boden wiederfand.
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Citringelb - Rubinrot Fanfiction
Fanfiction»Mein Name ist Gwendolyn Sophie Elizabeth Shepherd. Ich bin der Rubin in Kreis der Zwölf. Und wenn ihr gedacht habt, es sei vorbei - tja,dann habt ihr euch gewaltig getäuscht. Glaubt mir, mir wäre es auch lieber gewesen wenn wir wie normale Menschen...