//Kapitel 8//

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"Verdammt,irgendwas müssen wir doch dagegen tun können,oder?",hörte ich Gideons gedämpfte Stimme. Haben die mir tatsächlich Kopfhörer aufgezogen? Wattebäusche in die Ohren gesteckt? Der Loge würde ich alles zutrauen. Ich blinzelte kurz,dann fiel es mir wieder ein. Ich war ja umgekippt. Mal wieder. Langsam fing es an zu nerven. Minimal. Ich strecktr die Finger aus und betastete den kühlen Boden um irgendetwas zu finden das mir Halt gab. "Mu-um?",krächzte eine dünne Stimme neben mir. Ich drehte den Kopf ein Stück und öffnete die Augen nun ganz. Neben mir - ebenfalls auf dem Boden auf ein Kissen gebettet - lag Anthony. "Was machst du denn hier?",gab ich weniger schlau von mir. Anthony sah mich mit glasigen Augen an. Langsam hob er seine winzige Hand und legte sie in meine. "Nach was sieht es denn aus?",seine Stimme zitterte. "Ich bin umgekippt und uh-" Er stockte.
"Anthony? Tony? Hallo?" Langsam machte ich mir Sorgen. Ich schloss meine Hand um die seine und setzte mich auf um seinen Kopf in meinem Schoß zu betten. Er machte einen Versuch aufzustehen,kippe aber gleich darauf wieder um und fiel in seine Ausgangsposition zurück. Er sah mich an. "Das ist gut runter gegangen.",sagte er mit schmalen Lippen und meinte damit offensichtlich seinen Sturz. "Was ist gut runter gegangen?",fragte Mr George der uns nun auch entdeckt hatte.
"Nichts.",sagte Tony,bevor er wieder die Augen schloss.
"Die Titanic.",antwortete ich.

Man hatte uns endlich gehen lassen. Aber erst nachdem man mich gründlich durchgecheckt und mit Keksen gemästet hatte. Jetzt waren wir also auf dem Weg nach Hause,zusammen mit Anthony. Und ich hatte keine Ahnung wie ich ihn meiner Mum erklären sollte. Viel Zeit zum Überlegen blieb mir nicht,denn da hielt der Taxifahrer schon. Ich öffnete die Tür und ließ Tony hinaus,wollte hinterher steigen aber Gideon hielt mich sanft am Handgelenk fest. Ich drehte den Kopf und versank in seinen intensiv grünen Augen. "Viel Glück. Und bis morgen.",flüsterte er,strich mir eine Strähne aus dem Gesicht und küsste mich sanft. Ich hielt seine Hand und erwiderte den Kuss mit aller Liebe die ich aufbringen konnte,um ihm zu zeigen,dass es mir egal war,was alles passiert war. Und er schien nicht gerade abzuwehren. Wahrscheinlich hätten wir uns selbst verloren wenn Anthony's zartes "BAH DAS IST JA EKELHAFT.",uns nicht unterbrochen hätte. Ich grinste. "Also,bis dann.",sanft drückte ich seine Hand und sah dem schwarzen Taxi nach,bis es um die Ecken London's verschwunden war. Dann wandte ich mich der Haustür zu und fummelte mit dem Schlüssel im Schloss herum. "Und Granny weiß dass ich komme?",fragte Anthony mit großen Augen. Ich schüttelte den Kopf,öffnete die Tür einen Spalt weit und kniete mich dann zu ihm nieder. "Hör zu,Tony. Bevor du Granny oder irgendjemanden sonst begrüßt... Lass mich mit ihnen reden,okay?" Er nickte anständig. "Okay. Aber Mummy?" "Mhh?",ich stand auf und nahm ihn auf dem Arm. Er war erstaunlich leicht. "Ich bin müde...",er legte seinen Kopf auf meine Schulter und schloss die Augen. Ich seufzte. Aus dem Vorstelle wurde dann heute wohl nichts mehr.

Nachdem ich Anthony mehr oder weniger vorsichtig in mein Zimmer getragen und hinter mir abgeschlossen hatte,legte ich ihn sanft aufs bett,deckte ihn zu und ließ mich erschöpft auf meinen alten ausgebeulten Sitzsack fallen. Gerade wollte ich die Augen schließen,da traf mich ein fetter Wasserstrahl mitten im Gesicht. "Xemerius.",zischte ich wütend. Über mir hörte ich raues Gekicher,dann ein Windzug und Xemerius saß vor mir. Live und in Farbe. Er legte den Kopf schräg und sah mich an. "Guten Abend Heuhaufenmädchen, wo hast du denn den Kotzbrocken gelassen?",dann fiel sein Blick auf Tony. "Uuuh. Hast du mir Fressen mitgebracht?!",er leckte sich die Lippen. Ich musste Lachen. Zwar war der kleine Wasserspeierdämon verdammt nervig,aber auch einfach irgendwie... Knuffig.
"Nein,Xemerius,das ist kein Fressen. Das ist Anthony." "Kann man das auch essen?" "Nein,das kann man nicht essen. Weil DAS nämlich mein Sohn ist." Stille. Auf einem fing er an hysterisch und laut zu lachen. Er sprangt in die Luft,flog auf die Deckenlampe zu und ließ sich Kopfüber herunter hängen. "DAS HEUHAUFEN MÄDCHEN WAR IM HEUHAUFEN UND HAT JETZT EINEN KLEINEN HOSSENSCHEISSER AN DER BACKE!",gröhlte er und schien sich fast nicht mehr einzukriegen. "Was ist ein Heuhaufenmädchen?",erschrocken drehte ich mich um. Anthony war aufgewacht und rieb sich verschlafen die Augen. Dann grinste er und fing an zu glucksen. "Was ist denn das da?",mit seinem kleinen Finger deutete er auf Xemerius. "Warte,der Hosenscheißer sieht mich?",fragte der verblüfft. Und sprach somit genau das aus,was ich mir gerade dachte.

"Wieviele Finger halte ich hoch?",krächzte Xemerius und hielt seine Tatze nach oben. "Du hast Finger?",fragte Anthony erstaunt. Ich musste grinsen. Diese Unterhaltung ging nun schon seit knappen zwanzig Minuten so. Eine klare Antwort hatten wir immer noch nicht. "Faaaaaalsch!",brüllte der Wasserspeier schadenfroh. "Das waren vier Finger! Vier! Von wegen keine..." Vor Lachen brüllend ließ er sich von der Zimmerlampe baumeln und ergoss einen Wasserstrahl über Tony. Der kreischte auf. "MUM DER HAT MICH NASS GEMACHT!!!" Instinktiv schlug ich ihm die Hand auf den Mund,warf mich auf ihn und hielr den Atem an. Wenn ihn jetzt jemand gehört hat,dann bin ich ihnen eine Erklärung schuldig. Aber so weit war ich noch nicht. Also lauschte ich. Nichts,außer das Ticken meiner alten Wanduhr aus Kinderzeiten und Charlottes perfektem Flügelspiel im Musikzimmer. So langsam wurde mir dann auch bewusst,dass ich Anthonys zerbrechliche Figur soeben fast zwischen 60Kilo Körpergewicht und dem Lattenrost zu Pfannenkuchen gequetscht hatte. Ein wehleidiges Winseln bestätigte mir das. "Shit,sorry.",murmelte ich und hievte mich von ihm herab. "Macht nichts. Bin ja nicht aus Holz." Gerade als ich ihm freundlich erklären wollte,dass er wohl Holz und Glas verwechselt hatte,tönte Mum's Stimme durch das Haus. "GWENDOLYN. ESSEN." Und noch bevor ich Anthony erklären konnte,dass er unbedingt auf dem Zimmer bleiben und ruhig sein sollte,war er auch schon nach unten gerannt.

"Verdammt..ANTHONY!",aufgebracht und verängstigt rannte ich ihm hinterher. Aber der Kleine war einfach verdammt schnell. Gerade als ich in die Küche einbog sah ich,wie er aufgeregt mit meiner Mutter redete. Oder besser gesagt sie anredete. Denn Grace selbst starrte ihn nur mit offenem Munde an. "Mum...mum ich kann das erklären.",stotterte ich. Doch um ehrlich zu sein hatte ich keinen Plan. "Gwendolyn,wer ist das?" Jetzt war ich in Erklärungsnot. Ausgesetzt vor der Höhle des Löwen. Alleine und verlassen auf dem Schlachtfeld. Ich setzte zum ersten Versuch an. "Mum,setz dich.",gerade als sie sich niedergelassen hatte,kam Tante Maddy die Treppe herunter gehumpelt. "Ach der kleine Herr Anthony beehrt uns heute.",lächelte sie und setzte sich ebenfalls. "Tante Maddy woher-?!" Doch sie beachtete mich nicht. "Und wie war dein Fußballspiel,Kleiner? Hat Mummy auch schön gejubelt?",sie sah Anthony eindringlich an. Der starrte unerschrocken zurück. "Ich spiele kein Fußball.",sagte er kurz angebunden und nahm sich dann einen Hähnchenschlägel aus dem Topf,den Mum noch immer in der Hand hielt.
Tante Maddy schaute enttäuscht zu Boden. "Dann habe ich das wohl auch nur geträumt."

Der Satz traf mich wie ein Schlag. Also hatte Maddy es schon vorher gewusst? Oder dachte sie wüsste es? Oder...so? Ich weiß nicht,warum ich das tat,aber ich sprang einfach auf. "Mum.",sagte ich schrill. "Das ist Anthony de Villier, der Sohn von mir und Gideon. Er kommt aus der Zukunft. Ich bin schwanger. Oder ich werde schwanger sein. In einem Jahr. Im November. Glaube ich... ",ratterte ich herunter. Grace sah mich verwirrt an. "Gwendolyn du bist schwanger?",sie klang geschockt. "Nein.",verbesserte ich. "Ich werde schwanger sein." Grace lächelte leicht. "Ja,das hoffe ich doch irgendwann einmal." Diese neumodische total sinnlos behindert ausdehende Facepalm wäre an dieser Stelle sehr angebracht gewesen. "Mum. Ich werde in einem Jahr schwanger sein. Mit Anthony. Tony ist gerade aus der Zukunft hier gelandet...",erklärte ich wieder. Grace's Gesicht verdunkelte sich und sie musterte Anthony. "Gideon?",fragte sie kühl. Ich nickte. Wow,ich glaube sie hatte es verstanden...
Gerade,als ich die Stimmung etwas lockern wollte,hörte ich einen ohrenbetäubenden,markerschütternden Knall. Ein stechender Schmerz durchzuckte meine Brust. Ein zweiter Knall. Diesmal klang es gedämpft. Ich spürte ein Brennen an der Schläfe,ein ziehen im Kopf. Das letzte das ich hörte,war Anthony's verzweifeltes Schreien,dann war alles Rabenschwarz.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 16, 2015 ⏰

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