Die Neue

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Einen Monat später zogen wir tatsächlich nach Miami. Im Moment sass ich im Auto meines Bruders. Wir waren auf der Fahrt zu unserer neuen Wohnung. In meinem Sitz verkriechend, hörte ich laut Musik. Meine Eltern waren schon früher hierhergekommen, um alles einzurichten. In dieser Zeit wohnte ich bei meinem Bruder.
„Hey meine Kleine, wir sind da.", sprach mein Bruder mich an. Unsicher sah ich zum Fenster raus. Ich sah ein circa zwanzig stöckiges Haus. Ethan öffnete mir die Autotür. Er hob meinen Koffer hoch und ging voraus. Widerwillig folgte ich ihm. Im neunten Stock hielten wir und stiegen aus. Auf diesem Stock gab es zwei Türen. Wir wohnten auf der linken Seite.
Wenn man durch die Tür trat, kam man in einen langen Gang. Hier gab es vier Türen. In den ersten beiden waren das Gästezimmer und das Arbeitszimmer meiner Eltern. Die anderen zwei waren die Schlafzimmer. Auf der rechten Seite befand sich meine Zimmertüre. Zögerlich öffnete ich sie. Es war in verschiedenen Blau- und Grüntönen eingerichtet. Es befanden sich mein Bett, ein volles Bücherregal, ein Schreibtisch, ein Schrank und mein Klavier darin. Von meinem Zimmer konnte man auf den Balkon gelangen. Und auf der einen Seite meines neuen Zimmers führte eine Tür weg. Neugierig öffnete ich sie. Dahinter befand sich ein Bad. Ein eigenes Bad? War ja cool! Ich freute mich ehrlich. Mit einem Lächeln auf den Lippen erkundete ich unsere Wohnung weiter. Am Ende des Ganges kam man in einen grossen Raum. Auf der linken Seite an der Wand waren die Küche und der Esstisch und auf der rechten Seite war das Wohnzimmer. Zwei bequem aussehende Sofas, ein Couchtisch, eine Stereoanlage und ein Fernseher. Meine Eltern und mein Bruder sassen auf den Sofas.
„Und gefällt's dir, Schätzchen?", erkundigte sich Mom. Lächelnd nickte ich.
Danach redeten wir, oder besser gesagt meine Eltern und Ethan, über alles Mögliche. Als sie dann auf die Schule zu sprechen kamen, wurde ich wieder hellhörig.
„Shayna, du wirst schon morgen deinen ersten Schultag haben. Ethan wird dich hinfahren und danach wieder abholen. Ja?", erzählte mir Dad. Ergeben nickte ich.

„Shay, meine Kleine, du musst aufstehen! Ich erwarte dich in einer halben Stunde unten an meinem Auto.", weckte mich Ethan. Er hatte diese Nacht im Gästezimmer geschlafen.
Ich schaffte es sogar pünktlich unten zu sein. Sobald ich eingestiegen war, fuhr er los.
„Okay, das ist deine neue Schule. Sieht doch nett aus.", grinste Ethan. Es war ein hässlicher Betonbau. Ich verdrehte nur die Augen. Ethan begleitete mich in die Schule. Ich wurde von allen angestarrt. Völlig eingeschüchtert drängte ich mich näher an meinen Bruder, der sofort einen Arm um mich schlang. Ich sah mich etwas auf dem Pausenhof um. Alle hatten sich in Grüppchen versammelt. In einer Ecke standen vier Typen, die rauchten. Sie wurden von mehreren Mädchen umschwärmt, die alle ziemlich billig aussahen.
Nachdem Ethan mich im Sekretariat angemeldet hatte, begleitete er mich noch bis zum Schulzimmer. Ich umarmte mich selber um das Zittern zu vermeiden. Ethan bemerkte das, sah mir eindringlich in die Augen und sprach:
„Du schaffst das, okay? Ich glaube an dich und bin immer für dich da. Sei ganz du selbst und lass sie reden." Ich nickte und umarmte ihn fest, was er auch erwiderte.
„Soll ich noch mit reinkommen?" Ich schüttelte leicht meinen Kopf. Nach seinen Worten hatte ich wieder etwas Mut gefunden. Ich schaffte das schon, egal wie! Als mein Bruder um die Ecke verschwand, klopfte ich an die Tür. Schon nach kurzer Zeit wurde sie geöffnet und mir stand eine Frau mittleren Alters gegenüber. Das musste meine Lehrerin sein.
„Oh, hallo. Du musst Shayna sein. Ich bin Mrs Bennett. Komm rein.", bat sie mich und wandte sich dann an die gesamte Klasse.
„Hört mal alle her! Das hier ist Shayna Lewis, unsere neue Mitschülerin. Möchtest du dich nicht vorstellen?" Oh shit! Ich schüttelte sofort abwehrend meinen Kopf. Etwas erstaunt sah sie mich an und wies mich dann aber an, mich zu setzen. Der einzige freie Platz war an der rechten Seite am Fenster. Dort sass ein Junge. Er sah aus, wie ein Streber. Also nicht böse gemeint oder so, aber er hatte beige Stoffhosen und ein gelb-rot-kariertes Hemd. Zusätzlich trug er eine dicke Brille und hatte seine Haare streng zurück gegellt. Doch ich schaute nicht auf Äusserlichkeiten. Ich war ja selber nicht ‚normal', da ich nicht redete. Ich nickte ihm schüchtern zu. In meiner neuen Klasse waren etwa gleich viele Mädchen, wie Jungs. Zu meinem Bedauern waren auch die Typen vom Schulhof dabei und ein paar der Mädchen, die praktisch an diesen Jungs zu kleben schienen.
In der Mittagspause lief ich langsam zur Cafeteria.
„Hey, warte mal.", wurde ich gerufen. Fragend drehte ich mich um. Ein Mädchen, welches ebenfalls in meiner Klasse war, kam auf mich zu gelaufen. Sie hatte blonde Haare und braune Augen und war ein wenig grösser als ich. Aber ich war es mir gewöhnt, dass alle grösser waren als ich, denn ich war bloss 1.50 Meter gross. Für meine sechzehn Jahre war ich eindeutig zu klein.
„Du heisst Shayna, nicht wahr? Ich heisse Chloe Harper und bin in deiner Klasse.", begrüsste sie mich. Ich nickte ihr zu und hob eine Hand zur Begrüssung.
„Du sprichst wohl gar nicht?", fragte sie. Ich nickte.
„Okay, damit komm ich klar. Ich wollte schon immer mal eine Freundin, die verrückt ist!", stellte sie grinsend fest. Nun musste ich auch grinsen. Sie wollte meine Freundin sein? Und als hätte sie meine Gedanken gehört, fragte sie: „Willst du überhaupt mit mir befreundet sein?" Ich nickte ohne zu Zögern.
„Super! Komm mit, ich habe einen Sterbenshunger!", rief sie fröhlich und zog mich mit in die Cafeteria.

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Wie fandet ihr es? Zu schnell? Ich wäre froh, wenn ihr mir Feedback geben könntet! Danke! <3

Eure @be_brave__

Silent Voice *paused*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt