stummer Fisch?!

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Als ich erwachte, befand ich mich auf einer grossen Wiese. Neben mir stand Emily und lächelte mich an.
„Em!" Freudig lachend ging ich auf sie zu. Aber gerade als ich sie wie gewohnt umarmen konnte, zuckte sie zurück. Sie warf mir einen bitterbösen Blick zu.
„Du hast Schuld! Shayna, du bist Schuld an meinem Tod! Ich hasse dich!", antwortete sie mit emotionsloser Stimme.
„Aber Em! Ich würde doch nie wollen, dass du stirbst! Bitte, hasse mich nicht!", weinte ich verzweifelt.
„Wegen dir bin ich gestorben! Das ist allein deine Schuld!", schrie sie mich erbost an. Dann rannte sie davon, wieder mal direkt in das herannahende Auto.
„Nein!", brüllte ich.

Schweratmend erwachte ich. Nur ein Traum... Seit zwei Jahren hatte ich denselben, oder immer ähnlichen, Albtraum. Und das jede Nacht! Aber da ich nicht redete, hatte ich bis jetzt noch nie jemandem etwas davon erzählt.
Ich sah auf meinen Wecker und erkannte, dass es erst halb fünf Uhr morgens war. Einschlafen konnte ich vergessen, deshalb quälte ich mich aus der warmen Umarmung meiner kuscheligen Bettdecke. Schnell schlüpfte ich in meine Laufsachen, band meine Haare zu einem unordentlichen Dutt und ging in den Flur. Als ich am langen Flurspiegel vorbei lief, blieb ich kurz stehen, um mich zu betrachten.
Ich hatte glatte, schwarze Haare, die mir bis zur Hüfte reichten. Dazu hatte ich einen sehr hellen Hautteint, dabei wurden meine grossen, dunklen Augenringe nur noch unangenehm betont. Meine eisblauen Augen stachen sehr hervor und waren auch das einzig bemerkenswerte an mir, fand ich. Ich war, wie schon gesagt, sehr klein und war nicht mager, aber auch nicht dick. So etwas zwischendrin... Ich fand mich selbst nicht so hübsch, aber meine ehemalige beste Freundin, hatte mich immer um mein Aussehen beneidet und ich hatte nie wirklich nachvollziehen können, wieso.
Rasch wandte ich mich wieder von meinem Spiegelbild ab, schnappte mir meine Laufschuhe, den Wohnungsschlüssel und mein Handy. Draussen, vor dem Gebäude, schaltete ich meine Musik an und begann loszulaufen. Sofort dröhnte rockige Musik, wie zum Beispiel Linkin Park, in den Kopfhörer. Ich liebte Rockmusik, aber ich hörte natürlich auch andere Musikstile. Eigentlich hörte und spielte ich alles Mögliche, ich konnte mich nicht auf nur einen Stil festlegen. Und zum Laufen war Rockmusik super geeignet.
Ich hatte auf der Autofahrt zur Schule gesehen, dass ganz in der Nähe meiner Wohnsiedlung ein Park war. Da wollte ich hin.

Als ich um viertel vor sieben wieder zu Hause ankam, sassen meine Eltern bereits in der Küche und tranken einen Kaffee. Es war üblich, dass ich morgens Laufen gehe. Sie haben aufgehört, sich zu viele unnötige Sorgen um mich zu machen. Schnell sprang ich unter die warme Dusche und zog mich an. Für die Schule gab ich mir nicht so spezielle Mühe. Ich zog einfach eine blaue Bluse an, eine schwarze Jeans und meine Goldkette mit dem Schlüssel dran. Auch schminken tat ich mich fast gar nicht, das bedeutete: Concealer, Wimperntusche und einen ganz dünnen Strich mit dem Eyeliner. Fertig!
„Hi, meine Kleine! Du siehst gut aus.", lobte mich mein Bruder, der inzwischen auch in der Küche sass. Ich ass schnell mein Müsli, welches von meiner Mom bereitgestellt wurde. Danach verabschiedete ich mich von meinen Eltern und fuhr dann mit Ethan zur Schule.
Als er vor dem Schulgebäude hielt, drehte er sich zu mir um.
„Okay, wir sind da. Ich glaube an dich, meine Kleine, ja? Wenn dich der Typ von gestern noch mal blöd anmachen sollte, erzählst du mir nachher davon. Ich werde dir dann helfen! Okay, bis nach der Schule! Ich hab dich lieb!", verabschiedete er sich von mir. Ich nickte gerührt und umarmte ihn fest. Dann stieg ich aus, winkte ihm nach und machte mich dann auf den Weg zum Eingang. Ich spürte deutlich die Blicke der Bad Boys auf mir, aber ich drehte mich nicht zu ihnen um und ignorierte sie.
„Shayna! Da bist du ja!", rief jemand. Suchend blickte ich mich um und erblickte Chloe und Chris. Erleichtert ging ich auf sie zu und umarmte die beiden zur Begrüssung.
„Shay, du hast ja gar nicht erzählt, dass du so einen attraktiven Bruder hast! Den musst du mir unbedingt mal vorstellen.", plapperte Chloe sofort auf mich ein. Attraktiver Bruder? Ethan war zwar durchaus attraktiv mit seinen dichten, schwarzen Haaren und seinen blau-grauen Augen, aber viel zu alt für uns! Er war erst vor zwei Monaten 22 Jahre alt geworden und wir waren gerade mal 16 Jahre alt. Ich holte mein Handy hervor und tippte in Notizen:
Mein Bruder heisst Ethan und er ist viel zu alt für dich. ;)
Er ist 22 Jahre alt! Acht Jahre Unterschied!
Dann hielt ich ihr grinsend den Bildschirm unter die Nase.
„Er ist schon 22? Schade... Aber er sieht trotzdem umwerfend aus!", lachte sie. Chris und ich fielen in ihr Lachen mit ein.
„Du bist übrigens über Nacht an dieser Schule berühmt geworden!", teilte Chris mir mit. Erschrocken sah ich ihn an. Weshalb sollte ich berühmt werden? Ich wollte auf keinen Fall im Mittelpunkt stehen!
„Ja, er hat Recht. Alle reden darüber, wie dein Bruder Liam Collins herausforderte! Und dann verbreiteten die Bitches als Rache böse Gerüchte über dich... Willst du sie hören?", schaltete sich auch Chloe ein. Etwas geschockt schüttelte ich den Kopf. Nein! Ich wollte garantiert nicht wissen, was alles über mich erzählt wurde...
„Naja, dein Spitzname solltest du aber erfahren. Ich wette, der kommt von Ashley, so wenig Kreativität wie der hat.", fügte Chloe hinzu. Ich hob meine linke Augenbraue um sie aufzufordern weiterzusprechen.
„Naja, sie nennen dich: stummer Fisch, oder die "Abkürzung" nur Fisch.", sagte Chris. Sie sahen mich mitleidig an. Fisch? Ehrlich? Ich hasse Fische! Mutlos liess ich den Kopf hängen.
„Mach dir nichts draus! Uns nennen sie freakige Spiegelbilder, oder einfach nur Freaks.", meinte Chloe und grinste dabei. Nun grinsten auch Chris und ich.
„Ach, wie süss! Die Opfer tun sich zusammen!", hörten wir eine quietschende Stimme hinter uns. Meine Vermutung bestätigend, standen dort Ashley und ihre Anhängerinnen.
„Halt deine Klappe!", riefen Chloe und Chris aus einem Mund.
„Freaks, ich habe nicht mit euch geredet, sondern mit dem Fisch, obwohl, das dürfte schwierig werden, da sie nicht fähig ist zu sprechen! So erbärmlich. Nicht mal selber verteidigen kann sich dieses Opfer, sie braucht dazu den grossen Bruder.", rief sie böse. Autsch, der sass! Ich würde ihr jetzt am liebsten alle Schimpfwörter und Flüche, die ich weiss entgegenschreien! Warte... Das ist wahrscheinlich genau das, was sie will! Sie will mich provozieren, dass ich ausraste und anfange zu sprechen. Aber nur wegen so einem Mädchen hörte ich doch nicht mit meinem zweijährigen Schweigen auf. Ich holte tief Luft, um mich zu beruhigen. Ich grinste sie mitleidig und verachtend an, drehte ihr eiskalt meinen Rücken zu, schnappte mir die Hände von Chris und Chloe und rauschte mit ihnen davon.

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Was haltet ihr von diesem Kapitel? :)
Eure @be_brave__

Silent Voice *paused*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt